Tribes of the Wind [2022, La Boîte de Jeu]

  • Das ist halt die Standardfrage: Tribes ist ganz klar ein leichtes Kennerspiel, fast schon Familienspiel, mehr will es auch nicht sein. Dass Du da irgendwann die Mechanik durchschaut hast ist klar. Aber dann lebt es immer noch sehr gut vom gegenseitigen Taktieren.


    Ich habe ja nach wie vor den Eindruck, dass viele Expertenspieler hier Spiele solange spielen, bis sie sie für sich "verstanden" haben - und nicht, um dann wirklich tiefer einzusteigen oder auch gegeneinander Strategien zu testen. Wenn man so spielt, dann sind aber Spiele unter einem gewissen Komplexitätsgrad alle recht schnell abgehakt, weil sie für dieses "Verstehenwollen" dann doch nicht genug bieten. Tribes ist eigentlich ein sehr klassischer Euro in dem Sinne, dass die relativ einfachen Regeln nur das Gerüst bieten, um dann gegeneinander (auch mit Kartenglück) anzutreten - und kein Regelpuzzle, wo der Spaß dann darin besteht, überhaupt erstmal zu verstehen wie man hier gewinnen könnte. Manchmal habe ich den Eindruck, dass nur wenige hier polymorph genug sind, um beides wertschätzen zu können. Was natürlich kein Angriff sein soll - aber das dann leichte Kost wie Tribes nicht das richtige ist, sollte auch vorher schon klar sein.

  • Ich hab das Spiel Montag online mal spielen können (zu zweit). Zu Beginn der Partie waren wir noch ziemlich angetan, weil der Mechanismus, über den man die Karten spielt, sich doch komplett neu anfühlt. Kannte ich jedenfalls so nicht.


    Das Spiel, das sich drumherum entfaltet, war dann im Verlaufe doch recht wenig spannend. Die Karten, die ich auf der Hand halte, sagen mir, welche Aktionen ich überhaupt machen kann und gleichzeitig auch, welche Karten ich ziehen sollte. Und manchmal hat man Sackgassen, wenn man fast keine Karten spielen kann. Das hat bei uns beiden ein Gefühl ausgelöst von "Man wird vom Spiel gespielt". Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass es mehrere Wege zum Ziel gibt - Bäume, Städte, Verschmutzung. Alles Dinge, die alle machen müssen - die Ziele selbst unterscheiden sich ja nur marginal voneinander und waren für uns einfach zu lösen. Das Spiel endete 82-76 für mich, weil ich durch etwas geschickteres Platzieren schneller die fünfte Stadt bauen konnte.


    Mitspielen würde ich es wieder - kaufen derzeit nicht (auch wenn es echt hübsch ist - und die Marker von Yakosh-Dej das Spiel NOCH mal hübscher machen). Ich habe das Gefühl, dass sich das recht schnell "ausspielt".

    Danke, mein Fazit war ähnlich

  • Ich stimme Brettspiel Dude auch zu. Und genau das ist der Grund, wieso ich mir Tribes of the Wind gekauft habe. Ich finde es einfach schön, dass es noch Spiele gibt, die keine 20 Haken schlagen und Mechanismen verbinden, nur damit man auch in der 100. Partie noch was neues entdeckt.


    Für mich schlägt Tribes in die gleiche Kerbe wie #Cellulose. Es ist Recht klar, was man tun muss. Es gibt auch nur einen Weg mit wenig Abweichung nach rechts oder links. Und damit ist es perfekt als Kennerspiel. (Für Familien ist das schon zu komplex leider.)


    Gruß Dee

  • Dee Meine Kinder sind jetzt echt keine Wundertiere und steigen bei Komplexerem schnell aus - aber an Tribes hatten sie wegen des Karten-beim-Nachbarn-zählen viel Spaß. So ab 10 geht das schon ganz gut.

  • Ich kann ja nur aus der eigenen Erfahrung sprechen: Da kam Tribes sowohl in der Gelegenheitsspielerrunde als auch in der Runde mit meinen Kindern erstaunlich gut an. Dass die nicht alle strategischen Tiefen entdecken - geschenkt. Spaß hatten sie trotzdem. Klar sehe ich es trotzdem auch eher als Kennerspiel, aber als sehr zugängliches (also das, was typischerweise das KSdJ gewinnt).