Servus,
In den letzten Jahren ist ja auch im Brettspielbereich vermehrt die Gefahr gewachsen, zu „spoilern“ - speziell mit Aufkommen der Legacy-Spiele und der storylastigen Spiele. Immer wieder erlebe ich, dass in Diskussionen und Berichten, zum Teil sehr vehement, auf „Das Spoilern“ hingewiesen wird, da die z.B. hier im Forum zu lesenden Beiträge den eigenen Spaß/die eigene Freude vermiesen. Gleichzeitig kennen wir das „teasen“ - also genau das Offenlegen von Informationen mit dem Ziel, Interesse zu wecken, wie sich die Geschichte / das Spiel wohl entwickelt um zu diesem Punkt zu gelangen, wie es dazu kommen kann, wie es danach weiter geht, etc..
Somit sind letztlich teasen und spoilern zwei Seiten einer Medaille, sage ich.
Wie seht ihr das? Wo geht ein teasen über in spoilern?
An der Länge des Textes kann man es nicht festmachen. Wenn ich sage, dass Hamlet zum Ende hin alle ins Unglück stürzt, ist das ein kleiner Satz mit evtl. großer Wirkung. Ebenso kann ich als Teaser für Hamlet einen langen Text schreiben, der mich neugierig auf „Sein oder Nichtsein“ macht, auf Fechtszenen, auf vergifteten Wein (ohne zu nennen, wer den wann trinkt).
Wenn ich schreibe, dass Darth Vader Lukes und Leas Vater ist (oops) tease ich oder spoiler ich? Klar, die zwei großen Überraschungen in dem Film sind dann raus. Umgekehrt werde ich neugierig auf die Geschichte - was sich darum spinnt und wie das alles herauskommen wird. Und was sich dadurch ändert.
Wenn ich schreibe, dass bei Pandemic Legacy I der Kampf gegen die
Tja, da geht es jetzt los, oder?
so richtig spannend und interessant wird. Wer fühlt sich gespoilert, wer fühlt sich geteased? Ebenso mit Bildern einer Partie, die den Oktober zeigen und Elemente, die man halt im Februar noch nicht kennt.
Ist das gespoilert?
Für mich zum Beispiel nicht. Warum: Ich sehe diese Elemente, ich werde neugierig, wie es wohl dazu kommen wird, was da alles vor sich geht (letztlich ähnlich jedem Foto einer Spielsituation). Ich weiß noch lange nicht, wann, wie, wo, wodurch das ausgelöst wird. Ich weiß noch nicht mal, ob - da ich nicht sicher sein kann, welche Twists das Spiel bereit hält.
Wann würde ich gespoilert? Wenn ich mehrere Session-Reports der Partien bis zu dem Zeitpunkt hin lese. Wenn ich Informationen über den Weg dahin, quasi „stetige Informationen“ zum Spielerleben und einem größeren Teil der Geschichte erhalte. Wenn ich aber Informationen über wenige diskrete Punkte eines zukünftigen, möglichen Spielstands erhalte, weckt dies eher die Neugier. „Wow, dazu kann es kommen? Da müssen wir uns auch auf den Weg machen und schauen, was auf uns zukommt“.
Wikipedia schreibt hierzu:
Zitat von Wikipedia - TeaserEin Teaser oder Anreißer ist in Werbung und Journalismus ein kurzes Text- oder Bildelement, das zum Weiterlesen, -hören, -sehen, -klicken verleiten soll. Es steht häufig auf der Frontseite bzw. ersten Seite eines Mediums und weist dort auf den eigentlichen Beitrag hin.
Zitat von Wikipedia - Spoiler (Medien)Meist ist die Wiedergabe von Handlungselementen eines Plots gemeint, die für den Fortgang oder die Auflösung der jeweiligen Geschichte eine entscheidende Rolle spielen und deren Vorfeldkenntnis dem Leser, Zuschauer oder Hörer die Spannung raubt.
Interessant dazu noch der Zusatz im Artikel zum Spoilern auf Wikipedia.
„Eine Studie des an der University of California, San Diego tätigen Psychologen Nicholas Christenfeld kam zu dem Ergebnis, dass Personen, denen man zuvor das Ende einer Geschichte gespoilert hatte, diese durchschnittlich als besser einstuften. Der Effekt zeige sich in allen Genres.“
[…], this suggests that spoilers help you know the purpose of the overall narrative, so you’re able to better incorporate all of the details and plot points that get you to the end.
[…] A plot is just the structure that lets you do the interesting narrative components – maybe even knowing the ending is useful because it allows you to focus on these other parts, or to understand how it's unfolding.
Will this finding make people rush out and look for spoilers? Almost certainly not. Despite the fact that most people have experienced a spoiler enhancing their enjoyment of a story, the vast majority of people still think that spoilers ruin stories in some way.
In part, this is due to the fact that we can’t experience a story for the first time twice – we can’t compare the experiences of watching a spoiled and an unspoiled movie, and there’s only one chance to watch an unspoiled film.
Meine Selbsterkenntnis nach der Beschäftigung hiermit: Ich bin viel stärker zu teasen als zu spoilen. Auch bei evtl. Plot auflösenden Informationen bewahre ich mir die Neugier bzgl. des Weges dahin.
Wie stehts um euch?