... heute gab es dann #Carnegie zu viert mit Aleo und Alan Smithee, und allen Beteiligten hat es einen Mordsspaß gemacht! Kurz vorab: Ich bin dem Flo vom Brettspielblog ja wirklich sehr dankbar, dass er ein gutes deutsches Regelvideo gemacht hat, ohne das ich mich mit dem Trennen von Ereignis und Aktion wohl erstmal etwas schwerer getan hätte; aber die Einschätzung, man habe es hier mit einem Kennerspiel zu tun, ist - mit Verlaub - grotesk. Ich halte die Art und Weise, wie hier die einzelnen Aktionen miteinander verwoben und verzahnt sind, und wie man sich durch neue Abteilungen verbessern kann, nochmal für anspruchsvoller als das etwa bei dem laut BGG in der gleichen Gewichtsklasse liegenden Arche Nova der Fall ist.
Carnegie ist, wie wahrscheinlich alle schon wissen, auf den ersten Blick ein 2000er-Routenbauspiel, über das jemand einen Kübel neuerer (und ganz neuer) Mechanismen ausgeschüttet hat. Man wählt reihum ein Ereignis und eine dazugehörige Aktionsmöglichkeit aus; beides ist für alle Spieler:innen dann gleichermaßen gültig. Die vier Aktionsmöglichkeiten sind dann über das selbst zu bauende Unternehmen jeweils individuell ausbaubar, indem man neue Abteilungen ins Unternehmen integriert; zugleich muss man (Palais Royal vom gleichen Designer lässt grüßen) seine Meeple auch erstmal in die jeweiligen Abteilungen bewegen und dort anlernen. Auf diesem Engine-Bau ruht der Kern des Spiels, was man damit dann macht (Voranschreiten auf Transportleisten, der bereits erwähnte Routenbau, Spenden als Endpunktbedingungen etc.) ist dann schon fast zweitrangig, aber natürlich hauptverantwortlich für die zu erzielenden Punkte. Nach etwas mehr als 30 Minuten Erklärung gab es die ersten Runden dann doch noch einiges an Rückfragen, gerade weil sich der Mechanismenmix (wie immer bei Georges) fremd und ungewöhnlich anfühlt, dann aber kam das Spiel doch noch ins Fließen und war nach 20 Runden in sehr kurzweiligen 2,5 Stunden auch beendet. Und alle Beteiligten haben am Ende geflucht, weil sie Plan A oder Plan B nicht mehr in die Tat umsetzen konnten; Alan Smithee und ich scheiterten mit dem Ausbau des Netzwerks auf alle vier Städte, uns beiden fehlten nur noch zwei Städte, aber die lieben Mitspieler wählten dann einfach nicht mehr die richtigen Aktionen. Spezialisierung auf bestimmte Bereiche erscheint mir hier jedenfalls deutlich sinnvoller als alles auf einmal anzugehen (wie so oft im Expertenbereich). Witzigerweise war die Partie heute weitgehend harmonisch, man nahm sich nicht viel weg, da ging es in meiner ersten Solo-Partie deutlich biestiger zu - aber das wird sich, wenn alle das Spiel kennen und mehr auf die anderen achten sicher noch ändern. Für mich ist Carnegie jedenfalls ein richtiger Kracher, mit kleinem Abstand zu Beyond the Sun und sonst mit großem Abstand zum restlichen Jahrgang das beste Spiel, dass ich 2021/22 kennenlernen durfte (Golem steht allerdings noch ungespielt im Regal). Die Mischung aus böse interaktivem Euro und totaler Vernetzung der einzelnen Spielelemente trifft genau meinen Geschmack. Das Wirtschaftsspiel kommt am ehesten Im Engine-Bau rüber, da man diesen hocheffizient betreiben muss und man sich hier relativ leicht ins Aus spielen kann. Am meisten erinnert es mich aber an den Versuch, einen kompakten Lacerda ohne dessen barockeren Auswüchse (Regeldetails, der vierzigste Karten-bieten-Bonus-Effekte-Zusatzeffekt etc.) anzubieten. Kurz: Ich sehe da noch viele Folgepartien in der Zukunft und freue mich sehr drauf!