Besänftigung von Backern bei Portonachzahlungen oder Verspätungen

  • Nachdem die Transportkosten ja sehr gestiegen sind und es jetzt immer mal wieder vorkommt, dass Nachzahlungen von den Projektersteller gefordert werden, frage ich mich welche Möglichkeiten es gibt die Backer zu besänftigen. Als Beispiele für die Problematik nenne ich mal die Projekte Unbroken oder ganz aktuell Darkest Dungeon. Oder ist das ganze überhaupt nötig und man sollte gelassen bleiben?


    Meine Ideen:


    - klare und transparente Kommunikation, die nicht widersprüchlich zu vorherigen Updates ist und einen Plan aufzeigt, wie es mit dem Projekt weiter geht


    - Goodies die keine bedeutenden Mehrkosten (mir ist bewusst, dass der Einsatz von Mitarbeitern Geld kostet) verursachen. Beispiel: kostenlose Szenarien ausgeben, die per PDF verteilt werden oder andere Print and Play Möglichkeiten für Promos


    - bei Computerspielumsetzung: digitale Keys für das Spiel oder Vorgängerspiel. Gegebenenfalls Rabattcodes (?) muss natürlich in Absprache mit dem Publisher des Videospiels geschehen.


    Was sind eure Ideen?

  • Everadus

    Hat den Titel des Themas von „Besänftigung von Bäcker bei Portonachzahlungen oder Verspätungen“ zu „Besänftigung von Backer bei Portonachzahlungen oder Verspätungen“ geändert.
  • Everadus

    Hat den Titel des Themas von „Besänftigung von Backer bei Portonachzahlungen oder Verspätungen“ zu „Besänftigung von Backern bei Portonachzahlungen oder Verspätungen“ geändert.
  • Ich denke eine absolut klare Kommunikation und auch eine detaillierte Aufstellung, wie die Kosten zu stande gekommen sind, würde viele Backer besänftigen. Auch ein Rücktritt ist immer ein positives Signal. Denke die meisten nehmen es gar nicht in Anspruch aber alleine, das man es kann, ist eine weitere besänftigte Massnahme.

    Die Goodies, denke ich, sind meistens gar kein Mehrwert und von dem meisten auch wieder kontrovers diskutiert. Siehe ATO mit den Godforms.


    Und dadurch kommen wir zu den No-Gos:

    Keine detallierte Kommunikation

    Erpressung & Nötigung, Zahl oder kein Spiel

    Crowdfunding (22): AT:O (2. Wave), HEL, Return to PA, USS Freedom, Darkest Dungeon, Primal, Green Hell, CoD: Apocalypse, Legend Academy, Ancient Blood, Agemonia, Bad Karmas, Nanolith, Tidal Blades 2

    Einmal editiert, zuletzt von Scaar ()

  • Was ist mit "detailierte Kommunikation" gemeint? Meinst du etwa, dass dir ne Firma komplett ihre Zahlen, Verträge, Buchhaltungen offen legt?


    CMON hat in einem Update bei MZ ausführlich erklärt, wie die hohen Preise zustande kommen, Orange Nebular hat dies in diversen Kommentaren gemacht, Mythic hat bei Anastyr sogar detailiert mit Zahlen erklärt.


    Und trotzdem flippen die Leute aus.

    Einmal editiert, zuletzt von krakos ()

  • ich dachte gestern an Promokarten. Am besten noch KS exklusiv. So ein paar Karten würden sich kostentechnisch im Rahmen halten und es fühlt sich gleich besser an, 50 Euro nachzuschießen. Haben ja auch einige so gehandhabt. Es wäre natürlich auch ein Rabatt auf nachfolgende Projekte möglich...die Frage ist halt, ob man das Problem damit nur verschiebt.

    Die große Stärke der Narren ist es, dass sie keine Angst haben, Dummheiten zu sagen.

  • Ich glaube nicht, dass man so eine Situation für alle Seiten irgendwie optimal abhandeln kann. Wirklich besänftigen könnte man Backer sicherlich nur mit Aktionen, die dann finanziell ziemlich zu Buche schlagen und es in der Hinsicht dann noch schlimmer machen, als es eh schon ist.

    Was mMn wirklich nötig ist, ist Kommunikation, die Spekulationen unterbindet. Gerade bei Darkest Dungeon habe ich jetz schon mehrfach in Foren gelesen, wie Leute darüber spekulieren, ob mit dem saftigen Aufschlag beim Versand auch andere Projekte querfinanziert werden und ähnliches. Sowas kann ziemlich üble Ausmaße annehmen. Ob da was dran ist oder nicht, kann wohl niemand sagen, außer eben die Leute, die involviert sind. und wenn die es dann nicht tun...

    Ich denke, die Verlage müssen da wirklich auf ihr Image achten, neben den Finanzen natürlich.

  • Mir gefällt es, wie es D6: Deep Space Armada und USS Freedom es gehandhabt haben bzw. werden:

    Sie starten eine neue KS Kampagne, bei der man freiwillig etwas geben und dafür bekommen kann.

    Bei Deep Space Armada gab es z.B. ein Print & Play, ist also kein großer Aufwand oder weiteres Risiko mit Logistik & Co.

    Wer nicht willt, unterstützt auch nicht.


    Bei Aeon Trespass war es ähnlich, aber ihre Produkte waren um ein Vielfaches größer, mit weiteren Versandkosten verbunden und inhaltlich für mich nicht interessant. Das war mir im Vergleich eine Nummer zu groß, so dass ich mich sogar frage, ob sie nicht lieber anders in ihr Produkt investiert hätten.

  • krakos

    Welches Update von CMON? Und wenn kam es viel zu spät. Die erste Kommunikation zu dem Thema war sehr dürftig und in Kommentaren ist eine Erklärung auch eher semi-gut.


    Naja Mythic zeigt bei dem Anastyr Update, dass sie die Shipping-Kosten immer zu niedrig bewertet haben, was aber auch zeigt das Mythic ein echt ungesundes Management der Kosten hat, da neue Kickstarter die alten Shipping-Kosten teilweise bezahlt haben. Und das klappte diesmal nicht da Anastyr nicht soviel Geld eingenommen hat um die DD Shipping-Kosten aufzufangen...sehr ungesund.

    Nebenbei ist dies bei Anastyr gewesen nicht bei Darkest Dungeon. Nicht jeder hat beide Spiele gebackt und grundsätzlich wieso sieht man diese Info nicht auch bei DD?

    Crowdfunding (22): AT:O (2. Wave), HEL, Return to PA, USS Freedom, Darkest Dungeon, Primal, Green Hell, CoD: Apocalypse, Legend Academy, Ancient Blood, Agemonia, Bad Karmas, Nanolith, Tidal Blades 2

  • Wenn ich hier mal Methoden des Change-Managements und der Change-Kommunikation anwende, was solche Mitteilungen ja letztlich darstellen, dann hilft es Dir als Projektersteller sehr, im Vorfeld schon einen Vertrauenskredit bei den Unterstützern aufgebaut zu haben. Das klappt, wenn Du früher schon erfolgreich Kampagnen laufen hattest, die vom Großteil sehr positiv wahrgenommen wurden, da Du vermutlich das Momentum mitnehmen kannst. Ist dies Deine erste Kampagne ist es weit schwieriger, da Du das Vertrauen in der Kampagne, ohne Erbringung von Leistung, rein durch Deine Kundennähe und Kommunikation aufbauen kannst - und damit auch nie das „Volumen“ an Vertrauenskredit erreichst, dass Du im anderen Szenario, der früher erfolgreichen Kampagnen, aufbauen kannst. Somit hängt viel von der Transparenz in der laufend erfolgten Kommunikation ab (was nicht das Offenlegen des Finanziellen bedeutet - es gibt eine große Zahl anderer Arten an Informationen, die Transparenz und Nähe erzeugen), dem generellen Umgangston und der Erreichbarkeit.


    Positive Beispiele hier sind für mich Chip Theory Games, das Team von Orange Nebula oder auch Paul Boswell in seinen Turing Tumble und Spintronics Kampagnen. Jamey Stegmeier hat seinerzeit wohl auch viel richtig gemacht in Sachen Kommunikation - in seinen Kampagnen war ich nicht drin. Negative Beispiele für Vertrauensverlust, obwohl das Projekt voranschreitet habe ich bei Tevaplanter (um mal nicht im Spielesektor zu bleiben). Die Jungs haben häufig auch versucht, Transparenz und Vertrauen zu schaffen, hierbei jedoch mit Bildmaterial und diversen Texten unglücklich operiert, was ihnen in der sehr großen Masse an Unterstützern lautstarken Gegenwind brachte. Da wäre mehr Offenheit auch im Zusammenhang mit den stark gestiegenen Anforderungen an die Skalierbarkeit ihres Produktionsprozesses und einbeziehen der Backer in ihre Gedanken- und Gefühlswelt vermutlich zielführender gewesen mit Blick auf Vertrauenskredit.


    Dann auch wieder muss man als Projektersteller auch eine gewisse Haut entwickeln, um nicht jede Kommunikation an Dich heranzulassen. Es ist halt weltweiter, meist anonymer Business, in dem Du da unterwegs bist, so dass Du Dich von lauten Attacken nicht herunterziehen und provozieren lassen darfst. Das nimmt Dir dann vermutlich die Kraft und Energie, Dich auf das Lösen der primären Ziele in der Kampagne zu konzentrieren.

    Letting your mind play is the best way to solve problems. (Bill Watterson)

    Bin auch immer mal in der FAIRPLAY zu lesen.

  • Was mMn wirklich nötig ist, ist Kommunikation, die Spekulationen unterbindet. Gerade bei Darkest Dungeon habe ich jetz schon mehrfach in Foren gelesen, wie Leute darüber spekulieren, ob mit dem saftigen Aufschlag beim Versand auch andere Projekte querfinanziert werden und ähnliches. Sowas kann ziemlich üble Ausmaße annehmen. Ob da was dran ist oder nicht, kann wohl niemand sagen, außer eben die Leute, die involviert sind. und wenn die es dann nicht tun...

    Wenn mich das Internet im Allgemeinen und dieses Forum im Besonderen eines gelehrt haben, dann, dass User (vor allem aus den Gaming-Blasen) immer spekulieren werden. Das halte ich für unvermeidlich.

  • Was mMn wirklich nötig ist, ist Kommunikation, die Spekulationen unterbindet. Gerade bei Darkest Dungeon habe ich jetz schon mehrfach in Foren gelesen, wie Leute darüber spekulieren, ob mit dem saftigen Aufschlag beim Versand auch andere Projekte querfinanziert werden und ähnliches. Sowas kann ziemlich üble Ausmaße annehmen. Ob da was dran ist oder nicht, kann wohl niemand sagen, außer eben die Leute, die involviert sind. und wenn die es dann nicht tun...

    Wenn mich das Internet im Allgemeinen und dieses Forum im Besonderen eines gelehrt haben, dann, dass User (vor allem aus den Gaming-Blasen) immer spekulieren werden. Das halte ich für unvermeidlich.

    Trotzdem würde ja ein Statement in der Richtung solchen Spekulationen etwas den Wind aus den Segeln nehmen. Zumindest mehr, als wenn man dazu nichts sagt.

  • Auch ein Rücktritt ist immer ein positives Signal. Denke die meisten nehmen es gar nicht in Anspruch aber alleine, das man es kann, ist eine weitere besänftigte Massnahme.

    Die Frage ist wieviele Stornierungen verträgt das Unternehmen? Wenn wir mal DD betrachten könnte ich mir vorstellen, dass einige der All-In Backer abspringen.

  • Auch ein Rücktritt ist immer ein positives Signal. Denke die meisten nehmen es gar nicht in Anspruch aber alleine, das man es kann, ist eine weitere besänftigte Massnahme.

    Die Frage ist wieviele Stornierungen verträgt das Unternehmen? Wenn wir mal DD betrachten könnte ich mir vorstellen, dass einige der All-In Backer abspringen.

    Das ist sicher richtig. Auf der anderen Seite haben Mythic und andere große Unternehmen ihren Webshop, über den sie ihre Produkte loswerden können. Sogar länger laufende Produktserien und dazu auch weitere Kickstarterkampagnen, wo sie es als Add-On weitergeben können. Soviel Flexibiltät erwarte ich bei erfahrenen Unternehmen. Wenn sie hingegen durchdrücken wollen, dass ich das gekaufte Spiel ohne Stornierung nehmen muss, gebe ich ihnen im Gegenzug halt nichts mehr (oder zumindest weniger) freiwillig.

  • Im Moment kommen aufgrund der allgemeinen Lage der Welt sehr viele Crowdfunding-Macher auf einmal mit schlechten Nachrichten für ihre Backer um die Ecke, aber eigentlich ist das Problem etwas allgemeiner und auch nicht an Pandemien, Kriege, Containerpreise oder Produktionsketten gebunden. Ob das Problem dann konkret Nachzahlung, Verzögerung oder Qualitätsverlust heißt (oder irgendeine Mischung daraus), das macht auch keinen wesentlichen Unterschied hier. Im Endeffekt alles das Gleiche.

    Durch die Finanzierung eines Produkts zu vorher fest ausgemachten Konditionen sind Crowdfunding-Backer mehr involviert in ein Produkt als beim Kaufen eines Spiels im Fachgeschäft. Ohne sie gäbe es das Produkt normalerweise nicht. Deshalb erwarten Backer völlig zurecht, dass sie vom Macher nicht von oben herab behandelt werden. Der Macher kann nicht einfach nachträglich die Konditionen ändern, nur weil ihm danach ist, und er muss auch belegbar sein Möglichstes tut, um zum Projekterfolg beizutragen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. (Das gilt zumindest für die vernünftigen Backer. Es gibt immer auch andere mit völlig unrealistischen Erwartungen, schon klar.)

    Das Einzige, was in der aktuellen Lage etwa besonders ist, ist die Tatsache, dass gerade sehr viele Macher auf einmal die Gelegenheit haben zu zeigen, wie sie mit ihren Kunden umgehen. Wenn man mal einen Schritt zurück tritt und das nicht nur aus der eigenen "ich soll Betrag X nachzahlen!!!"-Perspektive sieht, ist das sooo verkehrt doch gar nicht. Denn gerade in solchen Problemsituationen kann man doch wunderbar die Spreu vom Weizen trennen. Dann ist's halt Teil der kommenden Marktbereinigung, wenn diverse Crowdfunding-Verlage völlig zurecht auf der "Nie wieder!"-Liste landen, weil sie allzu viel mit Trickerseien und Doppeldeutigkeiten operiert haben und dann Versprechen gebrochen haben...


    Zum "was kann man zur Besänftigung machen?": Wer in einem Projekt schlechte Nachrichten bringt (was immer mal passieren kann!), der sollte idealerweise sich vorher bereits Vertrauen aufgebaut haben, denn das macht die Sache sofort wesentlich entspannter. Das Vertrauen kommt idealerweise aus vorherigen Projekten, auf jeden Fall aber durch klare, transparente Arbeit im bisherigen Projektverlauf vor dem Auftreten der Probleme. Die rechtzeitige Vorwarnung vor sich möglicherweise abzeichnenden Problemen ist hier besonders wichtig. Essentiell ist dann aber nach dem Verkünden der Probleme, dass es klare Meilensteine für die nähere Zukunft gibt, deren Erfüllung dann auch genau belegt wird. So lässt sich dann Vertrauen auch leicht wieder zurückgewinnen.

    Klassisches Beispiel aus unserem Bereich: Das Foto aus der Fabrik mit der Palette fertig produzierter Spiele schafft Vertrauen, weil es beweist, dass das Produkt wirklich existiert und der Macher sich nicht mit den Projektgeldern auf eine einsame Insel abgesetzt hat. Damit sind alle Diskussionen über Verzögerungen sofort beendet. Die vernünftigen Backer (und das ist immer noch die Masse!) werden immer Verständnis haben für Probleme, die belegbar vorhanden sind, insbesondere wenn sie ihnen in der Position der Macher genauso hätten passieren können.


    PS: Fürs Crowdfunding allgemein unterstreicht die breite Aufregung über die ganzen Nachzahlungen, dass die allermeisten Backer das Abwälzen sämtlicher Risiken auf die Endkunden bisher eben nicht entsprechend einpreist hatten. Ich persönlich habe mein Kickstarter-Engagement deutlich zurückgefahren, seit ich trotz genereller Vorsicht einmal auf ein betrügerisches Projekt hereingefallen bin (Solarius Mission 2nd edition). Spätestens seit für EU-Backer die VAT korrekt zu entrichten ist, halte ich Crowdfunding auch generell für ziemlich unattraktiv. Eben weil da IMHO in den allermeisten Fällen kein attraktiver Preis mehr für das enthaltene Risiko da ist. Vielleicht habe ich auch deshalb Glück und bin von den aktuellen Nachzahlungen im Crowdfunding-Sektor kaum betroffen.