Preisanstieg bei Spielen gleich Verlagssterben in Folge?

  • Bin gespannt - hab genug an allen Medien, ich selbst benötige nix mehr und nicht das Gefühl zu verzichten…aber es gibt ja nicht nur mich.

    Allein die noch ausstehenden KS reichen beim gemeinen Unknownsmitglied ja für die das nächste Jahrzehnt :D

    Die große Stärke der Narren ist es, dass sie keine Angst haben, Dummheiten zu sagen.

  • LookAtTheBacon So, wie Du meine Aussagen Punkt für Punkt aufgreifst, habe ich den Eindruck, Du würdest mir widersprechen wollen? Warum eigentlich? :) Unsere Beiträge sagen doch unterm Strrich genau das gleiche aus: Eine Ausrichtung auf das Luxus-Segment (wie bei KS Megaproduktionen, Schwerkraft-Verknappungspolitik, Markenbildung...) ist eine erfolgversprechende Strategie, sich auch über Krisen am Markt zu halten, und ein paar wenige Verlage tun eben genau dies.


    Die Mehrheit der Verlage aber tut das nicht; entweder, weil sie eine ganz andere Strategie fahren, oder weil sie als kleine Buden vielleicht auch gar keine bestimmte Langzeit-Strategie bei ihrem Geschäftsmodell verfolgen, sondern einfach nur das tun, was sie gut können und was ihnen Freude bereitet.


    Ob diese Tendenzen der Ausrichtung von Spielen auf das Luxus-Segment jetzt für "das Hobby" eine begrüßenswerte Entwicklung sind, ist natürlich eine ganz andere Frage. Aus Verlagssicht (theoretisch, ich bin ja nicht aus der Branche!) erscheint mir das aber ziemlich klug.


    Habe von einer interessanten Studie gelesen.. uns steht ein „Jahrzehnt des Zuhauses“ bevor…

    Ich würde es mich noch nicht einmal getrauen, Vorhersagen dieser Art alleine für die nächsten drei Jahre zu treffen. :) Momentan verschiebt sich sehr viel und dazu sehr fundamental in der Weltordnung. Aber ich denke ebenfalls, dass Vorhersagen über die Entwicklung der Brettspielbranche eher spekulativ sind (Spekulieren ja aber nicht verboten, gelle). Als die Pandemie losging, klangen erste Prognosen in Hinblick auf die Brettspielszene ausgespochen negativ. Dass es dann ganz anders kam, dürfte ja allgemein bekannt sein.

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.

  • Warum sollte das ein Verlagsstdrben nach sich ziehen? Ich beobachte seit längerem (bei mir selbst aber auch in Podcasts und auf Facebook) folgende Veränderung: Die Leute werden kritischer gegenüber AllIns und Erweiterungen. Es wird nicht mehr blind alles gebackt wie vor ein paar Jahren, es wird mehr Wert auf Qualität gelegt, die Leute lassen sich immer weniger blenden.


    Aktuell haben wir über 1.200 Neuerscheinungen im Jahr - die braucht kein Mensch.


    Was meiner Meinung nach der Branche gut tun würde wäre weniger Geld in Material und Neuerscheinungen stecken zu müssen und die Produktlebenszyklen zu verlängern. Man müsste weniger teure Spieleentwicklung betreiben, hätte mehr Budget für Marketing und könnte dadurch und durch höhere Halbwertszeiten der Produkte auch höhere Auflagen fahren und dadurch die Marge erhöhen.


    Als Beispiel habe ich da immer Terramystica (2012) mit seinem Nachfolger Gaia Projekt (2017). Beides gepflegte Top-Produkte mit extrem langer Lebensdauer. Kein Mensch braucht jedes Quartal ein neues Expertenspiel…


    Das würde den Verlagen mMn viel mehr helfen.

  • Was meiner Meinung nach der Branche gut tun würde wäre weniger Geld in Material und Neuerscheinungen stecken zu müssen und die Produktlebenszyklen zu verlängern. Man müsste weniger teure Spieleentwicklung betreiben, hätte mehr Budget für Marketing und könnte dadurch und durch höhere Halbwertszeiten der Produkte auch höhere Auflagen fahren und dadurch die Marge erhöhen.

    Jo, das würde uns wohl in allen Bereichen gut tun. Leider ist unser Wirtschaftssystem auf Wachstum um jeden Preis ausgerichtet. Wenn du als Unternehmen nicht wächst, ist das ja schon ein Problem. Was du vorschlägst ist also nicht weniger als ein kompletter Systemwechsel. Vll kommen wir als Menschheit da mal wieder hin, aber sicher nicht ohne Knall und selbst da hab ich wenig Hoffnung, wenn ich mir die Entwicklungen in Indien und China anschaue.

    Vielleicht kann das im kleinen Rahmen aber funktionieren und dann wäre die Brettspielbranche ja dafür prädestiniert.

    Die große Stärke der Narren ist es, dass sie keine Angst haben, Dummheiten zu sagen.

  • Was du vorschlägst ist also nicht weniger als ein kompletter Systemwechsel.

    Kappes, ich schlage nur vor den Trend der letzten 5 Jahre - dauernd Neuheiten bringen zu müssen anstatt die Auflage bestehender Titel hochzufahren - zu überdenken. TM ist 10 Jahre alt und das wird immer noch mit einer neuen Erweiterung gepflegt.


    Und ich sage: Jedes Spiel, das gut genug ist, findet seine Fans und kann sich supported werden, um es lang am Leben zu halten. Damit macht man dann dasselbe Geld mit weniger Aufwand. Feuerland scheint in diesem Zusammenhang ein gutes Gespür zu haben, das Gros deren Titel scheinen über Jahre aktuell.


    Ist ja nicht so, dass durch weniger Spieler derselben Sparte weniger gespielt würde. Man spielt mit 10 Expertenspielen im Regal nicht weniger als mit 50 Expertenspielen im Regal.

  • PowerPlant : Im Prinzip bin ich da bei dir. In den letzten Jahren hat es sich bei erfolgreichen Verlagen durchgesetzt, wiedererkennbare Speilereihen herauszubringen ("T-Spiele", "das neue Spiel von Autor X!", ...) oder allerlei Anknüpfungen an vergangene Erfolgstitel zu machen ("spielt in der Welt von Y", Würfel- oder Kartenspiel zu Z, etc.). Kurz: Produkt- und Markenpflege aller Art. Allerding darf man die Reihenfolge dabei nicht vergessen. Um dein Beispiel zu nehmen: Erst war Terra Mystica extrem erfolgreich und wurde mit Preisen überhäuft, dann kann die Idee, da einen Nachfolger mit Weltraum-Setting zu machen und mehrere Erweiterungen nachzulegen. Es ist IMHO eher eine Frage des Ergreifens von Chancen als dass es von Anfang an darauf ausgelegt worden wäre, diverse Spiele in der Terra Mystica Welt herauszubringen.


    Es wird nicht mehr blind alles gebackt wie vor ein paar Jahren, es wird mehr Wert auf Qualität gelegt, die Leute lassen sich immer weniger blenden.

    Im Grunde ja. Das Angebot im Crowdfunding-Bereich ist wesentlich größer als es das eigene Budget an Geld/Zeit/Regalplatz/Mitspielern zulässt. Crowdfunding-Spiele werden mehr, größer, teurer. Also muss man logischerweise immer mehr selektieren. Aber... es gibt hier keine einheitliche Definition von "Qualität". Da versteht jeder etwas anderes darunter. Solange ausreichend viele Leute sich durch hübsche Optik oder die Hochjubelei ihrer bevorzugten bezahlten Hochjubler blenden lassen, ist auch das erfolgversprechend.

    Durch Social Media mit all seinen "Stimmt ab für X!"-Aufforderungen findet man bei allen Publikumspreisen oder Top-Listen, incl. BGG-Rankings, mittlerweile auf den vorderen Plätzen auch viele Sachen, die IMHO dort eher durch geschicktes Marketing als durch innere Qualitäten gelandet sind. Aber das steht nicht unbedingt im Widerspruch zu deiner Aussage. Es ist halt auch eine "Qualität" eines Verlages, seine Sachen gut zu verkaufen.

  • TM ist 10 Jahre alt und das wird immer noch mit einer neuen Erweiterung gepflegt.

    Hmm - ich halte dein Beispiel nicht für gut. Du musst keinen Titel nennen, der auf Grund seines Erfolgs gepflegt wird. Nenne einen erfolgsversprechenden Titel, der viel Marketing erfahren sollte, der sich darum zum Bestseller entwickeln könnte. Und - wir werden sehen.

    Jeder Verlag möchte doch mehrere Dauerseller im Portoflio haben. Nur - ist das nicht planbar. Aller und jeder Zeit - try and error. Die meisten Titel stehen nach zwei Jahren wie Blei im Regal. Eins von ?100? wird ein Erfolgstitel. Rosenberg äußerte mal, wenn sich ein Titel nach vier Jahren immer noch verkauft, hat das Spiel das Potential für einen Dauerseller.
    Als Bubu damals als Proto auf dem Tisch lag, sagte niemand diesem Titel voraus, dass es das beste Pferd in aleas Stall wird. Wenn das absehbar gewesen wäre, hätte man ganz andere Sachen machen können. Der Verbraucher entscheidet über den Erfolg. Der Händler verlangt laufend frisches Zeugs. Die Verlage liefern, was verlangt wird.

    Und - natürlich werden die Bestseller gepflegt. Die wären ja schön blöd, wenn nicht. 8o

    Liebe Grüße
    Nils

  • MetalPirate Ja, natürlich kann ein Verlag nicht einfach einen imaginären Schalter umlegen. Viel mehr müsste sich die Käuferschaft dahin bewegen, dass es nicht immer nur eine Neuheit sein muss, die 2-3x gespielt und dann vergessen wird.


    Dafür sind die Produkte in ihrer (H)Erstellung einfach zu teuer und zu zeitaufwändig.

  • Ich glaube, ein großes Problem ist, dass Gesellschaftsspiele gerne als Geschenke gehandhabt werden. Auf die Dauer ist dem Händler nicht geholfen, immer das gleiche Angebot zu machen. Die brauchen frischen Stoff, um die Bedürfnisse ihrer Kunden zu stillen.

  • Und - natürlich werden die Bestseller gepflegt.

    Gerade in Zusammenhang mit Burgen von Burgund entbehrt das nicht einer gewissen Ironie... :D


    Viel mehr müsste sich die Käuferschaft dahin bewegen, dass es nicht immer nur eine Neuheit sein muss, die 2-3x gespielt und dann vergessen wird.

    Die Käuferschaft ist wie sie ist...

    Im Prinzip bin ich ja bei dir, aber allzu viel machen kann da ein Verlag nicht. Die meisten hier kennen doch die Situation, dass beim Spieltreff am leichtesten das Spiel auf den Tisch kommt, über das so viel geredet wird und das jeder mal kennenlernen möchte. Sprich: die aktuelle Neuheit. Das ist IMHO auch völlig okay so, solange es nicht ausschließlich im Neuheiten-Hinterher-Hecheln endet.

  • Gerade in Zusammenhang mit Burgen von Burgund entbehrt das nicht einer gewissen Ironie...

    Hehe - einem guten Spiel können Äußerlichkeiten nicht den Erfolg verwehren. Ähm - mit Ausnahme von #CarpeDiem 8-))
    Bei dem letzten Relaunch hatten die Amerikaner gedacht, sie könnten die Präsentation sehr viel besser hinbekommen als der Bernauer. Ähm - und nun dürfen sich die Polen an der Gestaltung dieses Titels versuchen. Ich bin gespannt.

    Ich frage mich oft, ob es eigentlich die gleichen sind, die bei BuBus Veröffentlichung so sehr über das Erscheinungsbild motzten und nun bekunden, wie sehr sie die alte Ausgabe liebgewonnen haben. 8o

  • Positivbeispiele für meine These sind z.B. Feuerland, aber auch Mindclash. Jeweils nur recht wenige Spiele im Verlag und nicht alle gehen durch die Decke, aber sie werden immer groß erwartet.

  • Die schiere Masse an Neuheiten hat für mich das Neuheiten-Hinterher-Hecheln zu einem negativen Erlebnis werden lassen. Eben weil ich da längst nicht mehr hinterher komme und selektieren muss - nicht nur beim kaufen, sondern auch beim anschauen und mitspielen.


    Und wenn ich schon selektieren muss, warum dann gleich nicht richtig und konsequent? Fern mancher weniger Bauchkauf-Entscheidungen doch nach purer Lust und Laune. Am Ende soll das alles doch umfänglich Spaß machen, solange ich es mir noch leisten kann und mag.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

    2 Mal editiert, zuletzt von ravn ()

  • Leider ist es tatsächlich so, dass die Neuveröffentlichung als "Pleite" geplant wird. Jede Investition muss sich in der ersten Auflage des Titels selbst tragen. Es wird kein Erfolg geplant und keine Investitionen veranlasst, die sich erst über mehrere Auflagen amortisieren. Hehe - praktisch ist der Aufwand der Spielentwicklung ein Wegwerfprodukt. :lachwein:

    PowerPlant
    Aber es gibt Verlage, die dein Geschäftsmodel sehr intensiv betreiben. Nur sind nicht wir die Zielgruppe dieser Verlage. 8-))

    Z.B. Hasbro und Mattel

    Die kaufen sich die sehr erfolgreichen Titel und lassen das Marketing einen richtigen Besteller daraus machen. Das funktioniert aber offensichtlich nur bei sehr einfachen Spielen. z.B. #Uno

  • Was meiner Meinung nach der Branche gut tun würde wäre weniger Geld in Material und Neuerscheinungen stecken zu müssen und die Produktlebenszyklen zu verlängern. Man müsste weniger teure Spieleentwicklung betreiben, hätte mehr Budget für Marketing und könnte dadurch und durch höhere Halbwertszeiten der Produkte auch höhere Auflagen fahren und dadurch die Marge erhöhen.

    Aua, das tut schon echt weh, so etwas zu lesen. Wenn es so einfach wäre, würden die Verlage genau das auch so machen. So einfach ist es aber nicht. Du tust gerade so, als wäre es planbar, wie viele Exemplare man von einem Spiel verkaufen kann. Nein, ist es nicht. Mehr Geld für Marketing ist nicht automatisch auch mit höheren Verkaufszahlen verbunden.

    Als Beispiel habe ich da immer Terramystica (2012) mit seinem Nachfolger Gaia Projekt (2017). Beides gepflegte Top-Produkte mit extrem langer Lebensdauer. Kein Mensch braucht jedes Quartal ein neues Expertenspiel…

    Ganz schlechtes Beispiel. Terra Mystica ist ein Ausnahmetitel, ein absoluter Toptitel seines Jahrgangs. Solche Spiele bleiben im Normalfall auch bei anderen Verlagen lange im Sortiment. (Ausnahmen bestätigen die Regel.)

    Kappes, ich schlage nur vor den Trend der letzten 5 Jahre - dauernd Neuheiten bringen zu müssen anstatt die Auflage bestehender Titel hochzufahren - zu überdenken.

    Das ist kein Trend der letzten Jahre. Auch vor 20 oder 30 Jahren haben die Verlage schon permanent neue Spiele rausgebracht, und auch damals wurden schlecht laufende Spiele nach 2 Jahren wieder aus dem Sortiment genommen.

    Und ich sage: Jedes Spiel, das gut genug ist, findet seine Fans und kann sich supported werden, um es lang am Leben zu halten.

    Diese These halte ich für ziemlichen Humbug.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Die Spieler verlangen doch selbst dauernd Neuheiten, die dann kaum gespielt werden.

    Man sieht es ja bei Kickstarter, da werden Spiele im dreistelligen Bereich gefördert nur mit der Hoffnung, dass das Spiel am Ende zumindest gut ist oder mit der Befürchtung später im Retail oder auf dem Gebrauchtmarkt mehr zu zahlen oder nicht mehr an irgendwelche exklusiven Sachen dran zu kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Rei ()

  • Positivbeispiele für meine These sind z.B. Feuerland, aber auch Mindclash.

    Schau mal genauer auf die Liste aller Feuerland-Titel. Ja, die haben einige Longseller, darunter vielfach auch Lizenzierungen von Spielen, die schon zuvor erfolgreich waren (z.B. Gloomhaven). Im Durchschnitt sind die Feuerland-Sachen, insbesondere auch die Eigenentwicklungen wirklich gut. Ich unterschreibe sofort, dass die auf Qualität achten. Aber die haben auch schon diverse weniger erfolgreiche Sachen wie Pendulum, Fuji oder Magnastorm im Programm gehabt.

  • …und Mediendesigner sind arbeitslos, weil zu alten Titeln irgendwann mal alle Cover / Werbebildchen und Renderings bestehen und wenig bis keine neuen Titel kommen. Redakteure und Übersetzer können auch nicht X-Mal den gleichen Titel bearbeiten und und und…


    So gerne ich auch selbst einen „Mediencut“ sehen würde bzw. so einfach ich persönlich den aushalten könnte - Das gilt nicht für alle…

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

    2 Mal editiert, zuletzt von Harry2017 ()

  • MetalPirate: Minimaler Nachtrag -> Ich hatte mit dem "Kickstarter exclusive" tatsächlich weder Promos, Addons noch Stretch Goals gemeint, sondern tatsächlich hauptsächlich vollwertige Spiele, die komplett Kickstarter exklusiv sind, und die ansonsten entweder nur auf Messen in kleiner Stückzahl oder gar nicht vertrieben werden, also niemals in den normalen Retail kommen. Zum Beispiel sowas wie Crave, Crisis at Steamfall, Crescent City Cargo, oder die Stockpile Epic Edition demletzt. Daher auch meine (imho schon recht hoch angesetzte) Anzahl von "gefühlt jeder zweite KS mittlerweile". Daher rührte glaube ich das Missverständnis in deinem ersten Antwortbeitrag (glaube #77 war es). Dennoch danke für deine Zustimmung und die weiteren Ausführungen, denen kann ich natürlich nur vollumfänglich zustimmen. Genau so ist es.

    Bierbart: Du hast PN :)
    Lg