Thematisch vs. Unthematisch: Welche Euros halten sich am Markt?

  • Vielleicht ist der Vorwurf: die deutschen Designer sind nicht sehr kreativ bei der Auswahl des Themas für ihr Brettspiel?


    Persönlich finde es schon diskutabel, ob Dune oder Agricola "thematischer" ist. Man könnte ja sagen: in Agricola fühle ich den Hunger meiner Familie mehr, als ich in Dune um meine Truppen trauere :-). Die Truppen die ich als "Währung" bei der "Versteigerung" von Siegpunkten eingesetzt habe.


    Und wenn es um das Konvertieren von Ressourcen geht, ist dann nicht das Handles-Thema xyz eigentlich thematischer, als es häufig bei den kreativeren Themen der Fall ist?

  • Die Relevanz von Thematischen Regeln oder sagen wir die Vorteile liegen oft darin, dass man sich Dinge besser merken kann, wenn sie Sinn ergeben.


    Wieso muss ich in Darwin's Journey Geld bezahlen wenn ich meinen Arbeiter auf nen Buch stelle, wo auf der anderen Seite schon mein eigener Arbeiter steht und wieso existiert Geld überhaupt in dem Spiel? Ich hab keine Ahnung, es ergibt keinen Sinn, ich muss das einfach wissen, weil es ist einfach so.


    Aber wenn ich Leuten in Scythe sage "Ja wenn ihr nen Gebiet angreift und dort die Arbeiter vertreibt, dann verliert ihr Ansehen weil das Volk es halt nicht so cool findet, wenn ihr mit Kriegsmaschinen hilflose Bauern verprügelt" dann hat sich das bisher jeder gemerkt. Das bleibt immer hängen. Da kommen vll mal fragen danach wie viel Beliebtheit man denn verliert, aber es ist immer allen klar, dass Bauern verprügeln uncool ist.

  • Das mit den Materialien und das sie nicht verbraucht werden, ist tatsächlich unthematisch. Hätte man auch anders lösen können. Den Rest kann man aber einfach dadurch erklären, dass die Trickerion Shards quasi das Symbol von Teamarbeit/Kooperation sind.

    Wer schon mal ne Magieshow gesehen hat, weiß, dass da auch unterschiedliche Künstler zusammen auftreten. Wenn du da quasi einen Trick dazulegst, ist das quasi so, als würdest du auf ner Bühne eine Jamsession machen. Wenn die Tricks dann auch zusammenpassen und das Timing stimmt, bekommst du mehr Applaus und dadurch auch mehr Punkte, die quasi dafür stehen, wie den Zuschauern deine Show gefällt. Je mehr Tricks in einer Show vorgeführt werden, desto länger geht die show und desto besser gefällt es dem Publikum. Und die Trickerion Shards sind im allgemeinen eine Ressourcen um zu repräsentieren, was für ein guter Teamplayer du bist. Trickerionsplitter = Ruf. Und den kannst du dann auf den unterschiedlichen Arbeiterfelder einsetzen, um deine Aktion zu verstärken. Du bittest quasi um einen Gefallen.

    Wenn ein Spieler Sonntag aufführt und du dich nur mit einem deiner Zaubertricks beteiligst, bist du quasi ein Kollege, der aushilft. Die Show aber auf die andere Person läuft. Du kriegst auch keinen Malus, sondern Punkte, weil du mitmachst. Wenn die Show auf dich läuft, bekommst du die vollen Punkte, weil dein Namen aufm Poster steht und mehr Leute wegen dir kommen. So versteh ich das zumindest.

  • Teamarbeit ist aber keine speicherbare Ressource, und das man die dann genau im Theater nicht anwenden kann???

    Ich bekomme einen Malus, wenn mein Trick aufgeführt wird und mein Helfer auf Freitag steht, meine Tricks bringen weniger ein.


    Aber die Details sind auch nicht wirklich wichtig, ich finde das Spiel funktioniert mit dem Thema sehr gut, das Thema hilft häufig die Mechaniken zu behalten.


    Ich glaube mehr als: man kann Trickerion als thematisch passend empfinden, und viel mehr kann ein Spiel nicht leisten. Der Rest liegt dann an den Spielern: holt einen das Thema ab, macht man die Hirngymnastik und erklärt sich Mechaniken, die vielleicht nicht passen. Mal stört einen etwas und man kommt nicht drüber hinweg.

  • Du kriegst Do einen Malus, weil am Do weniger Leute ins Theater gehen und am So mehr ;) Je mehr Zuschauer deinen Trick sehen, desto besser. Is doch logisch.

  • Der Trick wird am Donnerstag vorbereitet (da ist mein Helfer), aber in derselben Runge macht ein anderer Spieler eine Aufführung mit einem meiner Tricks in dieser Aufführung an einem Sonntag. Dann ist die Aufführung, am Sonntag. Dann performe ich meinen Trick als Gast in seiner Vorstellung, an einem Sonntag, vor großen Publikum. Aber weil mein Helfer am Donnerstag im Theater war, habe ich einen Malus auf alle meine aufgeführten Tricks, egal an welchen Tag sie aufgeführt werden.

    In der ersten Partie haben wir gespielt: alle Tricks in einer Vorstellung, die an einem Sonntag ausgeführt werden bekommen den Bonus. Das hätte thematisch Sinn gemacht, viel Publikum viel Ruhm. Weil ich beim Lesen der Regel sie im Kopf anders verstanden habe, weil sie zumindest aus meiner Sicht so viel logischer wäre. Vermutlich wäre die thematischere Variante aber keine gute Mechanik, keine Ahnung, ich habe nicht genug Erfahrung, um das zu beurteilen.

  • Mein Gefühl sagt mir "casual" Spieler bevorzugen abstrakte und "unthematische" Spiele...Nerds eher thematische...da "normale" Leute alles was Richtung "Rollenspiel" und "Thema" geht als Kinderkram asoziieren. Deshalb hält sich im normalen Markt eher sowas wie qwixx oder ganz schön clever.

  • Und ewig grüßt das „thematische Murmeltier“ - eine thematische Einbindung empfindet jeder anders! Wer mit dem terraformen des Mars nichts anfangen kann, oder Bauernhöfe als Hort des Grauens betrachtet, der Entwicklung einer Zivilsation gelangweilt gegenüber steht, einen Zoo aufzubauen eher mit Tierquälerei verbindet…dem kann man das Thema nicht nahebringen - es wird schlicht nicht wahrgenommen und damit abgelehnt. So einfach… ;)

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  • Das sind aber zwei verschiedene Dinge: Gute thematische Umsetzung vs. das Thema liegt mir.


    Man neigt ja dazu, Sachen nicht ganz zu verstehen, die man selbst anders sieht... so geht's mir hier auch: Ich habe nie verstanden, warum so viele auf bestimmte Themen dermaßen anspringen. Oder umgekehrt ein Spiel keines Blickes würdigen, nur weil ihnen das Thema nicht passt. Solange ich Spaß und Freude hab, ists doch so ziemlich egal, ob das nun ein Einhorn-Simulator oder eine Space-Opera mit 1000 Nerd-Lizenzen ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Biberle ()

  • Und ewig grüßt das „thematische Murmeltier“ - eine thematische Einbindung empfindet jeder anders! Wer mit dem terraformen des Mars nichts anfangen kann, oder Bauernhöfe als Hort des Grauens betrachtet, der Entwicklung einer Zivilsation gelangweilt gegenüber steht, einen Zoo aufzubauen eher mit Tierquälerei verbindet…dem kann man das Thema nicht nahebringen - es wird schlicht nicht wahrgenommen und damit abgelehnt. So einfach… ;)

    Der Unterschied ist: Da ist Thema, man mag es nur nicht.


    Ich glaube halt auch, dass "thematisch" oder nicht nicht das richtige Kriterium ist. Ich kenne eigentlich kein Spiel, das kein Thema hat (auch Schach). Die Frage ist halt, wie immersiv das Spiel am Ende ist. Sind die Mechaniken des Spiels so gewählt, dass sie zum Thema passen und das Thema im Spiel befördern? Oder fragt man sich ständig "was bildet das, was ich hier tue, eigentlich ab?"

  • Vielleicht müssen Spieler vor einem Spiel auch mal zwangs verpfichtet werden , am Tisch nur Begriffe des Spieles der Regel und Thema zu verwenden statt Farben , Zahlen , das Alphabet oer etws stumm zu benennen ?

    Nachdem bei uns in den letzten Tagen mal wieder ein paarmal #EineWundervolleWelt gespielt wurde und wir bei der Produktion die Ressourcen tatsächlich hauptsächlich nach den Farben benannt haben (grau/schwarz/grün/gelb/blau), mußte ich glatt mal in der Regel nachschlagen, was sich der Autor eigentlich für Bezeichnungen gedacht hat (Baumaterial/Energie/Wissen/Gold/Erkundung). Intuitiv sind für mich dabei auch nur zwei Stück (grau und gold). 8| Einzig die "Joker"-Ressource Krystallium (rot) hat sich bei uns ins Gedächtnis eingebrannt und wird auch mit dem Fachbegriff während des Spiels bezeichnet.

  • Vielleicht müssen Spieler vor einem Spiel auch mal zwangs verpfichtet werden , am Tisch nur Begriffe des Spieles der Regel und Thema zu verwenden statt Farben , Zahlen , das Alphabet oer etws stumm zu benennen ?

    Wie gesagt, es geht gar nicht darum , dass Spiel selbst (samt seiner Herstelker) vom Vorwuf der Aufgesetztheit , trocknen Austauschbarkeit freizusprechen, eher darum wenigstens noch etwas rauszuholen was rauszuholen ist

    Um wenisgtens seinen eigenen Anteil als Spieler eines Spieles an seinem Spieleabend zu erfüllen das etwas selbst erzeugte Athmosphäre in seiner Freizeit zu spüren ist

    Alternativ spielt man einfach ein Spiel, bei dem man nichts erzwingen muss, um Spaß daran zu haben.

  • Nachdem bei uns in den letzten Tagen mal wieder ein paarmal #EineWundervolleWelt gespielt wurde und wir bei der Produktion die Ressourcen tatsächlich hauptsächlich nach den Farben benannt haben (grau/schwarz/grün/gelb/blau), mußte ich glatt mal in der Regel nachschlagen, was sich der Autor eigentlich für Bezeichnungen gedacht hat (Baumaterial/Energie/Wissen/Gold/Erkundung). Intuitiv sind für mich dabei auch nur zwei Stück (grau und gold). 8| Einzig die "Joker"-Ressource Krystallium (rot) hat sich bei uns ins Gedächtnis eingebrannt und wird auch mit dem Fachbegriff während des Spiels bezeichnet.

    Gerade dieses Spiel empfinde ich als ein sehr gutes Beispiel für vollkommene Irrelevanz des Themas, zumal sich das Spiel auch nicht wirklich Mühe gibt, ein Thema vorzugaukeln. Ich habe sicherlich ein paar dutzend Partien in verschiedenen Runden gespielt und in keiner Runde sind die Begriffe für die Ressourcen hängen geblieben, weil das Spiel einfach keinen Bezug herstellt.

  • Von mir auch eine Stimme für den wesentlichen Faktor Mensch beim und im Umgang mit dem Spiel.


    Viel zu oft bei betitelten Karten die ausgespielt werden wo es heisst "Ich spiel die Karte hier, ich leg die hier aus, ich mach mal das hier" statt "Ich baue den Solarspiegel und bekomme dafür, ich werbe nun einen Sponsor an, der Kioske wertvoller macht, ich lege noch ein Reh in meinen Mischwald".


    Viel zu oft "ich geh dahin, ich setze mich hierhin" statt "ich gehe in den Steinbruch und bekomme 6 Steine, ich gehe in den Tempel beten".


    Fängt schon dann im Vorfeld mitunter bei der Erklärung an wenn "das Feld hier, da bekommste Rohstoffe" wenn bei Kanban das Teile-Lager erklärt wird.


    Alles kleine Momente, aber die Summe macht schon was aus finde ich.

    Besucht uns auf unserer Seite unter "www.mister-x.de"

  • Hab heute morgen ein Video auf Youtube gesehen ("How to Make a Board Game in 2023" URL:

    ).

    "Where is the fun in the game" und "Is this game working?" waren die zentralste Fragen die sich ein Designer stellen muss.

    Es gibt auch reine Spaßspiele...die gehen auch Weg wie warme Semmel :D

    Einmal editiert, zuletzt von thomasd87 ()

  • Und Stefan Feld ist (leider) auch der Autor, bei dem ich es seit geraumer Zeit am stärksten wahrnehme. Ich mag zwar die Verzahnungen in seinen Spielen, da sich aber vieles abstrakt bzw. trocken anfühlt, habe ich größere Schwierigkeiten seine Werke in einer 3er- oder 4er-Runde auf den Tisch zu bringen. :|

  • Teilweise geben Autoren Ihren Spiel kein Thema, das geschieht teilweise in der Redaktion

    War's nicht z.B. in der Nach-Catan-Ära in der deutschen Verlags-/Redaktionslandschaft im Extremfall sogar so, dass es für den (zumal eher unbekannten) Autor nachteilig sein konnte, wenn er seine Zusendung schon gerne fix mit dem eingereichten Thema verknüpft gehabt hätte?