Leiterspiel 2.0 - Projektwoche Schule

Guten Morgen Allerseits

Meine Arbeitskollegin (Fachlehrperson für Werken und textiles Werken) und ich (Klassenlehrperson an einer Grundschule für 10-12 Jährige) planen eine Projektwoche zum Thema Brettspielbau.

Wir möchten für die Kleinen (1-2. Klässler) das allseits bekannte Leiterspiel aufwerten in dem letztlich in einer UTZ Transport-Box gut verpackt und sicher transportiert werden kann.

Dazu haben wir uns ein Setting überlegt, das die rund 35 Felder dauernde "Strecke" optisch und spielerisch aufpeppt.

Dauer: Montag bis Freitag 8-12 resp. 13-15 Uhr
Setting: Wilder Westen

Umsetzung: Vom 2D-Leiterspiel zum 3D-Terrain-Spiel

Techniken:

• 3D Drucken ev. selbst designen (Da muss ich aber erst selbst die Zeit finden mich einzuarbeiten) --> Spielfiguren / Elemente etc.
• Bemalung
• Spielelemente entwickeln/abändern
• Arbeit mit Foamcore
• Arbeit mit Holz

Wir möchten die Kinder, gerade im Spieldesign und Aufwertung des 2D Spiels zum 3D Spiel, zu eigenen Ideen motivieren.
Dazu müssen wir aber sicherlich einige Beispiele vorgeben. Als Beispiel habe ich mir hierzu überlegt:

• Bau eines eigenen Würfelturms mit Auffangschale
• Ereigniskarten die man auf einer Würfeltabelle erwüfelt, sollte man auf Feld XY seinen Zug enden
• Abkürzungen durch Minen, Zurückfallen aufgrund eines Canyons, im Saloon aussetzen da eins getrunken wird usw.

Als Einstieg dachten wir an einen Lucky Luke Zeichentrickfilm um ins Setting Wilder Westen einzutauchen.

Nun... ich wollte dies einfach mal kundtun, vielleicht gibt es ja Leute hier die was ähnliches schon einmal gemacht haben oder weitere Inputs/Ideen haben oder auch Fragen, die ich gerne beantworten würde.

Cool, ja genau. Ich habe mir das so vorgestellt wie eine Hochzeitstorte mit vielen Etagen, die es bis nach oben zu erklimmen gilt.

korrekt! Da wir noch nicht wissen, wie viele Kinder letztlich sich für unseren Kurs anmelden haben wir als Puffer ein zweites geplant. Aber ob das dann auch Wild West ist oder total losgelöst, müssen wir dann schauen.

Auch wird es ein Reportageteam geben, welches jeden Tag mit Kurzfilmen und ev. Interviews der Kids zusammenfasst und dann zu einem 1-minütigen Trailer zusammenschneidet. iMovie sei dank, können das die Kids meiner Klasse bereits

Zitat

Kennen die Schüler das "Leiterspiel" ? Vielleicht solltet ihr nach (oder bereits vor dem Film) eine Proberunde 2D spielen. Dann weiss jeder sofort worum es geht.

sehr guter Input! Es müssen ALLE es mal gespielt haben!

Der Aufwand ist in der Tat schwer abzuschätzen wie es zeitlich in einer Woche reinpasst.

Wir rechnen mit rund 15 Kindern im Alter von 9-12 Jahren, die dann an verschiedenen Elementen zeitgleich arbeiten. Das entstehende "Spiel" steht dann für alle ersichtlich, jederzeit im Raum und man bekommt die Veränderungen jeweils so mit.

Zitat

Pappmaché

Auch gute Idee. Gerade für Mine/Hügel

Die Projektwoche kommt näher, die Planung hat konkrete Formen angenommen. Folgendes hat sich nun herauskristallisiert:

- Einstieg mittels versch. Leiterspielen um die Kids ans Thema heranzuführen

- Komponenten für ein solches Spiel werden an Wandtafel gesammelt --> Wie könnte man das Spiel nun in die dritte Dimension erweitern?

- Setting geben wir vor (Dies schafft uns Zeit, bei der Vorbereitung genügend Ideen für die Umsetzung zu haben) --> Wilder Westen

- Es wird mit verschiedenen "Fertigungsbereichen" gearbeitet

Spielbrett wird geviertelt.

- 1. Viertel - Start in Bony City (Unser Dorf heisst Boniswil) mit 3D Modellen von typischen Western Gebäuden Western Town by mrhers2 - Thingiverse

- 2. Viertel - Prärie --> mittels Tinkercard werden Bahngleise, einfache Kakteen und ev. Skelette von Tieren konstruiert

- 3. Viertel - Indianerdorf --> Tipizelte werden gewoben, Totems aus Holz geschnitzt und bemalt, Gestelle für Lederbespannung gebastelt - Weitere Gegenstände werden mit FIMO (Knete die man ausbackt um auszuhärten) modelliert.

- 4. Viertel - Styroporberg, vorgeformt --> wird von Kindern mit Gipsbinden fertigmodelliert. Hoch oben liegt ein See (Lake Hall - namensgebend der ans Dorf angrenzende Hallwilersee) in dem ein Schatz liegt.

Daneben lernen die Kids die eigens gewählten 3D Spielfiguren zu bemalen und wie man Terrain deluxifizieren kann (Sand, Steinchen, Sträucher etc.)

Auf dem Weg von geschätzt 50-70 Felder gibt es Abkürzungen und Fallen.

Mögliche Abkürzung: Ein Pferd transportiert die Spielfigur einige Felder weiter usw.

Mögliche Fallen: Reissender Fluss, der dich einige Felder zurückwirft, falls du deinen Zug dort drauf beendest usw.

In rund 1.5 Wochen gehts damit los. Wir sind gespannt...

Da wir jeweils 2 Kids zu Tagesreportern umfunktionieren und stündlich Fotos und Filmchen zur Dokumentation beitragen, sollte das eine oder andere Foto inkl. Endergebnis möglich sein.

Tagebucheintrag 1:

Heute ging es los!
Gut vorbereitet aber mit viel Skepsis ging es in die ersten beiden Halbtage! Der Einstieg verlief wie vermutet ein wenig harzig. Nach und nach bemerkten die Kids jedoch, dass sie sich in den entsprechenden "Fertigungs- und Ideenabteilungen" einbringen konnten, wo sie mitarbeiten mochten.

Das Spielbrett wird in zwei Holzelementen in 2 UTZ Plastikboxen verstaut. Die vier Bereiche des Spielablaufs sind:
Stadt (Bonicity)

Prärie

Indianderdorf

Berg (Mount Lindy)

Nach Tag 1 haben wir bereits

• unzählige "Aktionsfelder" was auf den Feldern entsprechend passiert
• Ein Eventdeck, wo ein zufälliges Ereignis auf entsprechenden Felder ausgelöst wird (Idee vollständig von den SuS stammend)
• Bedingungsfelder wie "Brücke über Fluss, aber da die ersten 2 Felder resp. Brückenfelder beschädigt sind, kommt man nur mit einer 3+ drüber (Idee vollständig von den SuS stammend)
• erste Versuchsminiaturen grundiert und mit Bemalung gestartet (4 SuS werden hier ab Morgen zu Experten und erklären Grundierung, Basisfarben, Wash und Drybrush)
• natürliche Materialien für die Landschaft wurden gesammelt und zum Trocknen ausgelegt
• Berg mit Schatz wurde aus Styropor fertig modelliert und gekleistert
• Erste Holzkonstruktionen für das Weben der Tipizelte wurden fertiggestellt
• Kamerateam ist mit Sheriff-Stern ausgestattet stündlich unterwegs um die Fertigungsbereiche zu dokumentieren

Alter! Bei dir muss man jedes Foto auf Zensur prüfen. Aber ja, ich bin 'nur' mit Cowboyhu unterwegs. Wäre es wärmer würd ich dir n Foto meines indianischen Hüftschmucks zukommen lassen.

Danke!

Bringe dir den Prototypen dann nach Essen mit.

was wenn meine Projektklasse von unknowns davon erfährt? :O

So back to topic! Morgen folgt Eintrag 2. Marterpfähle wollen gebaut und die Gebäude bemalt werden.

Zitat von Weltmacht

Wenn die Schüler 10-12 sind, besprecht ihr dann auch die Klischees, die in so einem Westernsetting stecken?

Oder was ist das Ziel dieser Übung? Zusammenarbeiten lernen? Was über nordamerikanische Geschichte lernen?

Die Schüler sind aus verschiedenen Klassen zusammengemischt. Alter 8-12 alles vorhanden. Zeitlich und des unterschiedlichen Alters geschuldet, sprengt es schon so den Rahmen, weshalb wir uns auf die gestalterische Ebene fokussieren.

Man kann nicht alles haben...

Tagebucheintrag 2:

Aufgrund Prioritäten (Hochzeitstag mit Frauchen) kommt der zweite Eintrag leicht verspätet.

Nach einem anstrengenden und arbeitsintensiven Vormittag mussten wir umdisponieren und liessen die Kids am Nachmittag einen Trickfilm im Westernsetting schauen (es gibt kaum welche...) um noch ein paar Ideen auf diesem Wege für Dekoration des Spielplans zu erhalten.

An folgendem wurde am Vormittag gearbeitet:
- FIMO Modellierungsgruppe

- Aktions- und Ereigniskartenabteilung

- Bemalecke für 3D Gebäude

- Tipizelte weben

- Spielfelder mit Brenneisen beschriften

Zitat von Dee

Zitat von psykoman69

Trickfilm im Westernsetting schauen (es gibt kaum welche...)

Alle von Lucky Luke?

Das zählt als 1

Zitat von HRune

Das sieht echt Klasse aus und eure Schülerinnen und Schüler scheinen viel Kreativität und Fingerfertigkeit mitzubringen, den Bildern nach. Kann ich mir gut vorstellen, dass das für euch anstrengend ist, da es ja auch diverse Stationen gleichzeitig zu betreuen gibt.

Oben in Update 1 schreibst Du von „wo sie mitarbeiten mochten“, ist somit freie Stationswahl oder rotiert ihr die Kinder gezielt durch?

Drücke die Daumen, dass die Motivation die Woche über hoch bleibt und anhält.

Ja die freie Wahl setzen wir jeden Morgen so um. Diejenigen die dann die Arbeitsbereiche wechseln können dies tun, solange die maximalzahl dort noch nicht erreicht ist.

Aber als Zirkusdompteur bist du teilweise fest darin eingespannt, bei der Minderheit dafür zu sorgen, ihnen was neues motivierendes als Arbeit zu geben. Das zehrt am meisten.

Zur Kreativität. Die SuS konnten sich 3 Wochen im voraus für ein Projekt anmelden. In der Ausschreibung haben wir die Schwerpunktfächer dann angegeben. Sie wussten also grob bereits, was wir erwarteten/sie mitbringen mussten.

Tagebucheintrag 3:

Der Einschub des Filmenachmittags am Dienstag hat den Kids gut getan. Am Mittwoch wurde wieder 4 volle Lektionen konzentriert und motiviert gearbeitet. Dabei hat ein Zweierteams begonnen, Encounter zu schreiben. Auch Guestwriter RonSilver hat sich mit seiner Speck & Bohnen Eventkarte verewigt

Die Encounter habe ich nun in 2 Kategorien eingeteilt:

Fixe Encounter (hier: Aktionskarten) - Gebunden an Feld Nr. XY --> beendet man seinen Zug auf jenem Feld, so muss aus dem eigens dafür kreierten Kartendeck die Encounternummer rausgesucht und den Mitspielern lautvorgelesen werden. Die Ereignisse ob positiv oder negativ werden dann abgehandelt. Ein Beispiel wäre:

Die zweite Art von Encounter erhielt ein anders Symbol, bei welchem man nach Beendigung seines Zuges eine zufällige Karte jenes Stapels zieht und abhandeln muss. (Ereigniskarten)

Das Goldnugget ist unbegrenzt sammelbar und kann einen kommenden Würfelwurf beeinflussen. Es dient als Verbrauchsgut indem man den geworfenen Wurf um +/-1 verändern kann (Aus 6 wird also bspw. eine 5 resp. 1).

Diese Nuggets sind schlichtweg goldfarbig bemalte Kieselsteine.

Weiter wurden über Nacht 17 Cowboys der gleichen Art (Mehr Vielfalt brachte ich mit dem Drucker und dem Zeitdruck nicht hin) aus dem 3D Drucker gezaubert, welche dann von der Malerabteilung Farbe erhielten. Auch kleinere Tiere wie der Seeadler oder später ein Bison wurden damit gedruckt und bemalt.

Die Modelliertruppe rund um FIMO hat sich selbst übertroffen. In rund 3h enstand dieser herrliche Marterpfahl, Friedenspfeifen und kleine Revolver:

Die Spielboxen erhielten Titelblätter, so dass diese auch in 10 Jahren im verstaubten Dachstock des Schulgebäudes noch gefunden werden können.

Ein Zweierteam von noch ganz jungen Mädels (9 Jahre alt) haben sich den Regeln angenommen. Es entstand ein laminiertes doppelseitiges Sheet.

Tagebucheintrag 4:

Ich möchte nicht mehr allzu viel Spoilern. Hier mal Stand Donnerstagmorgen:

Die heutigen 6 Stunden verlangte nochmals alles ab. Schülern wie Lehrern! Gegen hinten raus waren immer weniger Tätigkeiten zu erledigen, viele SuS mussten bei Laune gehalten werden. Diese Kids haben dann für Morgen Freitag ein eigens erstelltes Wild-West Quiz mit kahoot erstellt, welches die restliche Truppe Morgen lösen darf.

Auch sollen die Kids Morgen Vormittag mit dem langersehnten Spielen des 3D-Leiterspiels belohnt werden. Alle sind heiss darauf.

Ich habe dann gestern Nachmittag 25 Aktionskarten und rund 11 zufällige Eventkarten erfunden und mittels Adobe Illustrator designt. Heute wurden diese mit einer einheitlichen Frontseite verklebt, laminiert und zugeschnitten.

Der grösste Brocken neben dem Aufkleben aller Elemente, allem voran der Spielfelder war die valide Vergabe der Felder, welche an ein Aktionsfeld gebunden sind. Nicht, dass man auf einem Feld 3 Schritte zurück machen muss und dort gleich ein weiteres Event ausgelöst wird.

Morgen Freitag versuche ich in einigen guten Schnappschüssen, das Spiel in seiner ganzen Detailpracht euch final näher zu bringen.

Wir sind sehr zufrieden mit dem Geleisteten. Aber auch seit Montag jeden Abend total erschöpft... Die Kids können es kaum erwarten, Morgen nach dem Aufräumen endlich die ersten Würfel zu werfen.

See you tomorrow...

Der Vollständigkeit halber hier meine Antworten:

1. Fahr mit deiner Family in den Süden und spielt es live
2. Nein, Weird West und Zombies sind im Schweizer Bildungslehrplan nicht aufgelistet

3. Schick ich dir auf whatsapp

Danke! Ja es ist echt toll wenn die grosse Arbeit derartige Früchte trägt.

Zitat von Matze

"Encounter" bedeutet Begegnungskarte?

So weit mein limitiertes Dungeon Crawl ABC reicht, ja. Encounter = vom englischen "begegnen" Ich verwende es jedenfalls so.