Nachdem sich die Gelegenheiten zum Spielen in gewohnter Vierer- oder Dreierrunde nicht zuletzt aufgrund eines wenig schlafaffinen kleinen Kinds zuletzt kaum geboten hat und wir Zweier- oder gar Solospiele nicht so gern mögen, haben wir neuestens die Ravensburger Exit-Puzzles (einige firmieren offenbar als Escape-Puzzles) für uns entdeckt. Der Charme: Funktioniert super zu zweit, man kann problemlos jederzeit unterbrechen (Spoiler: meistens mag man aber nicht unterbrechen, wenn eigentlich für einen selbst Schlafenszeit wäre, sondern will das vermaledeite Ding noch fertig kriegen), zusätzlich zum Puzzeln hat man noch ein paar nette Rätsel on top, die zeitlich in Summe aber vielleicht höchstens 1/10 der Puzzlezeit brauchen, und auch die 6jährige Tochter kann unterstützen und Motivteile eigenständig bauen.
Es gibt Motive mit 759 oder 368 Teilen. Das Prinzip ist immer gleich - erst muss man puzzeln, wobei das zusammenzusetzende Bild vom Covermotiv abweicht; Teile sind identisch, so dass das schon eine Hilfe ist, aber bei vielen Details ändern sich Position oder Perspektive, und es verschwinden Elemente oder kommen neue hinzu. Die 6-8 Rätsel, die man im fertigen Bild selbst identifizieren muss, ergeben jeweils eine Zahl (zwischen 1 und 4 Stellen). Viele Randteile tragen klein Zahlenwerte, und die so identifizierten 6-8 Randteile ergeben neu zusammengepuzzelt die gesuchte Lösung. Nachteil - damit das funktioniert, müssen die Randteile quasi frei kombinierbar gestanzt sein, d.h. hier ist es an manchen Stellen oft nicht eindeutig, wo was hingehört, und manchmal ist schon beim Puzzeln klar ersichtlich, welches die gesuchten Lösungsteile sein werden. (Aus diesem Grund haben wir uns vorgenommen, künftig nicht wie sonst bei Puzzles mit dem Bauen des Rands zu starten, sondern direkt mit Teilmotiven.) Aber auch hier gilt, der Weg ist das Ziel - die größte Freude ziehen wir aus dem Puzzeln und Rätsel lösen, das Mini-Lösungs-Puzzle ist dann nur ein Gimmick zum Abschluss.
Auch die Einbindung der Rätsel in die Story ist grundsätzlich nicht immersiv - die Rätsel sind aufgesetzt und nicht Teil der Story. Da sollte man also nicht mit falschen Erwartungen herangehen. Im Notfall findet man online eine knapp gehaltene Hilfe, die zu jedem Rätsel bis zu 3 einzeln einblendbare Tipps gibt.
EDIT: Ich vergaß zu erwähnen, dass die Exit-Puzzles natürlich nicht zerstört werden und somit erneut gepuzzelt bzw. (da die Rätsel-Komponente ja dann ausfällt) an andere weitergegeben werden können. Allenfalls muss man den Lösungszettel in einen neuen Briefumschlag stecken.
Ich werde hier sukzessive in chronologischer Reihenfolge unseres Puzzelns kurz etwas zu jedem Puzzle schreiben und dazu diesen Post einfach immer wieder editieren. Achtung, die Spoiler diskutieren explizit Lösungsinhalte.
1. Die Sternwarte (Level 2/5), 759 Teile
Ein ganz netter Einstieg, beim Puzzeln hat man besonders mit vielen Teleskopen, Mikroskopen und ähnlichen Gerätschaften zu tun, die man ersteinmal voneinander abgrenzen muss. Die finale Lösung ist sehr früh offensichtlich, nur aus welchen Teilen sie sich zusammensetzt, ist dann noch interessant. Schwach fanden wir, dass effektiv 2 der 6 Rätsel identisch waren, weil sie auf gleiche Weise auf dasselbe Element aufsetzten. Aus meiner Sicht bislang der schwächste Teil.
Verwirrt hat uns die 45 auf dem Planetenchart vorn auf dem Tisch in Kombination mit der verdeckten Ziffer über der rechten Spalte. Hier haben wir uns einen abgebrochen, irgendwie das Chart mit der 45 in Verbindung zu bringen - am Ende war die 45 aber einfach zu ignorieren und die verdeckte Ziffer simpel die 3, die man dort auch erwartet hätte.
2. Der Tempel in Angkor Vat (Level 3/5), 759 Teile
Puzzlerisch deutlich anspruchsvoller aufgrund der vielen vielen Grünpflanzen, die überall im Bild stecken. Die finalen Lösungsteile waren direkt klar, wenn man mit dem Rand startete, wo sie wie Fremdkörper wirkten. Die 8 Rätsel waren separat und gut. Bei einem brauchte man sehr gute Augen.
3. Exit-Puzzle Kids: Die Weltraummission (Level 2/5), 368 Teile
Nominell ab 9, gemeinsam mit meiner Frau hat es die 6jährige aber gut hingekriegt. Die Puzzlegröße würde sie allein noch überfordern, aber mit etwas Support ging das gut. Ähnlich mit den Rätseln - mit etwas Nudging, u.a. in Form der Identifikation der 6 Rätsel, hat sie diese gut hinbekommen. Die finale Lösung war hier (für mich) nicht direkt offensichtlich, das war gut. Sie ist jetzt angefixt und will mehr.
4. Im U-Boot (Level 4/5), 759 Teile
Etwas anderer Zeichenstil, viel comichafter. Puzzlerisch nicht allzu anspruchsvoll, trotz der vielen Rohre und Leitungen im Motiv. Einige der 6 Rätsel waren sehr simpel, die meisten ganz hübsch, eines hat uns zwischenzeitlich recht verwirrt, da die für uns naheliegende Lösung nicht zu einem Randteil führte
(in welcher Reihenfolge und aus welcher Blickrichtung sind die Fische für den Morsecode zu verwenden)
und bei einem weiteren Rätsel waren wir tatsächlich auf einen Tipp angewiesen.
Dass beim Kabel-Rätsel die Farben zu mischen waren, hat sich uns überhaupt nicht erschlossen.
Misslungen fanden wir, dass die Lösungsteile im Rand gar keinen festen Platz hatten - jedes passte auch vom Motiv her an 3 verschiedenen Stellen.
5. Die Hexenküche (Level 2/5), 759 Teile
Puzzlerisch für mich das bislang schönste Motiv, aufgrund der zahlreichen kleinen Gegenstände auch gar nicht so einfach. Die Lösungsteile waren für uns nicht zu identifizieren, und die finale Lösung kann eigentlich als 9. Rätsel gelten, weil sie anders funktionierte als die Lösungen in den davor beendeten Puzzles (was wir leider nicht gecheckt haben und auf einen Tipp angewiesen waren; Ausstanzung war auch minimal ungenau, sodass das schwieriger war als es hätte sein sollen). Fanden wir aber gut. Die anderen Rätsel waren gelungen, bei einem rechnerischen wäre allerdings eine andere Lösung begründbar gewesen, für die dann aber kein Randteil existierte, weswegen wir weitergesucht haben.
Beim gelben Stern auf dem Hocker hätte die Lösung auch 28 sein können - Differenz der beiden rechts und links auf dem Innenkreis danebenstehenden Zahlen dividiert durch 2 passt entsprechend bei allen vorgegebenen Zahlen - aber es gibt eben kein Randteil mit der 28.
6. Das Labor (Level 4/5), 368 Teile
Verhältnismäßig leicht und schnell zu puzzeln, dafür umso schwierigere Rätsel, wo man bei mehreren um mehr als nur 1 Ecke denken muss. Deutlich knackiger als die bisherigen Puzzles. Am Abend, wo wir das zusammengesetzt haben, haben wir nur 2 der 6 Lösungen gefunden. Die anderen 4 dann sukzessive am Folgetag, jeweils mit einem richtigen Heureka-Gefühl. Hier also nicht Rätselzeit = 1/10 der Puzzlezeit, sondern umgekehrt. Bei einem Rätsel sind wir auf dem falschen Weg (ein Element übersprungen) auf die richtige Lösung gekommen, es war dann aber nachvollziehbar, welchen Tipp wir hätten verstehen müssen, als wir im Nachgang die Tipps angeschaut haben.
Wir haben aufgrund des Hin- und Herwechselns zwischen Groß- und Kleinbuchstaben den Medicamentuum-Zug nicht gefunden, sondern direkt das implizierte Dreieck, das durch Mm geht. Mm konnte man aber auch als Hinweis auf "mal groß, mal klein" verstehen.
Die anderen Rätsel haben uns richtig gut gefallen. Für uns bisher das beste Exit-Puzzle.
7. Das Einhorn (Level 3/5), 759 Teile
Danach das Kontrastprogramm. Kitschiges Motiv, ätzend zu puzzeln (ganz viel verschwommenes Lila oder Grün), 1 Rätsel aus einem anderen Exit-Puzzle 1:1 wiederverwendet,
(die Reihe mit den Steinen im Wasser entspricht exakt den digitalen Zahlen im U-Boot, wieder muss man von oben schauen und wieder fehlt die gleiche Zahl, 87, in der gleichen Zahlenreihe)
1 Rätsel mit unfindbarem Lösungsansatz
(Wer bei den Schmetterlingen herausgefunden hat, dass man hier durch Farben mischen und entmischen einen Pfad von einem zum nächsten gehen muss, ohne zwischenzeitlich in einer Sackgasse zu landen, und dann doch in einer Sackgasse beim letzten Schmetterling zu landen und dessen Farbe via Regenbogen zu dekodieren - Respekt. Ich hätte gedacht, man muss ausgehend vom mit Pfeil markierten Schmetterling eine Spirale nach innen gehen entsprechend dem Stein neben dem Frosch, dabei alle Schmetterlinge auslassen die nicht auf der Spirale liegen, und unterwegs alle weiteren Schmetterlinge zählen, die aussehen wie der Startschmetterling, diesen aber nicht mitzählen. Dann ergibt sich auch 3, und weniger plausibel scheint mir das auch nicht. [Wir wussten zu dem Zeitpunkt schon, welche beiden Teile uns noch fehlten.])
und eines ganz einfach broken falsch, da haben Redaktion und Illustrator wohl massiv fehlkommuniziert.
Das Blumenrätsel ist einfach unlösbar wie abgebildet. Laut Lösungsweg soll man in den 4 Farben jeweils die Zahl der Blütenblätter mit der Zahl der entsprechendfarbigen Blüten multiplizieren und alles aufaddieren. Den Ansatz haben wir auch gefunden. Laut Lösung gibt es aber 7 rote, 5 gelbe, 6 orange und 3 blaue Blumen. Tatsächlich sind es hingegen davon abweichende Zahlen, wo man willkürlich geschlossene Blüten mal mitzählt und mal nicht, und man u.U. eine pinke Blume als rot zählen muss. Ein Desaster.
Auf der Positivseite sind die Randteile zu erwähnen, hier gibt es zahlreiche Teile, die scheinbar für die Lösung in Frage kommen, so dass wir selbst nach 5 Rätseln, als wir bei den beiden Problemfällen steckten, eine Weile suchen mussten, welche beiden jetzt noch fehlten. Hiervon abgesehen war dieses Puzzle für uns aber auch ein Totalausfall und ist das einzige, bei dem ich aktiv raten würde: Finger weg!
8. Die Spielzeugfabrik (Level 5/5), 368 Teile
Leicht zu puzzeln, aber genial gruseliges Motiv. Definitiv nix für Kinder. Die Rätsel haben es in sich - bei den leichter zu findenden muss man einiges rechnen, und die restlichen Rätsel verstecken sich gut, sie und den Lösungsansatz zu finden ist ein ganz eigenes Rätsel. Wir haben wieder einen vollen Tag gebraucht, um alle zu finden und knacken. Nur für wirklich fortgeschrittene Rätsel- und Exit-Freunde. Für die aber ein Highlight. Laut Amazon-Kommentaren unlösbar (Anfänger...).
9. Wolfsgeschichten (Level 3/5), 759 Teile
Schönes Puzzle mit vielen Blau- und Grautönen, nicht so einfach. Rätsel nicht so schwierig, aber gelungen.
Bei diesem Puzzle fällt sehr auf, dass die Rätsel sich in den Unterschieden zum Covermotiv verstecken. Die Lösungsteile sind beim Puzzeln sehr offensichtlich.
10. Im Gruselkeller (Level 3/5), 759 Teile
Leicht gruseliges Motiv, ganz angenehm zu puzzeln. Die Rätsel sind recht einfach. Bei einem wären 3 verschiedene Lösungen mit jeweils passenden Randteilzahlen plausibel (aber nur 1 davon macht beim erwartbaren Lösungsmotiv Sinn). Spannenderweise das erste Exit-Puzzle, in dem klare falsche Fährten gelegt werden, die man dann einfach ignorieren muss.
11. Das Gewächshaus (Level 5/5), 368 Teile
Sehr schön zu puzzelndes Motiv, sowohl die 6jährige als auch die 2jährige Tochter konnten aktiv mitpuzzeln. Zu lösen sind dann imposante 18 Rätsel, die jedes für sich allein allerdings deutlich leichter sind als die sonstigen Rätsel in Level-5-Puzzles. Die Lösungs-Randteile sind hier nicht offensichtlich und ergeben ein schönes Ergebnis. Wir hatten beim Rätseln an einer Stelle ein Brett vor dem Kopf.
(Im Orchideenrätsel haben wir uns die vorhandenen Angaben nicht auf ein Blatt Papier geschrieben - sonst wären wir vermutlich drauf gekommen)
Leider war ein weiteres Rätsel in der Lösung komplett unschlüssig bzw. uneindeutig - hier hätte man auch diverse andere Lösungen argumentieren können, und wir waren auf die Online-Tipps angewiesen, um zu verstehen, was hier gesucht wurde; aus diesem etwas ärgerlichen Grund rutscht das Puzzle in unserem Ranking ein Stück nach hinten. Ohne diesen Lapsus wäre es für mich in der Top 3 anzusiedeln.
Im Bücher-Rätsel geht es um die Titel der Bücher. Als Lösung soll man identifizieren, dass es nur genau 1 Buchstaben gibt, der in den 4 Titeln nur 1x vorkommt, Lösung ist dann dessen Stelle im Alphabet. Es gibt aber keine Indikation, dass das der Lösungsansatz sein soll. Naheliegende Alternativlösung wäre bspw. der Buchstabe, der in jedem der vier Titel vorkommt.
12. KOSMOS Exit "Der einsame Leuchtturm" (Level Fortgeschrittene), mit 4 Puzzles à 88 Teilen
Zwischendurch mal ein Konkurrenzprodukt. Hier liegt der Fokus deutlich weniger auf dem Puzzeln, die 4 Motive, die man sukzessive zusammensetzen darf und die einzelne Räume zeigen, sind nicht schwierig zusammenzusetzen. Zusätzlich zu den Puzzles gibt es die EXIT-typische Drehscheibe, diverse Zettel, die man erst aufschlagen darf, wenn man via Drehscheibe die entsprechenden Symbole erhalten hat, und zwei "seltsame Teile" zur Verwendung mit den Puzzles. In der Umsetzung sind die Rätsel sehr kreativ, da werden die Möglichkeiten, die das Medium Puzzle bietet, vielfältig und clever genutzt, das macht echt Spaß. Leider ist kaum zu vermeiden, dass Materialien zerstört werden (man müsste an ein paar entscheidenden Stellen schnell exakte Duplex-Kopien machen können, dann wäre es denkbar), so dass eine Weitergabe zur erneuten Verwendung anders als bei den Ravensburger Puzzles für uns nicht mehr möglich ist. Das ist echt schade. Toll wäre, wenn die zerstörten Komponenten für einen kleinen Obolus online separat nachkaufbar wären. Ralph Querfurth - KOSMOS Dennoch ein großartiges Produkt, volle Empfehlung von uns und ein geteilter erster Rang im Moment.
13. Im Vampirschloss (Level 4/5), 759 Teile
Es hatte so schön sein können - reizvolles, stimmungsvolles Motiv in Gold, 7 wirklich schöne Rätsel - und dann kommt ein von der Redaktion mal heftig in den Sand gesetztes 8. Rätsel, das einen nur noch frustriert. Dieses führt hier zur Abwertung.
Thema Subtraktionsregel bei römischen Zahlen. Eigentlich gilt hier die Regel, dass vor einer höheren Zahl höchstens eine niedrigere stehen darf, die dann abgezogen werden muss. Darum heißt es VIII und nicht IIX für 8. Ravensburger erfindet nun eine komplett neue Rechenmethode und verweist in den Online-Tipps sogar auf einen Onlinerechner, der ebenso rechnet. Demnach zählt jedes Zahlzeichen, das vor einem höheren steht, als Minus, und es wird über die komplette Zahlenreihe zusammengerechnet. Entsprechend steht für 2019 nicht etwa das reguläre MMXIX, sondern XIXXXMM. I und das rechte X sind nach der Logik zu subtrahieren und der Rest zu addieren. Tut mir leid, das ist einfach hanebüchener Unfug.
Mein bisheriges Ranking der Erwachsenen-Puzzles:
1. Spielzeugfabrik
1. Leuchtturm (Kosmos)
3. Labor
4. Hexenküche
5. Wolfsgeschichten
6. Tempel
7. Gewächshaus
8. Vampirschloss
9. Gruselkeller
10. U-Boot
11. Sternwarte
12. Einhorn
to be continued ...
EDIT: Hier bin ich nun schon länger nicht mehr zum updaten gekommen. Eine Vielzahl weiterer Puzzles wurde absolviert und harrt der Einpflegung in diesen Artikel. Ich notiere mal hier als To-Do-Liste:
- EXIT-Puzzles:
- Im Drachenlabor
- Künstleratelier
- Englischer Garten
- Apokalypse
- EXIT The Circle
- London
- Rom
- Paris (noch ungepuzzelt)
- EXIT Puzzles Kids:
- Piraten
- Freizeitpark
- Museum
- In der Zauberschule
- Zauberwald
- Dschungel (noch zu kaufen)