Horrified...
Mumien, Monstren, Mutationen… und das einmal ganz ohne Cthulhu…
In diesem Spiel begegnen wir Monstern alter Film-Klassiker aus den Universal Studios:
Frankenstein und seiner Braut, Dracula, der Mumie, dem Wolfsmann, der Kreatur aus der Schwarzen Lagune und dem Unsichtbaren… und auch wenn diese alten Filme wohl alle in schwarz-weiß sind, kommt das Spiel weder alt, noch verstaubt, noch schwarz-weiß daher. Macht irgendwie Laune mal ein etwas anderes Horrorspiel zu spielen: so ganz ohne Zombies, ohne Cthulhu und so ganz ohne grausliche Apokalypsen und deprimierende Weltuntergangsszenarien. Einfach nur nette, skurrile Monster und ein gehöriger Touch Retro…. Muhahaha….
Horrified (Prospero Hall/Ravensburger Nord Amerika, 2019) ist ein vollkooperatives Spiel für 1 bis 5 Unerschrockene ab 10 Jahre. Eine Partie dauert ungefähr 60 Minuten.
Die Altersangabe bezieht sich aber wohl vor allem auf den englischsprachigen Markt. Auch wenn Schulenglisch für das Spiel locker ausreichend sein dürfte, weiß ich nicht, ob man das Spiel hier so ohne weiteres 10-Jährigen in die Hand drücken kann. Vermutlich sollten Eltern da das Regel“studium“ übernehmen und/oder gemeinsam lesen und erlernen. Insgesamt halte ich das Spiel ohnehin eher für ein Familienspiel. Trotz der Monster… Und tatsächlich helfen wir sogar diesem Wolfsmann seine Bürde los zu werden…
Worum geht´s? Sieg oder Niederlage. Was sonst…
Ziel des Spieles ist es kooperativ und gegen das Spiel, die Stadt vor diesen unheimlichen Monstern und Kreaturen zu retten, jene zu besiegen und dabei möglichst auch alle Bewohnerinnen an ihre Zielorte in Sicherheit zu bringen. Sobald man alle Monster besiegt hat, freut man sich und hat gewonnen.
Verlieren kann man - not gonna happen - leider auch, nämlich so:
Durch Zeitablauf, wenn der schwarze Gegner-Karten-Stapel durchgespielt und aufgebraucht ist, dann wird der Ablagestapel nämlich nicht wieder neu gemischt. Kann man keine Karte mehr nachziehen, wenn man eine nachziehen muss, dann hat man sofort verloren.
Oder aber der Terror-Level erreicht sein Maximum. Der Terror-Level steigt, wenn die „Helden“/Charaktere Schaden genommen haben und ins Krankenhaus zum Regenerieren mussten und/oder wenn die Villagers von den Monsters gefangen und gefressen, zerstückelt, aufgelöst oder was auch immer wurden… jedenfalls für jeden besiegten Villager steigt der Terrorlevel um 1. Und bei Terrorlevel 7 hat man dann halt sofort verloren.
Gegen welche der entsetzlichen Monstrositäten man antreten möchte, kann man sich aussuchen und darüber auch den Schwierigkeitsgrad modifizieren. Die einzelnen Monster haben unterschiedliche Komplexitätsstufen. Außerdem wird das Spiel etwas schwerer, wenn man gegen mehr als nur zwei Monster, wie in der ersten Partie empfohlen, bestehen muss.
Spielzeit
Die angegebene Spielzeit kommt pro Partie ungefähr hin. Sie hängt aber auch etwas davon ab, welchen Schwierigkeitsgrad man sich aussucht und gegen wie viele der Monster man antritt. Man kann sich die Monster aussuchen und frei kombinieren. Eine Partie mit vier Gegnern dauert halt etwas länger als (nur) gegen zwei anzutreten… Insgesamt ist das aber trotzdem kein zwei-drei Stunden Spiel. Nunja, meistens macht es aber dann doch irgendwie Spaß und Laune und dann spielt man noch eine Partie hinterher… und dann können es halt doch zwei, drei Stunden werden und ein horribler Abend…
Sprache, Spielregel
Das Spiel ist (bisher) leider nur auf Englisch erhältlich. Die Sprachhürde ist aber sehr gering, denn die Spielregel ist eingängig, gut gemacht und leicht (verständlich). Das Spiel an sich im Übrigen auch, damit will ich sagen: wenn man die Spielregel einmal gelesen hat und den Rundenablauf verinnerlicht hat, dann hat man eigentlich auch schon alles an der Hand, was man zum Verstehen und Spielen braucht. Da aber alle Monster auch einzigartige Fähigkeiten haben und das Spiel ganz leicht modifizieren, kann man das dann eben kurz zu Beginn der jeweiligen Partie nachlesen, wenn man sich das jeweilige Monster aussucht. Die kleinen zusätzlichen Regeln und der spezielle Aufbau sind aber auch sehr einfach und leicht.
Das Spiel ist nicht übermäßig komplex, stundenlanges Regelstudium fällt nun wirklich nicht an. Der Spieleinstieg wird einem mit der Spielregel durchaus leicht gemacht. Alles ist erklärt und findet sich dort wieder. Die Spielregel hat zwar 15 Seiten, davon sind aber fünf alleine nur dafür, um die Besonderheiten jedes Monsters zu erklären und wie sie sich jeweils spielen. Das steht aber auch auf den Monsterboards. Eigentlich also doppelt gemoppelt. Aber gut und übersichtlich gemacht. Außerdem ist die Schrift recht groß, etliche Beispiele und Bilder. Das kann man recht easy und locker lesen und verstehen.
Infos gibt es noch auf den Karten zu lesen und die unterschiedlichen Monster haben jeweils immer ein eigenes Gegnerboard auf dem dann genau steht, wie man sie besiegt, was man dafür erfüllen muss und welche Besonderheiten sie neu mit in das Spiel bringen. Das ist alles nicht sehr kompliziert und mAn mit Schulenglisch bestens zu bewältigen. Spielt man öfter und komplexere englische Spiele, dann ist das überhaupt gar kein Problem, sich in diese Regel einzufinden.
Material
Hurrej, wir benötigen einen Beutel für den Berg an Item-Tokens und JA, er ist sogar mit dabei!
Das Material ist gut. Kann man eigentlich nicht meckern. Ein großes, buntes Spielbrett auf dem wir uns in einer Stadt und unterschiedlichen Orten (z.B. Krankenhaus, Krypta, Kirche…) bewegen, bunte Pappstandees für die Charaktere, grau unterlegte für die Villagers sowie kleine bunte Minis für die Monster. Jede Menge dicker Papptoken für die roten, gelben und blauen Items. Die Items sind allerdings fast schon etwas groß, wenn man davon 4 oder mehr auf einem Ort angesammelt hat, dann ist der Ort voll. Dann muss man die Items stapeln/schichten, weil da sonst kaum noch was auf einen Ort drauf passt und dann muss man den Stapel immer mal wieder durchgucken, ob da das Item liegt oder die Items liegen, die man benötigt und sucht. Macht aber nix.
Außerdem gibt es noch ein kleines Playerboard pro Charakter, wo die spezielle Fähigkeit eines jeden Charakters, sein Portrait, die Anzahl der Aktionen und der Startort drauf abgebildet ist.
Die großen Monsterboards sehen halt cool aus, so mit den Portraits der Monster. Auch wenn es bunt ist, hat es halt diesen Flair und Trash-Faktor aus diesen alten Filmen. Zudem stehen da alle wichtigen Infos und speziellen Siegbedingungen drauf. Jedes Monster bringt dann noch Modifikationen und Besonderheiten mit und dafür gibt es dann auch noch etliche Token und Ortsplättchen. Alles dicke Pappe. Alles gut.
Nun ja, alles gut? Hm, der Ehrlichkeit halber: Mini-Lieberinnen werden hier eher nicht glücklich werden. Die sind nun wirklich nicht die allerschönsten. Muss man schon sagen. Meine waren auch etwas verbogen und Dracula fällt immer nach vorne hin um… nunja… haben trotzdem ihren Reiz, ich mag sie. Auch wenn der Kopf von der „Creature from the Black Lagoon“ fast auch schon ein Stormtrooper sein könnte… EGAL. Wegen der Minis habe ich mir das Spiel ja nicht gekauft.
Ich habe mich aber dennoch gefragt, ob die so Gußformen (oder wie auch immer die gemacht werden) haben, die man pauschal für mehrere Figuren und Spiele verwenden kann. So wie bei Weihnachtsmännern und Schoko-Osterhasen. Unter diesem bunten Papier der Mütze vom Nikolaus, sieht der Kopf doch manchmal frappierend einem Hasen mit langen Ohren ähnlich.
Würfel und Karten gibt es auch, sind auch OK, Karten würde ich aber trotzdem sleeven, weil es immer besser ist nicht zu wissen, was für eine Gegner-Karte kommen wird. Das Gegnerdeck hat schwarze Rückseiten und das Schwarz wird durch das Mischen doch schnell in Mitleidenschaft gezogen.
Spieleinstieg, Komplexität, Schwierigkeitsgrad, die Monster
Das Spiel ist insgesamt kein übermäßig schweres Spiel. Schön ist aber, dass man den Schwierigkeitsgrad durchaus etwas anziehen und erhöhen kann. Die empfohlene Einstiegspartie sollte mit nur zwei Gegnern gespielt werden. Danach kann man aber die Gegner mixen wie man möchte und sich zusammenstellen wie man mag. Eine Partie mit mittlerem Schwierigkeitsgrad wird gegen drei Monster gespielt.
Alle Monster haben einen Schwierigkeitsgrad angegeben. Die Mumie hat beispielsweise eine Komplexität, die mit „high“ angegeben wird, und ist durchaus schwer(er) als z.B. Dracula.
Ebenso sind Frankenstein und seine Braut eher schwer. Es handelt sich zwar um zwei einzelne Spielfiguren, die auch getrennt voneinander bewegt werden und unterschiedliche Anforderungen an uns stellen, sie gelten aber als ein Gegner. Nur wenn wir beide von ihrer Menschlichkeit überzeugen konnten, können sie dann in Ruhe bis in alle Ewigkeit miteinander glücklich werden.
Der Unsichtbare hat eine niedrige Komplexität und ist leicht, ebenso wie Dracula. The Creature from the Black Lagoon ist mit „medium“ eingestuft. Wir haben jetzt alle durch gespielt, unterschiedlich gemixt und die Kategorisierung kommt beim Spielgefühl schon hin.
Auf den jeweiligen Monsterboards finden sich nun die unterschiedlichen Anforderungen. Bei „The Creature from the Black Lagoon“ müssen wir Beispielsweise ihr Versteck finden. Hierfür müssen wir auf der Karte des Monsters ein kleines Boot in das Versteck manövrieren. Dies geschieht durch Abgabe von Items, die wir auf dem Hauptspielplan an den Orten in der Stadt aufsammeln mussten. Aber die Creature setzt sich zur Wehr und kann das Boot auch wieder zurückdrängen, wenn in der Monsterphase Ausrufezeichen erwürfelt werden und damit ihre spezielle Fähigkeit getriggert wird.
Um den Wolfsmann zu stoppen müssen wir im Labor ein Serum entwickeln, ebenfalls durch Abgabe entsprechender Items. Hat man das Serum entwickelt, dann muss man den Wolfsmann durch Abgabe des Serums und einiger Items (im Wert 6 und höher) heilen.
Alles will ich jetzt auch nicht verraten, vor allem nicht alles von der Mumie und Frankenstein and his Bride… das sollte jetzt nur mal ein Beispiel sein und vielleicht etwas Lust auf das Spiel machen und die Abwechslung zeigen, die die Monster so mit sich bringen.
Es macht halt durchaus Spaß sich seine Partie und Monster auszusuchen und zu schauen, gegen wen man dieses Mal antreten möchte. Man kann auch gegen vier oder fünf Monster kämpfen… ganz wie man mag. Und dann wird es deutlich schwerer als nur gegen zwei… wäre ja auch komisch wenn nicht.
Spielablauf – Was macht man denn nun?
Zu Beginn sucht man sich erst einmal die Monster aus mit denen man spielen will. Wie oben beschrieben sind die alle unterschiedlich schwer und je schwerer man sich das Spiel machen möchte, desto mehr Monster kann man sich aussuchen. Das Einstiegsspiel schlägt einen leichten und einen mittelschweren Gegner vor, was einer leichten Partie gleichkommt.
Die Gegner werden auf ihre jeweiligen Startfelder positioniert und das spezielle Material noch verteilt. Spielt man mit Dracula, dann werden z.B. noch seine Särge auf den jeweiligen Orten in der Stadt verteilt. Die Särge muss man im Laufe der Partie finden und zerstören, um Dracula zu besiegen. Und so bringt jedes Monster spezielle aber kleine Aufbauvarianten mit sich.
Dann wird die Monsterreihenfolge für die Monsterphase und die Aktivierung festgelegt. Alle Monster haben einen bestimmten Frenzy Wert der auf ihrem Board steht. Dieser bestimmt die sogenannte Frenzy Order, nach der die Monster in der Monsterphase abgearbeitet werden. The Creature hat einen Wert von 4, Dracula 1. Die Monster werden aufsteigend ausgelegt. Das Monster mit dem niedrigsten Frenzy-Wert ist das erste Monster, das Monster mit dem nächsthöheren das zweite usw. Das Monster mit dem niedrigsten Frenzy Wert erhält zudem den Flammen-Marker/Frenzy-Marker. Wenn also durch eine Monsterkarte in der Monsterphase das Frenzy-Monster aktiviert wird, dann gilt das für das Monster, was gerade überaus aktiv, aggressiv und wahnsinnig geworden ist und auf dem der Frenzy-Marker steht. Das kann also auch ein Monster zweimal in einer Monsterphase triggern. einmal die "normale" Aktivierung, einmal durch die Frenzy-Aktivierung. Man kann sich also nie ganz sicher sein welches Monster aktiviert wird und wie oft es angreifen wird. Naja, fünfmal wird es nicht angreifen... aber zweimal ist bei verrückten Monstern schon drin.
Beispiel: Dracula ist laut Monsterkarte dran und wird aktiviert, anschließend das Frenzy-Monster. Dracula ist momentan Frenzy und wird somit zweimal hintereinander aktiviert. Ist ein Gegner mit dem Frenzy-Marker besiegt, bekommt der nächste Gegner in der Reihenfolge den Marker…
Aus einem großen Beutel (wird mitgeliefert!) werden dann noch ein paar Items gezogen und auf dem Spielplan verteilt. Items haben unterschiedliche Bedeutungen. Im Wesentlichen dienen sie dazu, dass man sie ausammelt und damit die Gegner besiegt. Man kann aber auch - was nicht ganz unwichtig ist - damit Schaden den die Gegner verursachen abwehren. Items sind enorm wichtig und davon braucht man eine ganze Menge. Auf jedes Detail gehe ich hier jetzt nicht ein. Aber sie aber unterschiedliche Farben (rot, blau, gelb) und unterschiedliche Zahlenwerte. Je nach zu erfüllender Aufgabe muss man bestimmte Werte zusammensammeln oder Farben etc. finden und dann abgeben. Ob da jetzt Knoblauch oder Rapier drauf steht, ist leider eher sekundär bis eher unbedeutend. Trägt aber natürlich zur Stimmung mit bei.
Dann wählt man einen Charakter aus den man spielen möchte.
Alle Charaktere haben eine Besonderheit und (bis auf die Mayor) eine spezielle eigene Zusatzaktion. Der Professor kann einen Helden oder Stadtbewohnerin/Villager ein Feld weit bewegen, der Archäologe kann Items auch von benachbarten Feldern aufsammeln, die Wissenschaftlerin erhöht die Stärke jedes Items um +1, die Entdeckerin kann sich in jedes beliebige nicht Wasserfeld bewegen (hat dafür aber nur 3 Aktionen) etc.etc.etc.. The Mayor hat keine besondere Fähigkeit, dafür hat sie aber 5 Aktionen.
Die Charaktere werden auf ihren Startorten positioniert, erhalten dann noch eine hilfreiche „Perk-Karte“, die während des Spieles mit einer wertvollen Option hilft. Das Ausspielen einer Perk-Karte kostet keine Aktion und ist idR in einer jeden beliebigen Heldenphase erlaubt. Dadurch kann man also die Mitspielenden unterstützen, ihnen sogar in ihren eigenen Zügen helfen und das kooperative Spielen voll ausschöpfen.
Aufbau fertig und schon geht´s los.
Gespielt wird in Runden.
Eine Runde besteht aus einer Helden- und einer Monsterphase.
I. Heldenphase
In der Heldenphase können die Helden Aktionen ausführen. Das können beliebig viele und beliebig oft dieselbe Standardaktion sein und/oder die persönliche spezielle Zusatzaktion.
Als Aktionen gelten:
- Bewegung, ein Feld – Stadtbewohner bewegen sich mit den Helden
- Guide – Stadtbewohner (Villager) auf ein benachbartes Feld schicken oder von einem benachbarten Feld auf das eigene ziehen
- Items aufsammeln
- Items tauschen
- Advance – Fortschritt, Erfüllen einer Anforderung auf einer Monsterkarte
- Defeat – ein Monster besiegen, Anforderung auf der Monsterkarten
- Nutzen der charakterspezifischen Spezialaktion
Das Ausspielen und Nutzen der hilfreichen Perk-Karten kostet keine zusätzliche Aktion und kann während jeder beliebigen Heldenphase gemacht werden.
II. Monsterphase
Nun sind die Gegner dran und es wird eine Monster-Karte gezogen. Alles was nun passiert steht auf der Karte.
1. Items
Aus dem Beutel werden, je nach Anzahl der auf der Karte angegebenen Items, diese nun gezogen und auf den auf dem Token angegebenen Ort auf dem Spielplan gelegt.
Beispiel: Knoblauch wird aus dem Beutel gezogen, den gibt es als gelbes Item mit einem Wert 2. Der Knoblauch wird nun, wie auf dem Token angegeben, in das Inn gelegt und kann dort von den Helden aufgesammelt werden. Besonderheit: der Archälologe kann in seinem Zug sogar von benachbarten Feldern aus Items aufsammeln.
2. Event
Auf einigen Monsterkarten gibt es besondere Events. Manche beziehen sich auf spezielle Monster. Spielt man nicht mit dem jeweiligen Monster, fällt das Event aus. Oft kommen aber über das Event die Villagers (Stadtbewohner) ins Spiel. Dann ist ein Name angegeben z.B. Renfield, dessen Standee dann auf den von der Monsterkarte angegebenen Startort gestellt wird. Der Zielort der Stadtbewohner steht wiederum auf den Standees. Renfield wird laut Monsterkarte an den Docks positioniert, muss aber von uns von dort aus sicher ins Hospital gebracht werden. Fritz muss ins Institut, Maria ins Camp, Elisabeth in den Tower usw.usw. …
An diesen Zielort müssen wir die Helden bringen, ohne dass sie Schaden durch die Monster erhalten. Für jeden in Sicherheit gebrachten Villager erhalten wir wiederum eine hilfreiche Perk-Karte.
3. Monster Strike
Nun bewegen sich die Monster und greifen uns oder die Stadtbewohner an, sofern sie sich nach ihrer Bewegung mit uns den Helden oder den Villagers auf einem Ort befinden. Welche Monster sich bewegen, wieweit und mit welchen Würfeln sie angreifen, steht ebenfalls alles unten auf der Monsterkarte. Die Angriffe und „Kämpfe“ sind überaus einfach und leicht abzuhandeln.
Beispiel: Auf der Karte befindet sich das Symbol für Dracula und eine Flamme. Als erstes bewegt sich Dracula - so wie angegeben - zwei Felder weit und steht jetzt mit dem Archäologen und einem Villager, den der Archäologe mit sich führt, auf einem Feld. Dann greift er den Archäologen an, da Monster bevorzugt, wenn sie die Wahl haben, die Helden direkt angreifen. Gewürfelt wird wie angegeben mit zwei Würfeln. Dracula würfelt einen Stern (Hit) und ein Ausrufezeichen. Ein Hit macht einen Schaden. Ein Schaden reicht um einen Villager bzw. einen Helden zu besiegen. Den Schaden kann der Archäologe aber glücklicherweise mit einem Item abwehren. Ein Item, egal welchen Wert es hat und egal welche Farbe, verhindert einen Schaden. Unser Held hat überlebt. Nun wird noch das Ausrufezeichen getriggert. Auf jedem Monsterboard ist der spezielle Angriff bzw. die spezielle Fähigkeit notiert, die durch das Ausrufezeichen ausgelöst wird. Bei Dracula triggert sein „Dark Charm“ und er bewegt den aktuellen Spieler in sein Feld. Wäre der Archäologe der aktuelle Spieler, passierte nichts weiter. Am Zug war aber die Wissenschaftlerin. Daher zieht Dracula sie auf sein Feld.
Nun greift noch das Frenzy-Monster an. Dracula hat derzeit den Frenzy-Marker und greift also noch einmal an. Bewegen wird er sich nicht, da er ja mit jemandem auf einem Feld steht. Er würfelt wieder mit zwei Würfeln und erwürfelt zwei Sterne also zwei Schaden. Die Helden dürfen sich jetzt aussuchen, wen das Monster/Dracula angreift. Wir entscheiden uns natürlich für die Wissenschaftlerin, denn sie hat anders als der Archäologe, noch drei Items und legt zwei davon ab, um den Schaden durch den Angriff zu vermeiden. Uff, noch mal gut gegangen. Da der Archäologe kein Item mehr hatte, hätte er weder sich noch den Villager retten und verteidigen können.
Für den Fall, dass man den Schaden aber nicht vermeiden kann passiert folgendes:
Die Villager sind besiegt und kommen vom Spielbrett. Der Terror-Level steigt pro Villager um 1.
Besiegte Helden erhöhen den Terrorlevel ebenfalls um 1, kommen dann aber ins Krankenhaus und spielen ganz normal in ihrem nächsten Zug wieder mit. Player-Elimination gibt es also nicht. Nur noch einen Terror-Level höher.
Beispiel für eine Ausrufezeichenfähigkeit:
Bei der Creature from the Black Lagoon wäre z.B. die Ausrufefähigkeit, dass sie das Boot mit dem wir ihr Versteck ausfindig machen wollen, wieder zurückdrängt.
Tja, das war es im auch schon im Wesentlichen. Und das spielt man dann so lange, bis alle Monster besiegt sind oder wir besiegt wurden.
Kooperatives Spielgefühl
Das kooperative Spielgefühl ist auf jeden Fall gegeben. Nun darf man aber auch nicht zu viel Erwarten. Komplizierte Kämpfe, Stellungskrieg oder vertrackte Spielsituationen gibt es jetzt nun mal auch nicht. Es ist zwar nicht immer ganz einfach zu gewinnen und vor allem muss man sich gut die Aufgaben untereinander aufteilen, sich helfen und absprechen und auch oft mal Items teilen, man kann das Spiel wirklich nur gemeinsam und durch gemeinsames Vorgehen gewinnen, aber es sind keine stundenlangen Diskussionen dafür erforderlich.
Wiederspielreiz
Der Wiederspielreiz ist durchaus gegeben. Allein schon durch die Kombinationen und den Mix an Monstern. Tatsächlich hat man aber nur 5 Monster. Viel ist das nicht…und wenn man die dann alle mal durch hat, sinkt der Wiederspielreiz - jedenfalls bei uns - dann doch. Dafür passiert in so einer Partie dann spielerisch etwas zu wenig. Es ist wirklich nett, aber keine überaus große Anstrengung oder Herausforderung. Knackschwer ist dieses Spiel nicht. Jedenfalls geht es mir so. Vielleicht, weil ich schon etliche Spiele - auch kooperative Spiele - gespielt habe, die mich durchaus mehr gefordert haben. Aber für den Einstieg oder für lockere Spieleabende, wo man vielleicht auch mal Leute, die nicht so viel schon kooperativ gespielt haben, mit einem etwas ungewöhnlichen Spiel - was durchaus gut gemacht ist - überraschen möchte, könnte Horrified durchaus für einige Partien herhalten.
Für wen könnte das Spiel etwas sein?
Hm, keine Ahnung. Frage ich mich auch. Vielleicht kann man damit ja mal einen Rotweintrinkenden und über Suspense sinnierenden Cineasten an den Spieltisch locken. Dann kann derjenige mal selbst Regie an einem Gruselabend führen und muss etwas Machen und nicht nur labern… Oder für jemanden, wer das Gruselkabinett im Dritten aufregend fand.
Vielleicht für alle jene, die einen Fable für dieses Horror-Genre haben und die eine Affinität zu etwas außergewöhnlichen Spielen haben und kein spielerisches Schwergewicht suchen. Auch wenn es schwerer ist vier als zwei Gegner zu besiegen, so sind die spielerischen Optionen auch eher schmal und begrenzt. Es macht Spaß, ist aber mit Sicherheit kein Eldritch Horror und kommt da auch nicht in die Nähe… und tiefe Strategien und Stellungskriege, für die man 60 Minuten lang seine Optionen und Spielzüge diskutieren muss, findet man hier auch nicht. Wirklich eher vielleicht sogar für Familien oder Leute, die Spaß an so einem eher spielerischen Leichtgewicht haben, sollte das durchaus mal einen Blick wert sein. Oder für Spieleeinsteiger in das kooperative Grusel-Genre.
Fazit:
Das meiste habe ich ja schon geschrieben und sollte deutlich geworden sein:
Der große spielerische Wurf ist Horrified mit Sicherheit nicht. Aber es ist mit wenigen Mitteln und auch eher begrenzten spielerischen Optionen gut gemacht und bietet auch einiges an Abwechslung, so dass man einige Partien spielen kann, ohne dass man sich gleich zu Tode langweilt. Aber natürlich reichen schöne Bilder und Film-Reminiszenzen nicht aus. Das Spiel ist mit Sicherheit eine Art spielerische Ode an das Horror-Genre und die alten Universal Filme. Um ein langfristig tragendes Spiel zu sein, gehört da aber – eigentlich – deutlich mehr Fleisch ans spielerische Gerippe.
Mich hat es gleichwohl zwei Abende nett unterhalten. Spielerisch groß gefordert und herausgefordert hat es mich aber nicht.
Mal schauen, wann ich das Spiel mal wieder auf den Tisch bringe und mit wem. Denn tatsächlich mag ich es irgendwie… auch wenn es etwas mehr an der Schachtel, dem Thema, den Ideen, den Filmen, meinen Erinnerungen an Videokassetten und dem Unsichtbaren Mann liegt, als am reinen spielerischen Gehalt. Den Unsichtbaren habe ich als Kind mal heimlich geguckt, weil ich nicht durfte und konnte dann tatsächlich nicht einschlafen... Viel schlimmer war aber dieser Film, wie hieß der noch, der lief auch mal nachts ganz spät... Freaks oder so ähnlich... furchtbar... jahrelange Albträume. Aber zurück und zum Schluss noch was zum Spiel:
Gleichwohl ist das Spiel nicht schlecht gemacht. Alles funktioniert, ist rund und bietet für jedes Monster thematisch, kleine und abwechslungsreiche Ideen. Für ein Spiel, welches auf so fast schon etwas trashigen alten Universal Filmen basiert - fand ich es sogar ehrlich gesagt überraschend gut gemacht.
Wenn man aber schon viel gespielt hat, dann kennt man das meiste davon dann doch und hat es - so oder so ähnlich das meiste davon jedenfalls - dann doch schon einmal gesehen und/oder gespielt - und dann auch in komplex...
Nix für ungut...
Insgesamt einen monströsen, mumifizierten Mutantendaumen hoch...