Was bedeutet taktisch, was strategisch?

  • Hi!


    Jetzt kommt mal ein Thema, welches mir schon lange auf der Seele brennt. In Spielen wird immer wieder berichtet, dass diese entweder mehr strategisch sind, oder mehr taktisch. Zu meiner Schande muss ich gestehen dass mir der Unterschied nicht immer gänzlich klar ist.


    Rein von der Definition her ja, aber wie kann man das auf bestimmte Spiel - Situationen übertragen. Es wäre hilfreich wenn ihr mir hier mal ein paar Beispiele aufzeigen könntet, ruhig auch von bekannten Spielen bzw. Spielsituationen oder Aktionen und was Spiele eher strategisch macht, oder eben taktisch.


    Vielen Dank schon mal dafür!

    Meine derzeitigen Lieblingsspiele:

    1. Revive
    2. Die verlorenen Ruinen von Arnak
    3. Woodcraft

    geplant für 1. Quartal '23: Shogun no Katana, Final Girl, Pessoa, Golem, Oltree

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  • Prinzipiell ist "taktisch" eher kurzfristig. Sachen, die man konkret durchrechnen kann, weil wenig unbekannte Faktoren vorhanden sind. Wenn man in einem Spiel viele Aspekte hat, die sich ständig ändern - Ereigniskarten, die aufgedeckt werden, Würfelwürfe, die entscheiden, welche Optionen man hat,..., dann ist das eher taktisch.


    "strategisch" ist eher langfristig. Man trifft Entscheidungen, die sich nicht sofort auswirken, aber den Charakter des (eigenen) Spiels beeinflussen. So etwas wie die Entscheidung, ob man eher auf Wissenschaft oder Militär setzt oder welche Karten man in einem Deckbuilder in sein Deck aufnimmt, sind eher strategische Entscheidungen.


    Es gibt selten Spiele, die nur einen der beiden Aspekte beinhalten. EIgentlich hat jedes Spiel sowohl strategische als als auch taktische Aspekte. Es gibt aber durchaus Spiele, bei denen eines von beiden deutlich überwiegt.

  • Vollkommen richtig, in der Unternehmensplanung gibt es dann noch nen Unterschied zwischen taktisch und operativ, also operativ = "kurzfristig" (laufende Rechnungsperiode, Tagesgeschäft) und taktisch = mittelfristige Planung

    mit Hand und Hirn und Herz

  • Alles bisher richtig, ein weiterer Aspekt wäre (vor allem im Wargame- oder Ameritrash-Bereich):


    Strategisch ist ein Spiel, wenn es eine große Map mit verschiedenen Gebieten hat (Ringkrieg, Unconditional Surrender, Medioevo Universale, COIN Series), wo Gelände nur eine untergeordnete Rolle spielt und Einheiten eher eine abstrakte Größe darstellen (es haben ganz sicher mehr als 5 Orks Minas Tirith angegriffen).


    Taktisch ist ein Spiel, wenn ich quasi in den Kampf hineinzoome, einzelne Einheiten oder Charaktere steuere und Gelände eine große Rolle spielt (Galaxy Defenders, Conflict of Heroes und ja, auch Zombicide).

  • Im Cosim Bereich wird noch weiter differenziert:


    Tactical:

    At the tactical level, the scenario is a single battle. The basic unit of command is an individual soldier or small group of soldiers.


    Beispiel MMP:

    The Tactical Combat Series (TCS) brings the detail of small unit combat to the gaming table. Taking the role of Battalion or Company commander, ...


    Operational:

    At the operational level, the scenario is a military campaign, and the basic unit of command is a large group of soldiers.


    Beispiel MMP):

    Operational Combat Series (OCS) games simulate campaign-level combat.


    Strategical:

    At the strategic level, the scenario is an entire war. The player addresses higher-level concerns such as economics, research, and diplomacy. The time span of the game is in the order of months or years.


    Beispiel GMT:

    A world at war; Churchill etc.


    Natürlich gibt es fliesende Übergänge so das es sogar untergruppierungen wir Grand Tactical (MMP) gibt.

    You know I'm born to lose, and gambling's for fools

  • Auf ein Spiel bezogen.

    Bsp:

    Monopoly. Meine langfristige Strategie ist z.b. von einer Ecke beide Straßenfarben zu besitzen. Eine taktische Entscheidung könnte sein, dass ich nun auf einen Bahnhof gekommen bin, diesen zu kaufen um diesen gegen eine Straße in der gewünschten Farbe bei einem Mitspieler einzutauschen.


    Ein anderes Beispiel.

    Der Eiserne Thron.

    Ich spiele das Haus Lannister und habe ein Auge auf die Gebiete des Hauses Tyrell (Süden) geworfen (Strategie). Ich hetze also desen Nachbar (Haus Martell) gegen Tyrell auf. Da ich anschließend von den Greyjoy aus dem Norden bedroht werde.

    Als Folge werde ich also ein „Bündnis“ mit Tyrell eingehen und ein Nichtangriffpakt vereinbaren (taktische Entscheidung).


    Dennoch lässt sich grob gesagt, je kürzer ein Spiel von der Spieldauer ist, legt es seinen Schwerpunkt eher auf taktische Entscheidung. Der Glücksfaktor hat bei diesem Spiel einen höheren Anteil.

    Je länger das Spiel geht, desto wichtiger werden strategische Entscheidungen. Mir scheint es, dass dann der Glücksanteil eine geringere Rolle spielt.

    Die magische Grenze liegt bei ca. zwei Stunden Spieldauer.

  • #GreatWesternTrail gehört ja zu Deinen bevorzugten Spielen.

    Da wäre eine strategische Entscheidung vor Spielbeginn, dass Du diesmal eher auf Gebäudebau gehen oder doch eher Deine Rinderherde stark aufwerten möchtest.

    Taktische Entscheidungen im Spiel sind z.B. abhängig davon, welche Personenkarten zum Kauf ausliegen, welche Rinderkarten Du auf der Hand hast, welche Gebäude durch die Mitspieler besetzt sind. Also alles Dinge, die sich im Verlauf des Spiels ständig ändern und Du unterschiedlich darauf reagieren musst.

    Die Kunst ist halt dabei zu erkennen, ob Du Deine geplante Strategie durchziehen kannst bzw. überhaupt solltest oder Du Deine Strategie besser an die Gegebenheiten anpasst.

  • Monopoly. Meine langfristige Strategie

    :telephon: Hallo Forenpolizei? Ja, hier stellt jemand äußerst abstruse Verschwörungstheorien auf..................sag ich doch, untragbar! :P

    Zum Thema: Dein Leutnant gibt dir den Befehl eine bestimmte Stellung einzunehmen. Wie du das dann bewerkstelligst, sind deine taktischen Entscheidungen - du handelst situativ um den großen Plan umzusetzen.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

    Einmal editiert, zuletzt von Torlok ()

  • Es wäre hilfreich wenn ihr mir hier mal ein paar Beispiele aufzeigen könntet, ruhig auch von bekannten Spielen

    Welche Spiele kennst/spielst du denn? Dann ist es einfacher etwas dazu zu sagen. Sonst zählen wir ganz vieles auf, mit dem Du nichts anfangen kannst.


    Ah, gab62 hat ja schon ein Beispiel aufgezeigt (es lagen ein paar Stunden zwischen schreiben und senden bei mir).


    Gruß Dee

    Blog (manchmal sogar über Brettspiele): deesaster.org

    Einmal editiert, zuletzt von Dee ()

  • Wir sollten uns hier, ganz allegemein gesagt, allerdings nicht allzusehr einschießen auf die Wargame-Perspektive und die zugehörigen Fachbegriffe. Wenn wir als Brettspieler fachsimpeln, dann reden wir in erster Linie üblicherweise von Grundsatzideen darüber, wie man ein Spiel gewinnen könnte. Eine Strategie bestünde dann darin, diese Idee in aller Konsequenz zu verfolgen.


    Wie Fluxx oben schon schrieb: Man könnte bei einem Civ eine Militärstrategie fahren -- also alle Anstrengungen darauf verwenden, eine überlegene Kriegsmaschine heranzuzüchten und eine entsprechenden Siegbedingung schneller zu erfüllen als andere Spieler, die von mir aus einen wirtschaftlichen Sieg anstreben. Beispiele: Die meisten schweren Euros (die auf BGG ja auch aus eben jenem Grund als "Strategiespiel" definiert werden, was insofern allerdings unglücklich war, dass es ja auch in anderen Genres sehr in diesem Sinne "strategische" Spiele gibt).


    In einem taktischen Spiel mag eine solche Grundidee ebenfalls eine Rolle spielen, aber das situative Element überlagert dabei diese Grundidee. Es ist dann aufgrund der sich schnell verändernden Rahmenbedingungen schier unmöglich, die Idee zu verfolgen. Man fährt quasi permanent nur "auf Sicht". Beispiele: El Grande, Nexus Ops vielleicht, Chaos in der Alten Welt.


    Darum würde ich den von Chrisbock eingebrachte Einwurf wiederum ebenfalls ergänzen.

    Strategisch ist ein Spiel, wenn es eine große Map mit verschiedenen Gebieten hat (Ringkrieg, Unconditional Surrender, Medioevo Universale, COIN Series), wo Gelände nur eine untergeordnete Rolle spielt und Einheiten eher eine abstrakte Größe darstellen (...).

    ... denn gerade die COINs sind meines Erachtens eben eher "schein-strategische" Taktik-Spiele. Als Spieler agiert und reagiert man beinahe ausschließlich situativ auf Karten-Ereignisse und gegnerische Züge. Ein von Anfang an durchdachtes, planvolles Vorgehen im Sinne einer Strategie ist in diesen Spielen meiner Erfahrung nach praktisch unmöglich. Darum wären die COIN nach der oben dargelegten Lesart also taktische Spiele, obwohl sie aus der Wargame-Perspektive auf der strategischen (oder operationalen?) Ebene angesiedelt sind.

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.

  • Sonst zählen wir ganz vieles auf, mit dem Du nichts anfangen kannst.

    Nee das passt schon, die meisten Spiele kenne ich ja, zumindest kann ich mir was drunter vorstellen und die bisherigen Beispiele waren schon sehr aufschlussreich :)

    Also frei weg!

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    Einmal editiert, zuletzt von cold25 ()

  • Ok ich probiere es mal selber.

    Kingdom Rush:


    Strategie: Welchen Gegner ich angreife.

    Taktik: Welche Helden oder Türme ich dafür einsetze.


    Richtig?

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    2 Mal editiert, zuletzt von cold25 ()

  • Gloomhaven


    Strategie: welche Karten wähle ich bei einem Level Aufstieg und füge Sie meinem Pool hinzu um die generelle Ausrichtung meines Charakters zu bestimmen


    Taktik: Welche Karten wähle ich aus meiner Kartenhand für die nächste Runde

  • Tzolk'in: Strategische Entscheidung wäre, ob du auf Tempel, Gebäude oder Schädel gehst. Taktische Entscheidung ist dann, wie du deine Arbeiter setzt und wegnimmst in Abhängigkeit zu Deinen Mitspielern.


    Die Taktik sollte fast immer dazu dienen, die Strategie umzusetzen.


    Es gibt auch viele Spiele ohne Strategie, oft- nicht immer - weil viel Zufall mitspielt.


    Gruß Dee

    Blog (manchmal sogar über Brettspiele): deesaster.org

    Einmal editiert, zuletzt von Dee () aus folgendem Grund: Typo

  • Es gibt auch viele Spiele ohne Strategie, oft- nicht immer - weil viel Zufall mitspielt.

    Würd ich nicht ganz so unterschreiben. Wenn wie es mal aufs primitivste runterbrechen: Meine Strategie bei Mensch ärgere dich nicht kann entweder sein, sich auf eine Figur zu konzentrieren oder möglichst breit aufgestellt zu sein.

  • Würde ich nicht unbedingt sagen.


    Eher so in der Art:

    Strategie - ein Überblick über das Szenario, die Ziele und Spezialregeln und die Überlegung, im Laufe des Szenarios auf eine Vielzahl an Stufe 2 Artillerie-Türme zu gehen, da genügend Stufe 2+ Türme für die Portal-Karten notwendig sind und Artillerie bei der Map am sinnvollsten scheint, weil ich damit immer mehrere Hordenträger gleichzeitig treffe. Diese grundlegende Überlegung ist deine Strategie.


    Taktik - ein Blick auf die aktuelle Runde. Hier ist eine neue Horde mit schnellen Monstern gespawnt, die unaufgehalten zur Niederlage führen könnte. Taktik wäre dann die Überlegung, wie ich diese Bedrohung mit meinen vorhandenen Türmen und Helden am effektivsten ausschalte.

    2 Mal editiert, zuletzt von danom ()

  • Die Begriffe Taktik und Strategie sind als Elemente der sogenannten Kriegskunst vor allem militärisch geprägt. Aus dieser Ebene gelangten sie über die beim Militär immer durchgeführten Kriegsspiele in die Welt der Cosims und Brettspiele.


    Daher ist es hilfreich auf die militärischen Definitionen zu blicken. Die Taktik ist die Theorie und Praxis der Führung und des Einsatzes von Verbänden, Truppenteilen und Einheiten in Gefechten. Clausewitz definierte: „Strategie ist der Gebrauch des Gefechts zum Zweck des Krieges“.


    Taktik im Brettspiel ist also die Analyse einer gegebenen Spielsituation und deren bestmögliche Auflösung. Beispiele hierfür sind zum Beispiel Doppelangriffe, Dauerschach oder Opfer beim Schach.

    Strategie im Brettspiel lässt sich wieder gut am Beispiel des Schach erläutern. Strategie ist die Entwicklung eines Plans zur Spielführung, von der Wahl der Eröffnung über die Stellungsbewertung bis hin zu Remisangeboten oder der Aufgabe der Partie.


    Elemente hiervon lassen sich auf die meisten Brettspiele übertragen. So bestimmen bei Terraforming Mars die gewählten Konzerne die Strategie dieKarten setze ich dagegen taktisch so ein das sie die gewählte Strategie möglichst optimal unterstützen.


    Die Operative Kunst, das dritte Element der Kriegskunst neben Strategie und Taktik, welche von Theorie und Praxis der Vorbereitung, Führung und Durchführung operativer Kampf-Handlungen von Großverbänden handelt und zwischen Taktik und Strategie angesiedelt ist hat dagegen außerhalb von Cosims wenig Niederschlag gefunden.


    Ist natürlich alles meine rein subjektive Meinung. Just my :2cent:

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    2 Mal editiert, zuletzt von Oli1970 () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Würd ich nicht ganz so unterschreiben.

    Ich hab extra kein Beispiel genannt, weil ich dann hätte nachdenken müssen. ;) Und bei Mädn gibt es verschiedene Strategien, korrekt.


    Beispiel #LoveLetter: Ich kenne hier keine Strategie, die Du verfolgen kannst. Du spielst nur das aus, was taktisch grad am Sinnvollsten ist.


    Ich geb aber zu, dass in meinem Schrank mir aktuell nur noch #WonderlandXiii auffällt, wo ich keine Strategie sinnvoll verfolgen kann, sondern nur taktisch spiele.


    Das sind also nicht viele Spiele ohne Strategie-Komponente, wie mir scheint.


    Gruß Dee

  • Den direkten Unterschied habe ich bei der PC Spiele Reihe Hearts of Iron gelernt, wenn die jemand kennt.

    Es wurde ja der militärische Aspekt oben schonmal beleuchtet.

    Verdeutlicht haben es mir dann tatsächlich taktische und strategische Waffensysteme und deren Unterschiede.


    Strategisch ist meist das große Ganze. Letztendlich die langfristige Planung um einen Krieg zu gewinnen. Sprich strategische Bomber und strategische Bomben (Atombomben) zerstören die Infastruktur und die Produktion und haben einen langfristigen Effekt.


    Taktische ist eher eine Momentaufnahme. Taktische Waffen setzte man kurzfristig gegen Truppen ein um EINE Schlacht zu gewinnen.


    Auf Brettspiele gemünzt sind für mich klassische taktische Spiele, Spiele mit Glückselementen wie Kartenziehen. Flügelschlag z.B. spielt man größtenteils taktisch, da man immer mit den Karten sinnvolles machen muss.


    Strategische Spiele sind meist Spiele, die man im Vorfeld sehr weit durchplanen kann. Sprich relativ wenig unbekannte Variablen haben.


    Meistens haben Spiele aber beide Komponenten in sich und nur die Gewichtung ist verschieden. Schließlich muss man sich auch bei Flügelschlag im Vorfeld eine Strategie zurecht legen.


    Res Arcana verdeutlich das auch nochmal deutlich. Strategisch ist die Entscheidung beim Drafting unter Berücksichtigung der Auslage. Taktisch ist dann das ausspielen der Karten und die Beeinflussung der Situation, wie man die gewünschten Karten rankommt.


    Um die Verwirrung im PC Spiele Bereich noch komplett zu machen:

    Echtzeit-Strategie Spiele sind z.B. in aller Regel überhaupt nicht strategisch, sondern rein taktisch.

    Dort muss man sich im Normalfall ständig und kurzfristig anpassen und auf den Gegner einstellen um ihn zu besiegen. Eine festgefahrene Strategie in Starcraft z.B. ist eher hinderlich. Tatsächlich kommt Strategie eher in der Rundenstrategie zum Tragen, was ja dem eigentlichen Brettspiel schon viel mehr ähnelt...

    2 Mal editiert, zuletzt von PeeWee ()

  • Ein Beispiel wäre auch Dominion. Gute Spieler entwerfen aufgrund der Kartenauslage eine Strategie, welche Karten kaufe ich wann, wann läute ich durch den Kauf von Siegpunktkarten das Spielende ein.

    Das optimale Ausspielen der Handkarten ist dann Taktik.

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  • Oli, mach doch aus Deinem Beitrag oben einen Wiki–Artikel?

    Was die Diskussion erkennen lässt, Sprache ist auch hier nicht besonders genau und man muss gut auf den Kontext achten.

    Grundsätzlich dient (in unserem Kontext) eine Strategie dazu, das Spielziel zu erreichen (ich gehe davon aus, daß jeder gewinnen möchte). Manche Spiele haben aber mehrere Spielziele!

    Das oben genannte #LoveLetter z.B. kann ich gewinnen, indem ich entweder als einziger übrig bleibe, oder aber am Ende der Partie die höchste Karte habe. Ist gibt also auch zwei Strategien. Eigentlich ist deswegen m.E. das interessante an dem Spiel, daß ich immer bereit sein muss, meine Strategie zu ändern, weil es die höchste Karte erschwert, als einziger übrig zu bleiben... Ich kann also aus taktischen Gründen gezwungen werden, meine Strategie zu ändern! ;)

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    Einmal editiert, zuletzt von Sternenfahrer ()

  • Politisch unkorrekt hat den Unterschied der englische Schauspieler Frank Muir erklärt: "Strategy is buying a bottle of fine wine when you take a lady out for dinner. Tactics is getting her to drink it."


    Sternenfahrer Du hast natürlich recht, das die Strategie während eines Spieles ständig evaluiert undnotfalls komplett umgeworfen werden muss. Wäre dem nicht so wären Spiele totlangweilig, ein Beispiel hierfür ist die reine Geldstrategie bei Dominion. Wer will schon stur einen Stiefel nach Plan X runterspielen.


    Von der Wichtigkeit die Strategie zu überprüfen war auch Churchill überzeugt „However beautiful the strategy, you should occasionally look at the results." Allen guten Militärstrategen ist wie guten Schachspieler bewusst wie anfällig jede Strategie für Fehler ist. Bekannt ist dabei das Zitat des preußischen Militärstrategen Helmuth von Moltke, der Ältere: „Jede Strategie reicht bis zur ersten Feindberührung. Danach kommt nur noch ein System von Aushülfen.“


    Das kennt jeder Brettspieler, da legte man sich den besten und genialsten Plan zurecht der dann vom Gegner oder durch vermeintliches Pech zunichte gemacht wurde. Und so wird plötzlich aus einem strategischen Vorgehen ein taktisches Ringen um jeden kleinen Vorteil der doch noch zum Sieg führen kann. Aber das ist es ja was wir an Spielen lieben.

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    Einmal editiert, zuletzt von Oli1970 ()

  • Das oben genannte #LoveLetter z.B. kann ich gewinnen, indem ich entweder als einziger übrig bleibe, oder aber am Ende der Partie die höchste Karte habe.

    In meinen Augen sind das keine Strategien, sondern Ziele. Ziele entsprechem dem Was und Strategien dem Wie. Also eine Strategie beschreibt, wie ich zum Ziel komme. Daher hat Love Letter in meinen Augen keine strategische Komponente, weil du nicht aktiv auf diese Ziele spielen kannst. Du wählst halt aus 2 Karten die aus, die in der Situation gerade besser passt. Das ist rein taktisch.


    Gruß Dee

  • Ok ich probiere es mal selber.

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    Strategie: Welchen Gegner ich angreife.

    Taktik: Welche Helden oder Türme ich dafür einsetze.


    Richtig?


    Theoretisch bedeutet beides dasselbe. Der Unterschied ist das Scaling ;)

    Hm..und was wäre dann deiner Meinung nach die Strategie, bezogen auf das Beispiel? Oder bedeutet das, dass das Spiel rein taktisch ist? :/

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    Einmal editiert, zuletzt von cold25 ()

  • Dee – aber welche Karte Du spielst bzw. behältst, hängt doch oft davon ab, auf welches Ziel Du hinspielst? Z.B. kannst Du den König ja auch abwerfen, ohne die Gräfin auf der Hand zu haben.

    Aber so wichtig ist mir die strategische Komponente bei #LoveLetter nicht, wir können uns darauf einigen, daß sie kaum wahrnehmbar ist. :)

    Wichtig ist der Zusammenhang zwischen Spielziel und Strategie.

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  • Ich finde an Terraforming Mars lässt es sich gut erläutern. Ziel sollte es sein das Spiel zu gewinnen. Strategische Entscheidungen treffe ich um dieses Ziel zu erreichen. Dies sind u.a. die Wahl des Konzerns und der Prelude Karten sowie eine frühe Entscheidung auf welche Meilensteine ich hinspiele. Ich überlege mir dann auch ob ich eher Terraforme oder auf Kartenkombinationen spiele.

    Die Taktik wäre dann die Kartenwahl beim draften und deren optimaler Einsatz, wie auch das genaue Ausgestalten des Terraformens auf dem Mars.


    Die Taktik muss dabei die Strategie unterstützen, allerdings muss man so flexibel sein die Strategie immer wieder der gegebenen Situation anzupassen.


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    Einmal editiert, zuletzt von Oli1970 ()

  • Spiele, in denen jeder Spielzug völlig unabhängig davon abläuft, wie die vorherigen Spielzüge waren, sind meist ohne Strategie. Das gilt zum Beispiel für Würfelspiele wie Zombie Dice, würde ich sagen.

  • Es gibt Spiele, die haben mehr taktische Entscheidungen.

    Roll&Writes etwa, bei denen man nach jedem Wurf erneut überlegen muss, welches beste Ergebnis man auf seinem aktuellen Spielplan mit den gegebenen Möglichkeiten erreichen kann. Da ist es schwer, eine Gesamtstrategie zu verfolgen.

    Andere Spiele geben mehr Möglichkeiten für eine strategische Herangehensweise. Vor allem Heavy Euros bieten sich da an.

    Als Faustformel: Je mehr zufällige, unvorhersehbare Möglichkeiten ein Spiel pro Runde bietet (Roll&Writes, Deckbuilder, Würfelspiele), desto weniger lässt es sich strategisch angehen, und desto wichtiger werden taktische Entscheidungen auf der Rundenebene.
    Spiele, die wenig oder sogar gar kein Zufallselement beinhalten, und das ganze Spiel über mit offenen, bekannten Informationen arbeiten, sind hingegen offener für gute Strategien und vom taktischen Element her dann eine reine Detailfrage, wie gut man seine Strategie umgesetzt bekommt oder evtl. anpassen muss.

    Schach ist zum Beispiel ein äußerst strategisches Spiel, bei dem taktische Entscheidungen nur dort notwendig sind, wo einem der Gegner in die eigene Strategie hineingrätscht.

  • Ich finde tendenziell Spiele mit einem hohen strategischen Anteil eher einfacher zu spielen. Wenn ich viele Möglichkeiten in meinem Zug habe, kann ich viele verwerfen, die nicht auf meine Strategie einzahlen.


    Vielleicht mal ein Beispiel für ein komplexes, aber in meinen Augen wenig strategisches Spiel: Spirit Island. Ich muss immer wieder auf die Invasoren reagieren und im Detail schauen, wie ich diese am besten bekämpfe. Selbst beim Upgrade ist die Entscheidung, welche Karte am besten zum Geist passt, meist gut ersichtlich. Wie man generell einen Geist spielt, kann man vielleicht strategisch nennen. Daraus ziehe ich aber nicht wirklich Information für meine Entscheidungen.

  • Ich finde Brass liefert ein sehr hohes Maß von beidem.


    Strategisch

    Spielstart : oh, ich habe Karten die Orte begünstigen wo ich meinen Schwerpunkt auf Kisten legen kann, also versuche ich diese möglichst weit auszureizen.


    Taktisch

    Als letzter in einer Runde : Wenn ich in diesem Spielzug nur für 7 eine Entwicklung spiele und dann eine Kredit nehme, dann bin ich nächste Rubde erster Spieler, baue noch das Kistenwerk V undlöse den Verkauf aus ehedem SpielerY mir das Bier wegschnappt wo er auch schon liefern könnte nachde m er es eben gebaut hat.


    Strategie ist inho Makro-, Taktik Mikromanagement.

    Besucht uns auf unserer Seite unter "www.mister-x.de"

  • Vielleicht mal ein Beispiel für ein komplexes, aber in meinen Augen wenig strategisches Spiel: Spirit Island.

    Aber das ist ein kooperatives Spiel. Irgendwie fällt mir grad kein kooperatives Spiel ein, wo man wirklich eine bestimmte bzw. verschiedene Strategien verfolgen kann. Bei den meisten gibt es nur einen Lösungsweg und den verfolgt man, so gut man kann.


    Fällt jemand ein strategisches Koop-Spiel ein?


    Gruß Dee

  • Pandemic Legacy ist in meinen Augen so ein Spiel:


    Zu Beginn der Partie besprichst du, wie du die aktuellen Ziele erreichen möchtest.


    Während der Partie musst du aber immer wieder (taktisch) auf Veränderungen und Ereignisse reagieren.


    Trifft übrigens auch auf Andor zu.

  • Ohne alles gelesen zu haben meine Erklärung:


    Strategie - die große Linie. Schon vor der Partie anhand von Startaufstellung oder Startkarten etc. Du überlegst dir, was du erreichen möchtest und welche Karten, Gebäude, Position auf dem Spielbrett etc. du benötigst und wie du daran kommst.


    Taktik ist Reaktion auf Unwägbarkeiten wie Karten, Ereignisse, Mitspieler.


    Ein rein strategisches Spiel wird oft als statisch und ausrechenbar empfunden.

    Ein rein taktisches Spiel wird oft als beliebig empfinden.


    Ideal ist also eine Kombination von beidem.

  • Aber das ist ein kooperatives Spiel. Irgendwie fällt mir grad kein kooperatives Spiel ein, wo man wirklich eine bestimmte bzw. verschiedene Strategien verfolgen kann. Bei den meisten gibt es nur einen Lösungsweg und den verfolgt man, so gut man kann.

    Ein vernünpftiges größeres Koop lässt sich meist auf diese 4 Ebenen runterbrechen:

    a) die eigentliche Aufgabe, der Lösungsweg.

    b) eine Zeitbeschränkung bis zur automatischen Niederlage.

    c) ein Problem, das mit der Lösung nichts zu tun hat, aber trotzdem zur Niederlage führen kann.

    d) Möglichkeiten, die Spieler zu verbessern, was aber Zeit/Aktionen kostet.


    zB EldritchHorror: a) Mysterien lösen, b) letzte Mythoskarte beendet das Spiel, c) Portale, Monster&Mythoskarten, d) unzählige Items, Skillverbesserungen, Zauber, Segnungen usw.


    Die strategische Entscheidung ist dann, worauf du dich konzentrierst, bzw in welcher Reihenfolge du dich diesen 4 Ebenen stellen willst.

    Es kann etwa eine Strategie sein, die Monster komplett links liegen zu lassen. Sich massiv auf Spielerverbesserungen zu konzentrieren, bis das Spiel fast verloren ist, aber dann unbesiegbar zu sein, und es doch noch zu drehen.

    Oder sich direkt auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren, und an Verbesserungen nur das mitzunehmen, was auf dem Weg liegt.

    Oder sich vorrangig um Monster und Portale zu kümmern, damit die Verderbensuhr langsamer voranschreitet, und man Zeit für alles mögliche gewinnt.


    Taktische Entscheidungen sind dann, was du konkret in deinem Zug an Aktionen machst, bzw wie du mit konkreten Bedrohungen umgehen möchtest.


    -


    Ich glaube übrigens fest, die Militärhistoriker haben die Ebene "Operationen" nur erfunden, um allen anderen (normalen) Menschen auf die Nase binden zu können, dass das, was sie "Strategie" nennen, eigentlich "Operation" heißt. ;)