Gefühlte Knappheit von Titeln - woran liegt es?

  • Selbst in der Nerdblase kenne ich viele, die ihre Spiele nicht bei BGG eintragen oder wenn nur extrem lückenhaft - ich ebenso. Somit bildet BGG nur einen Bruchteil der Käufer ab und hat fernab einer Tendenz innerhalb der Nerdblase für mich keinerlei belastbare Aussagekraft - und für den deutschsprachigen Markt noch viel weniger.

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  • Somit bildet BGG nur einen Bruchteil der Käufer ab und hat fernab einer Tendenz innerhalb der Nerdblase für mich keinerlei belastbare Aussagekraft


    Je "nerdiger" das Spiel, desto wahrscheinlicher die BGG-Bewertung: während gefühlt ungefähr jeder Käufer von Gloomhaven seine Wertung abgegeben hat, kannst du davon ausgehen, dass das bei Carcassonne oder Catan vielleicht 1% getan haben.

    Je kickstarteriger, desto wahrscheinlicher die Vorabbewertung. Weil man eh gerade dabei ist, und nicht selten als Community Goal darum gebeten wird.

    Je US-verfügbarer, desto wahrscheinlicher eine hohe Anzahl an Bewertungen. Weil's halt immer noch ne US Plattform ist.

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  • PeterRustemeyer : Ich kenne schon zwei Besitzer von Gloomhaven, die keine BGG-Wertung abgegeben haben. Soweit zum "gefühlt ungefähr jeder". Eventuell bin ich da in meiner eigenen Blase in einer Ausnahmesituation oder eben auch Du, wenn Du zu so einem Gefühl kommst.

    Aber ja, bei Spielen, die der Zielgruppe der BGG-Nutzer entsprechen, ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher zu BGG-Wertungen im Vergleich zu Spielen, die in der Masse eher bei Käufern vertreten ist, die noch nie etwas von BGG gehört haben und dabei auch nichts vermissen. Milchmädchenrechnung. Alles andere ist für mich Glaskugellesen und genau wegen dieser Ungewissheit taugt BGG fernab einer Nischen-Tendenz für mich für keine Allgemeinaussagen.


    Eines der ersten EXIT-Spiele von Kosmos hat gerade mal knapp 9000 BGG-Wertungen und zeitgleich soll sich die EXIT-Reihe besser verkauft haben als Monopoly. Da sind dann eine Menge Käufer und noch mehr Spieler schlicht keine BGG-Werter. Gloomhaven hat 42550 BGG-Wertungen bei einer Gesamtauflage, die höher liegt und wo jedes verkaufte Spiel im Schnitt von mehr als 2 Spielern gespielt wurde. Trotzdem sind die Zahlen so, wie die sind. Selbst bei nerdigen Vielspielerspielen wie Gloomhaven hat BGG nur einen Teil der möglichen Werter erreicht. Zwar liegt der Wert in Gesamtsumme wie auch auf die verkauften Spiele gerechnet bei Gloomhaven wesentlich besser im Vergleich zu EXIT-Spielen, aber durch die grosse nicht erfasste Wertungsmenge halte ich die Aussagekraft der BGG-Wertung weiterhin für würdig, hinterfragt zu werden.

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  • Wenn man weiß, daß Einschaltquoten in Deutschland bei geschätzten 40 Millionen TV-Geräten aus ein paar Tausend Haushalten hochgerechnet werden, ist man bei Aussagen wie "BGG hat keine Relevanz" etwas skeptisch.

    Bei allen gemachten Einschränkungen und Vorsicht, natürlich kann man davon ausgehen, daß ein von vielen bei BGG als "im Besitz" markierten Spiel sich auch insgesamt gut verkauft (und umgekehrt).

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  • Das normale Monopoly besitzen laut BGG ca. 40.000 Personen mit einem Durchschnitts-Rating von 4,4.

    Gloomhaven besitzen laut BGG ca. 69.000 und es hat ein Rating von 8,8.

    Diese Zahlen sind aber nun mal weit weg von der Realität der Masse. Über die gesamte Bevölkerung gesehen wurde Monopoly >100-millionenfach verkauft, Gloomhaven nur hunderttausendfach. Und hätte jeder Mensch beide Spiele gespielt, so würde Gloomhaven sehr sicher eine schlechtere Durchschnittsbewertung haben als Monopoly.


    Der Vergleich mit TV-Einschaltquoten hinkt, weil dafür ein Publikum aus dem demografischen Durchschnitt herangezogen wird.

    Auf BGG sind aber fast nur extreme Hobbyisten unterwegs. Das wäre in etwa so, als würde man TV-Einschaltquoten nur mit Akademikern messen - da wären Arte und Co. dann plötzlich viel erfolgreicher und beliebter als RTL und Co. Das entspricht aber eben auch nicht der allgemeinen Realität.

  • Auf BGG sind aber fast nur extreme Hobbyisten unterwegs.

    Jein, aber die extremen Hobbyisten nutzen die Seite wesentlich intensiver und sind höchstwahrscheinlich in sämtlichen Statistiken deutlich überrepräsentiert.

    Den größten Teil der Nutzer aus nicht-englischsprachigen Ländern kann man wohl getrost in die Schublade der „extremen Hobbyisten“ stecken, ein signifikanter Teil der anderen Hälfte (US, CA, GB etc.) wäre dort aber falsch einsortiert. Im englischsprachigen Bereich ist BGG in den letzten Jahren durchaus deutlich in den Mainstream gerückt – und es ist offenbar von den Machern auch gewollt, wenn man sich mal die Änderungen der letzten Jahre anschaut. Bei irgendwas < 3 Mio. registrierten Nutzern und ca. 15 Mio. Visits pro Monat reichen „extreme Hobbyisten“ als Erklärung längst nicht mehr aus.

  • Somit sollte man wissen, wie man die Wertungen und Bewertungen auf BGG zu deuten hat. Aussagen davon fernab der Nerdblase abzuleiten, halte ich weiterhin für schwierig. Problem ist allerdings, dass wir keine alternative Wertungsplattform haben, die in dieser Menge potentielle Auswertungen liefert. Trotzdem bin ich persönlich weiterhin bei Aussagen vorsichtig, die auf BGG-Wertungen begründet sind. Alles andere sollen gerne Statistiker beurteilen. Ich selbst nutze die BGG-Wertungen sowieso nur, um mir eine Wertungstendenz anzuzeigen ( = eher gut, mittel, schlecht, unausgewogen). Ob das Spiel dann aber wirklich für mich und meine Spielrunden taugt, ist dann noch eine ganz andere Frage.


    Back to Topic: BGG als Grundlage für die Verbreitung eines Spiels zu nutzen, halte ich für schwierig. Somit bringt es für mich in Sachen "Knappheit an Titeln" wenig bis keine Aussage. Allerdings lässt sich aufzeigen, wie viele neue Titel pro Zeitraum veröffentlicht werden und fragen, ob ein Anstieg in der Menge an Neuheiten zeitgleich zu einer begrenzteren Produktionsmenge führt. Was dann in schwierigen Produktions-Logistik-Zeiten zu einer Knappheit führen kann.

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  • Auf BGG sind aber fast nur extreme Hobbyisten unterwegs.

    Jein, aber die extremen Hobbyisten nutzen die Seite wesentlich intensiver und sind höchstwahrscheinlich in sämtlichen Statistiken deutlich überrepräsentiert.

    Den größten Teil der Nutzer aus nicht-englischsprachigen Ländern kann man wohl getrost in die Schublade der „extremen Hobbyisten“ stecken, ein signifikanter Teil der anderen Hälfte (US, CA, GB etc.) wäre dort aber falsch einsortiert. Im englischsprachigen Bereich ist BGG in den letzten Jahren durchaus deutlich in den Mainstream gerückt – und es ist offenbar von den Machern auch gewollt, wenn man sich mal die Änderungen der letzten Jahre anschaut. Bei irgendwas < 3 Mio. registrierten Nutzern und ca. 15 Mio. Visits pro Monat reichen „extreme Hobbyisten“ als Erklärung längst nicht mehr aus.


    Da hast du sicher mit einigen Dingen recht.

    An Deutschen werden fast nur „extreme“ Hobbyisten auf BGG aktiv sein.

    An Englischsprachigen werden es aber auch viele „normale/durchschnittliche“ Hobbyisten sein. Aber auch da denke ich, dass das dann nur den kleineren Teil der (mindestens ab und zu) spielenden Amerikaner abbildet. Die - auf den Absatz/Umsatz bezogen - erfolgreichsten Spiele (wie Monopoly etc.) kaufen halt vor allem auch die Menschen, die „Brettspiele“ nicht nennen würden, wenn man sie nach ihren Hobbys fragt.


    Sind die 15 Mio. Visits pro Monat unique user oder zähle ich da für 100, wenn ich pro Tag ca. 3x auf BGG gehe?

    Einmal editiert, zuletzt von Navarre ()

  • Nochmal zum Thema:

    Ist es eigentlich richtig, dass der zweite Printrun bereits bei Erscheinen der ersten Auflage läuft bzw. kurz danach in Auftrag gegeben wird, nachdem man merkt, dass da ein Hype entsteht?


    War das früher (vor 4-5 Jahren) eigentlich auch so?

    Wiederum habe ich hier das Gefühl, dass es früher so war, dass es einen neuen Printrun erst nach 1-2 Jahren gab und dann auch nur, wenn das Spiel das wirtschaftlich her gab (was ja auch Sinn macht).

    Oder täuscht mich auch hier mein Gefühl?

  • Ist es eigentlich richtig, dass der zweite Printrun bereits bei Erscheinen der ersten Auflage läuft bzw. kurz danach in Auftrag gegeben wird, nachdem man merkt, dass da ein Hype entsteht?


    War das früher (vor 4-5 Jahren) eigentlich auch so?

    Wiederum habe ich hier das Gefühl, dass es früher so war, dass es einen neuen Printrun erst nach 1-2 Jahren gab und dann auch nur, wenn das Spiel das wirtschaftlich her gab (was ja auch Sinn macht).

    Oder täuscht mich auch hier mein Gefühl?

    Meiner, beschränkten, Kenntnisse nach ist das von Hersteller zu Hersteller verschieden. Wenn eine entsprechende Nachfrage besteht, wird, sobald rentabel, nachproduziert.


    Vor allem, wenn Ausgaben mehrere Lizenznehmer zusammengefasst werden dauert das in der Regel einfach gefühlt länger

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Ich sehe das so: Wenn sich schon während des Verkaufs der Erstauflage eine überdurchschnittliche Nachfrage abzeichnet und ein Wirbel um einen Titel gemacht wird, dann ordere ich nach Möglichkeit flott nach. Damit die Verfügbarkeit nicht abreißt. Dafür muss zu dem Zeitpunkt natürlich auch Geld da sein.


    Wie an CuBirds, Wildes Weltall und Obsthain zu sehen ist, hat das zeitlich nicht ganz geklappt. Jeder dieser Titel war zwischenzeitlich vergriffen. Da hätte ich praktisch schon vor dem Verkauf des ersten Spiels nachordern müssen. Wüsste ich vorher schon, wie gut ein Titel wirklich läuft, könnte ich die Höhe der Erstauflage auch gleich höher ansetzen. Wir tasten uns ran, wagen mehr, wollen so vermeiden, wieder in diese Bredouille zu kommen.


    Wenn ein Titel sich „normal gut“ weiter verkauft, wie bei uns zB CuBirds (mittlerweile dritte Auflage) oder Buntes Burano (zweite Auflage), dann kann rechtzeitig und entspannt nachgeordert werden. Der erste Run ist dann ja vorbei.


    Das ist also von Verlag zu Verlag aber auch von Titel zu Titel recht individuell.

  • kurz OT: ich weiß, die Lage ist schlecht und kaum vorhersehbar, aber weiß man, ab wann wildes Weltall wieder verfügbar ist? :(

    Die große Stärke der Narren ist es, dass sie keine Angst haben, Dummheiten zu sagen.

  • kurz OT: ich weiß, die Lage ist schlecht und kaum vorhersehbar, aber weiß man, ab wann wildes Weltall wieder verfügbar ist? :(

    Danke der Nachfrage. Ich zitiere meinen Spediteur:


    “Sendung wird Morgen beim Zollamt für die Beschau vorgestellt, wenn alles gut geht wird die dann am 30.03.2021 zugestellt.”


    Also da geht in Kürze was. Kannst es schon bei uns im Board Game Circus Shop – Gesellschaftsspiele für Familien – Der Board Game Circus Brettspielkiosk bestellen.

  • Das war auch vor Corona schon so. Da war bei The Crew so, das war bei Raja of the Ganges so, das war bei Underwater Cities so, und das war selbst bei Santa Maria so, also bei einem Spiel, das ein Jahr später schon wieder verramscht wurde, weil sich die öffentliche Stimmung komplett gedreht hatte.

    Kleine Spezifizierung: Nur aufgrund des Artworks übrigens, nicht aufgrund des (überragenden) Gameplays. Die Mechaniken wurden nahezu durch die Bank weg gelobt.

    Wo gab und gibt es denn Werbung zu dem Spiel Robin Hood?

    Überall. Ich erinnere mich auch an ein erfolgreiches und v.a. sehr frühes YouTube-Video auf dem Kanal "Spiel doch mal...!".
    Lg