Kurze Spiele vs. Länge Spiele

  • Ist das nur der Euro Sweetspot oder hast du auch unterschiedliche Sweetspots für unterschiedliche Schubladen an Spielen?

    Ich sage mal so:

    Wenn ich mich derzeit entscheiden darf, würde ich immer zu zwei verschiedenen Arten greifen: Euros im Expertenbereich mit ca. 2h Spielzeit zu viert oder Storyspiele wie Tainted Grail. Bei zweiterem dann halt je nachdem wie viel Zeit ist auch gerne Mal länger in einer Session.

    Natürlich spiele ich auch gerne andere Spiele mit, die dann von diesen Spielzeiten abweichen und ein Familienspiel sollte 60 mins nicht überschreiten. Und ich finde es auch sehr gut, wenn die Entscheidungsdichte der Experteneuros in eine knackigere Spielzeit gepackt werden, deswegen auch mein Statement. Aber die aktuelle Präferenz liegt eben in den genannten Spielen.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Sir Pech

    Wenige. Früher habe ich ein paar CoSims probiert, das war aber gar nicht mein Fall. Warhammer hat auch gerne Mal 4h+ pro Partie gedauert, je nach Punkten. Dazu einige ältere Dungeon Crawler.

    Da mag sich sicher etwas getan haben, deswegen ja auch meine Frage wie das bei TI4, SW Rebellion und Konsorten so ist. Ich kann mir nur derzeit nicht vorstellen, dass mir das genausoviel Spaß bereitet wie die Euros, da es mir auf wertige Entscheidungen ankommt.

    Bei Warhammer war es ja auch meist so. Es gab einiges an Vorgeplänkel, um sich in eine gute Position zu bringen und dann kam der eine alles entscheidende Angriff. Hat da ein Zoll Reichweite gefehlt, wurde es eine krachende Niederlage. Manchmal musste noch ein Zauberspruch durchgehen und man dürfte sich keinen Patzer erlauben. Das war es aber dann auch. So ähnlich sehe ich derzeit diese Spiele. Nur dass die Strategieentscheidungen noch weiter nach vorne verlagert waren, durch die Armeelisten.

    Aber Du darfst mich gerne korrigieren.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Es gab einiges an Vorgeplänkel, um sich in eine gute Position zu bringen und dann kam der eine alles entscheidende Angriff.

    Hört sich so ehrlich gesagt nach einem Spiel für Pubertierende an - Risiko läsdt grüßen. Wobei in dem Alter teilweise alles so gespielt wird.

    TI4 kann man vielleicht so spielen, richtig verstanden hat man das Spiel dann allerdings nicht. Es gewinnt ja derjenige, der seine Ziele am effektivsten erreicht.

    Civilization macht es einem da richtig schwer, da einem Ausbreitung an einem gewissen Punkt keinen Mehrwert bringt und einem dann auch die Bevölkerungseinheiten und damit einher auch die finanziellen Mittel ausgehen.

    Bei SW Rebellion geht es auch nicht ums niederknüppeln sondern um das Ausheben der Basis. Dazu muss man erstmal rausfinden wo die ist.

    Letztendlich kann man natürlich alles so spielen wie Risiko, dann darf man sich aber auch nicht wundern dass es sich so anfühlt.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Ich kann mir nur derzeit nicht vorstellen, dass mir das genausoviel Spaß bereitet wie die Euros, da es mir auf wertige Entscheidungen ankommt.

    Ich finde die Entscheidungen bei CoSims, CDGs und narrativen Strategiespielen wertiger, als Entscheidungen bei Euros. Ich denke, wir haben unterschiedliche Auffassungen über das was eine wertige und was eine triviale Entscheidung ist.


    Euros verlangen meiner Meinung nach nur Kopfrechnen voraus, um den Punktemässig idealen Zug zu spielen. Das gelingt einigen schneller als anderen und daher auch unterschiedliches Gefallen an komplexen Euros. Ich bin da eher mittelmäßig. Letztlich sind bei Euros nur auf Siegpunkte optimierte Entscheidungen vorhanden und das sehe ich als trivial im Vergleich zu den Entscheidungen in CDGs,. COINs und andere hier genannten narrativen Strategiespielen wie TI3/4.

  • Hört sich so ehrlich gesagt nach einem Spiel für Pubertierende an - Risiko läsdt grüßen. Wobei in dem Alter teilweise alles so gespielt wird.

    Ja natürlich. Wir haben uns stundenlang mit Armeelisten, Meta, Schwachstellen der gegnerischen Armeen und Spieler beschäftigt und dann doch einfach alles nach vorne geschoben (gut Orks schon).

    Nein das war schon mehr und ist imo taktisch mit einer CoSim zu vergleichen, wenn auch sicher deutlich weniger komplex.

    Das gelingt einigen schneller als anderen und daher auch unterschiedliches Gefallen an komplexen Euros.

    Tatsächlich fällt mir das eher leicht und ich kann selbst "aus dem Bauch" im Amateurbereich immer um den Sieg mitspielen.

    das sehe ich als trivial im Vergleich zu den Entscheidungen in CDGs,. COINs und andere hier genannten narrativen Strategiespielen wie TI3/4

    Was sind das dann für Entscheidungen und warum sind sie aus deiner Sicht gewichtiger als die Punkteoptimierung? Letztendlich geht es immer darum die eigene Position zu stärken bzw. die der Gegner zu schwächen. Ob das nun eine günstigere Positionierung meiner Einheiten oder die meisten Punkte sind ist ja erst einmal egal. Im narrativen Sinn ist das natürlich ein Unterschied. Dafür spiele ich aber kein Taktik-/Strategiespiel.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • warum sind sie aus deiner Sicht gewichtiger als die Punkteoptimierung? Letztendlich geht es immer darum die eigene Position zu stärken bzw. die der Gegner zu schwächen.

    Weil in solchen Spielen der Wechsel der Gesamt-Strategie häufiger ein Thema ist. Bei vielen Euros lohnt sich das ab einem gewissen Investment nicht mehr.

    Bei Euros komme ich dem idealen Pfad im Spiel manchmal halbwegs nahe und versuche den zu finden. Bei längeren, konfrontativeren Spielen ist der eher theoretisch existent.

    (Zum Vergleich: im Schach ist ein bester Zug oft objektiv vorhanden, in Go ist der beste Zug nicht so leicht zu messen. Der Zug muss nur gut genug sein. )

  • Zum Thema kurze vs lange Spiele : ich spiele Beides gerne.

    Mir ist wichtig, dass das Spiel die Spielzeit gut zu füllen weiß, also gut komprimiert ist. Zum Beispiel 3h spielen mit dem Gefühl, das hätte auch in 90 min abgehandelt werden können, ist für mich unbefriedigend.

    Als wenn man in einem Open World Game von Stundenlang von A nach B reitet, ohne konkreten Sinn. Da hätte man auch ein Schnellreisesystem implementieren können. Wenn immer wieder Sidequests, Sammelobjekte und spannende einmalige Ereignisse kommen, lohnt sich der Weg oder fühlt sich zumindest so an. Stumpfes Objektsammeln und immer wieder das gleiche Questschema tragen natürlich nicht zu einem runden Gefühl bei.


    Also im Brettspiel: Einleitung, Hinführung und Finale sollten mich packen und gut beschäftigen. Blood Rage kann das meiner Meinung sehr gut. Das Spiel ist sinnvoll komprimiert, jede Runde interessant und wichtig. Wenn mal nur Aufgaben gespielt werden gehen die Züge flott und wenn eine Angriff ausgefochten wird haben die mehreren Minuten pro Spielerzug ihre Berechtigung und ich fühle mich auch im Kampf involviert, auch wenn ich keine Einheiten im Gebiet habe, da der Ausgang für mich später noch Konsequenzen haben könnte - positiv wie negativ.

    Der einzige Spielzeit-Dehner ist für mich bei Blood Rage das Spielerverhalten. 3 Erspieler mit AP-Tendenz, da dauert es mal länger.


    Gegenbeispiel: Flügelschlag. Mag ich vom Thema, Material, Artwork und der Mechanik her. Nur die Spieldauer ab 4 Spielern (oder 3, wenn es 2 noch nicht können) .. Nein danke.. Da spiele ich gerne andere Sachen in der selben Zeit.

  • Was sind das dann für Entscheidungen und warum sind sie aus deiner Sicht gewichtiger als die Punkteoptimierung? Letztendlich geht es immer darum die eigene Position zu stärken bzw. die der Gegner zu schwächen. Ob das nun eine günstigere Positionierung meiner Einheiten oder die meisten Punkte sind ist ja erst einmal egal. Im narrativen Sinn ist das natürlich ein Unterschied.

    Ich antworte mit verschiedenen Beispielen:


    Bei CoSims entscheide ich jeden Turn, ob meine Strategie noch besteht und setze meine Truppen entsprechend taktisch ein. Ich finde es spielerisch spannend zu sehen, ob eine Strategie aufgeht oder nicht. Die Herausforderung besteht darin, sich von einzelnen Erfolgen oder Misserfolgen auf taktischer Ebene nicht blenden zu lassen. Und rechtzeitig zu erkennen, dass eine Strategie zu ändern ist. Manche Truppenbewegungen sind schnell abgehandelt, da es irrelevant ist ob sie ein Hex nördlicher oder südlicher stehen, solange sie nach Westen ziehen. Bei anderen macht es einen enormen Unterschied, um die übernächsten Turns in Angriff oder Defensive oder Support o.ä. vorzubereiten. CoSim ist nicht einfach die Truppen gegeneinander abwürfeln und es gibt nicht die eine durchzurechnende Strategie, sondern ein auf die Aktion des Gegners abwägen und Reagieren. Man muss die Aktionen des Mitspielers/in auch verfolgen Ich habe heute eine Runde Terraformung Mars am TTS beendet. Viele Züge der Mitspieler habe ich überhaupt nicht genau beobachtet, sondern nur gehört dass irgendeine Karte ausgespielt wird und irgendwas e folgt. Das kommt bei einem Szenario Combat Commander oder ASL SK in der gleichen Spielzeit so nicht vor.


    Alle mir bekannten Card Drive Games sind narrativ ausgerichtet. Sie erzählen einen Konflikt, der wie bei Hannibal kriegerisch ausgefochten wird oder als Ringen auf mehreren Ebenen wie bei Twilight Struggle. Mich fasziniert wie diese Spiele Realität oder auch alternative Realität mit Spiel verbinden. Das schaffen die mir bekannten Euros nicht. Bei einer Partie Sword of Rome habe ich als Karthager mich beständig mit dem Griechen zu unserem beiden Nachteil bekämpft, bis wir uns zu einem Burgfrieden einigten obwohl klar war, dass einer von uns diesen irgendwann brechen muss und das nicht eine Runde vorher ankündigen wird. Das beständige belauern, überlegen ob man seinen Einfluss an anderer Stelle noch sichern sollte solange der Burgfrieden hält oder lieber jetzt zum Verräter wird, bevor es der andere tut, war grandios. SoR hat m.M.n. einen schlechten Kampfmechanismus, aber die Partie schuf spannende Entscheidungen die alle am Tisch aktiv verfolgten. Bei den Euros wird einfach am Ende abgerechnet.


    In COINs und den Carddriven Wargames beinhalten ausgespielte Karten mehrere Aspekte und manchmal auch nur für einen selbst negative. Man wägt also nicht nur ab, was einem selbst am meisten Punkte / Vorteile bringt, sondern auch welche Karte am wenigsten Nachteile für einen bringen, wie man diese aus dem Spiel schafft oder ob es sich lohnt, diese auf der Hand zubehalten und sich selbst zu blockieren. Timing im Ausspielen von Karten kann wichtig sein. Bei Fire in the Lake finde ich das Abwägen des Einsatzes von US Truppen sehr gelungen: Militärisch stark und gleichzeitig schwächt deren Präsenz in Vietnam die Siegchancen für den Ami. Werden keine Truppen eingesetzt, kann der Ami aber auch nicht gewinnen. Ein Abwägen Runde für Runde, das sich auch anhand der Spielzüge der Mitspieler neu gestaltet und kein Durchrechnen wie bei einem Euro ist. Dazu kommt das historische Ereignisse in Karten aufgegriffen werden, deren Eintritt oder auch Verhinderung spielentscheidend sein kann. Dass zu forcieren ist nochmals ein besonderer Aspekt.


    Dann die Spiele mit socialer Deduktion / Verräter Mechanismen. Bei Battlestar Galactica rechnest Du auch nicht einfach durch.


    Morgen mehr ;)

  • Sehe es genauso wie du Sepiroth, wir spielen auch lieber zwei mittellange Spiele als ein "episch ausuferndes". Alles was über 3 Stunden geht hat bei mir persönlich beispielsweise eigentlich schon verloren, außer es ist etwas sehr Außergewöhnliches, wie zum Beispiel Twilight Imperium. Aber da weiß man das ja auch und plant in der Regel extra einen ganzen Tag dafür ein/aus.

    Lg

  • Alles was über 3 Stunden geht hat bei mir persönlich beispielsweise eigentlich schon verloren, außer es ist etwas sehr Außergewöhnliches, wie zum Beispiel Twilight Imperium. Aber da weiß man das ja auch und plant in der Regel extra einen ganzen Tag dafür ein/aus.

    Im Segment über 3 Stunden tummelt sich das Gros der sehr außergewöhnlichen Spiele. ;)

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Meiner Meinung nach sagt die Länge eines Spiels überhaupt nichts über die Tragweite der Entscheidungen aus. Es gibt lange wie kurze Spiele, bei denen einzelne Entscheidungen entweder beliebig und trivial sind, und damit auch leicht Fehlentscheidungen ausgleichbar sind - und genauso gibt es lange wie kurze Spiele, bei denen die (Fehl)Entscheidungen teils verheerend sind. Sehr schönes Beispiel dafür finde ich immer wieder Antiquity oder Food Chain Magnate (in der vollen Version).

    Diese Spiele haben eine recht lange Laufzeit, aber hat man sich einmal verrechnet, läuft man nur noch hinterher...

    Ob ich kurze oder lange Spiele gerne Spiele, hängt immer vom Spiel selbst ab; wie gut ich unterhalten werde... 😉

  • Ich mag alles.


    Genauso gut kann ich nicht sagen, ob ich lieber eine Heiße in der Semmel, einen herrlichen Burger, oder doch lieber einen Tafelspitz esse. Kuchen oder Wurstbrot. Apfel oder Eiscreme. Teufel, ich könnt das noch ewig weiterspinnen! Gummibärchen oder Banane. Seht's? Kaiserschmarrn oder Schweinsschnitzerl. Braucht noch wer Beispiele, für das, was ich meine?


    Zur verbleibenden Erinnerung?

    Ich erzähl heute noch gerne von dem Erlebnis, wo es die 27 war, als ich mal auf einem Roulette Tisch echt gut absahnte. Also das mit der 27 ist da eigentlich die wirkliche Geschichte, aber für das Thema hier: Reine Spieldauer jener Runde? Puh! 2 oder 3 Minuten? Vielleicht sogar eine mehr?
    Also mein Spielzug war in Sekunden erledigt. Halt mit furchtbar viel Downtime das Ganze. Vielleicht mußten dann irgendwann genau wegen dieser die meisten Tische diesen scheußlichen Slotmachines weichen.

    Mit der Nase auf meinem smarten Device getippt.

    Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass das :?: entfernt werden muss

  • Alles was über 3 Stunden geht hat bei mir persönlich beispielsweise eigentlich schon verloren, außer es ist etwas sehr Außergewöhnliches, wie zum Beispiel Twilight Imperium. Aber da weiß man das ja auch und plant in der Regel extra einen ganzen Tag dafür ein/aus.

    Im Segment über 3 Stunden tummelt sich das Gros der sehr außergewöhnlichen Spiele. ;)

    Oder der sehr langweiligen slash langwierigen. Arkham, Eldritch, lange Cosims, usw. Alles gar nicht meine Baustelle. Plus kenne auch literal keinen iRL, der sowas mag.

    Und Außergewöhnliches zeige ich dir tausend Mal mehr in kurzen Spielen: das Ei in Dodo, die VR Brille in Mask of Anubis, das Falten einer Tischdecke in Fold-it, das fake Lego aus Brick Party, das fake Duplo aus Ctrl, das quasi Musikinstrument DropMix, die transparenten Pyramiden in 20+ Minigames aus Pyramid Arcade, ein TCG Simulator in einem TCG Brettspiel in Millenium Blades, Social Deduction mit 30 Spielern in zwei verschiedenen Räumen in Two Rooms and a Boom, alles Orange in Asking for Trobils, nicht Reden und nicht Hinschauen in The Mind Extreme, Realtime Flicking in Snowman Dice, Realtime Bewegungsabläufe im Stehen in Happy Salmon, du spielst gegen eine Box voll Steine aka das Schicksal in Box of Rocks, 3D Tiere als 3D Figur balancieren die dann in einer App zum Leben erwachen in Beasts of Balance......soll ich weitermachen? I doubt it.

    Lg

  • soll ich weitermachen?

    Gerne per übersichtlicher Aufzählung in einem eigenen Thread.

    Wenn ich wenig Zeit habe spiele ich ja gerne auch mal etwas Kurzes.

    Wobei ich zu Zweien eine Rückmeldung habe:

    • Milenium Blades
      ist gewiss außergewöhnlich, aber imho nicht außergewöhnlich gut und dauerte zudem in meiner bislang einzigen Partie über 3 Stunden
    • The Mind Extreme
      auch das ist außergewöhnlich, nach 2 bis 3 mal Spielen ist in einer Gruppe aber nach meiner Erfahrung die Luft raus, aber gerne als Aufwärmer oder Absacker

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Es gibt lange wie kurze Spiele, bei denen einzelne Entscheidungen entweder beliebig und trivial sind, und damit auch leicht Fehlentscheidungen ausgleichbar sind

    Ich muss zugeben, in dem Segment kenne ich mich weniger aus.

    Aber rein theoretisch gibt es natürlich auch Spiele die lang dauern und trivial sind.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Es gibt lange wie kurze Spiele, bei denen einzelne Entscheidungen entweder beliebig und trivial sind, und damit auch leicht Fehlentscheidungen ausgleichbar sind

    Ich muss zugeben, in dem Segment kenne ich mich weniger aus.

    Aber rein theoretisch gibt es natürlich auch Spiele die lang dauern und trivial sind.

    Ich meine damit gar nicht trivial im Sinne des Gesamtspieles - sondern auf eine einzelne Entscheidung bezogen. Dass die Tragweite sich durch die Länge des Spiels quasi abmildert und leicht wieder "abgefangen" werden kann...

  • Dass die Tragweite sich durch die Länge des Spiels quasi abmildert und leicht wieder "abgefangen" werden kann...

    Genau das meine ich. Die meisten Entscheidungen in Euros sind natürlich auf Punkteoptimierung ausgelegt, aber alle wichtig für das Endergebnis. Das funktioniert imo aber nur bis zu einer bestimmten Spiellänge, denn dann wird es zu repetetiv.

    Sind die Entscheidungen bei Battlestar Galactica wirklich alle immer super wichtig, oder nur einige bestimmte? Nach den Spielberichten eher nur einige wenige.

    Bei den "epischen" Spielen lese ich auch deutlich häufiger von langen "langweiliger en" Phasen, in denen quasi nichts passiert. Und dann gibt es diese einzelnen Entscheidungen, bei denen man sich dann ins Aus schießen kann. Im besten Fall mit dem Verlust und dem Spielende danach, im schlimmsten Fall mit weiteren Stunden Spielzeit mit der Niederlage ständig vor Augen.

    Dass es bei jeder Spieldauer auch Spiele gibt, die mir gar keinen Spaß machen und das natürlich individuell ist, sollte klar sein.

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  • Geht mir ein bisschen so, wie mit Büchern... - Wenn ich die komplett freie Wahl habe (was bei Büchern, die man ja doch eher alleine liest, eher der Fall ist...) es sollte umfangreich genug sein, damit sich die Geschichte/darin vorkommenden Personen bzw. das Spiel entwickeln kann. Also Bücher 400 Seiten aufwärts, Spiel vielleicht so 60-120 Minuten. Das sind dann schon einmal gute Rahmenbedingungen.


    Natürlich gibt es auch genügend gute Spiele, bei denen eine Geschichte aufgesetzt oder gar nicht vorhanden ist. Die können meiner Meinung dann auch gerne kürzer sein und mir trotzdem gefallen (Azul zum Beispiel). Es ist aber auch wie mit so vielem im Leben - die Mischung macht's und es kommt immer darauf an - Ich fände es schade, an einem vielleicht 5-stündigen Spieleabend am Ende nur lauter 15-30 Minuten-Spiele gespielt zu haben - aber zu fortgeschrittener Stunde macht sowas dann vielleicht doch mehr Sinn...


    Ich würde auch sehr gerne mal wieder eine halbe Nacht Civilization spielen - aber da fehlen mir inzwischen einfach auch die Mitspieler, bzw. sowohl die als auch ich wissen, dass Dank kleiner Kinder keiner am Tag danach lange genug schlafen könnte, als dass der Tag völlig im Eimer wäre... Da kann man ein 1.000 Seiten Buch doch besser etappenweise lesen...

  • Sind die Entscheidungen bei Battlestar Galactica wirklich alle immer super wichtig, oder nur einige bestimmte? Nach den Spielberichten eher nur einige wenige.

    Manche Entscheidungen mögen wenig wichtig zum Bestimmen des Siegers sein, können aber trotzdem wichtig für den Spielspaß sein.

  • Bei den "epischen" Spielen lese ich auch deutlich häufiger von langen "langweiliger en" Phasen, in denen quasi nichts passiert. Und dann gibt es diese einzelnen Entscheidungen, bei denen man sich dann ins Aus schießen kann.

    Aber oft genug weiß man nicht vorher welche Entscheidung das sein wird. Wann sie kommt oder wie wichtig die einzelne Entscheidung wird, hängt nämlich von den Mitspielern viel stärker ab. Ob Langweilig oder Entscheidend kann man erst hinterher sagen. (Vorausgesetzt das Spiel taugt was.)

    Bei Euros weiß ich meist vorher wie wichtig die Entscheidung ist bzw. wann wichtige Entscheidungen lauern. Da hängen dann nur die Optionen (also was gerade gut ist) von den Mitspielern ab.


    Ich finde die Entscheidung immer noch kein gutes Kriterium für die Bewertung von Spielen die extrem viele davon beinhalten. Das marginalisieet für mich irgendwie den ganzen Kontext der Entscheidungen.

    Ist verständlich was ich meine?

  • Im Grundsatz bestimmen äussere Umstände ob ich zu einem langen oder kurzen Spiel greife. Diese Umstände führen meist dazu, dass es tendenziell eher Kürzere sind.

    Kurz bedeutet für mich bis zu 2 Stunden. Untergruppe: Ein schnelles Spiel für Zwischendurch in 30 Minuten.

    Undefinierte Spielzeit 3-4 Stunden.

    Lang ab 5 Stunden.


    In einer idealen Spielewelt würde ich sicher am liebsten epische Spiele spielen, sei es nun Cosims, die über einen längeren Zeitraum aufgebaut stehen bleiben können, seien es alte Avalon Hill Multiplayer oder neuere Brocken wie Ringkrieg, Napoleonic Wars die einen kompletten Tag benötigen. Diese sehr langen Spiele fangen mich mehrein, da sie mir einen grösseren Spannungsbogen und Interaktion bieten, in der Regel sehr thematisch sind und ich mich dadurch sehr mit meiner Rolle im Spiel als Eisenbahnbaron, Titan, Generalissimus, etc. identifizieren kann.


    Kürzere Spiele machen natürlich auch viel Spass, sie bleiben mir aber nicht in den Kleidern hängen. Sobald die Siegpunkte feststehen und das Spiel eingepackt ist, kommt ein Haken dran. Bei neueren Spielen diskutiere ich vielleicht noch Strategiemöglichkeiten.


    Die hier geführte Nebendiskussion über die Wertigkeit einzelner Entscheidungen finde ich unsinnig. In einem guten Spiel sollte jede Entscheidung eine gewisse Relevanz besitzen. In einem kurzen Spiel werden zwangsläufig weniger Entscheidungen als in einem langen Spiel getätigt, dadurch werden sie aber nicht wertvoller. Jede aktuelle Entscheidung fusst auf der aktuellen Spielsituation, die das Ergebnis sämtlicher vorangegangenen Entscheidungen aller Mitspieler der laufenden Partie ist. In jeder Spielsituation versuche ich das Beste aus meine Position herauszuholen, sei es nun in einer Partie Magic oder Ringkrieg. Ich sage mir doch nicht "ach egal, das Spiel dauer noch 4 Stunden, da zieh ich einfach blöd rum".


    Wenn ich Neuling bin verstehe ich vieleicht nicht warum ich gewonnen oder verloren habe. Wenn mir ein Spiel nicht gefält, mache ich mir auch keine Gedanken darüber, ich bin einfach froh, dass das Spiel vorbei ist. Wenn ich richtig Spass an einem Spiel habe, ob kurz oder lang, kann ich über die vermeintlich spielentscheidenden Situationen nachsinnen und diskutieren. Ich glaube, Meinungen wie "langweiliges stundenlanges Rumdödeln und zum Schluss entschied ein Würfelwurf" sowie " solitäre Eurooptimiererei und zum Schluss hat irgendwer 189 zu 191 gewonnen" spiegeln eher die Einstellung zu diesen Spielgattungen wider.

  • (...) Sind die Entscheidungen bei [langes Spiel X] wirklich alle immer super wichtig, oder nur einige bestimmte? Nach den Spielberichten eher nur einige wenige. (...)

    Mir ist immer noch nicht so ganz klar, worauf Du hinaus willst.

    Selbst wenn a) zuträfe, würde es Dir doch trotzdem noch mehr Spaß machen, lieber 2x mal wichtige Entscheidungen in zwei Spielen zu treffen, als 1x wichtige Entscheidungen in einem Spiel, oder?

    Die Faszination eines langen Spiels wird Dir halt verborgen bleiben, aber ich bleibe dabei - das ist auch nichts, was sich mit deduktiven Methoden hervorzerren ließe.

    Mal eine Anekdote: Vor etlichen Jahren haben wir mal an einem Feiertag begonnen, #SamuraiSwords (aka Shogun aka #Ikusa) zu spielen, ein Spiel für 5 Spieler, bei dem es auch viel auf wechselnde Bündnisse ankommt, ähnlich wie bei #DerEiserneThron . Relativ früh im Spiel, ich glaube, vielleicht sogar in der ersten oder zweiten Runde, hatten sich zwei Machtblöcke aus je zwei Spielern gebildet, und wir haben angefangen, mit Spieler 5 zu diskutieren, der gerade am Zug war.

    Zweieinhalb Stunden.

    Einhundertfünfzig Minuten.

    Diskussionen, Schmeicheln, was-wäre-wenn-Szenarien, Drohungen, Versprechen, leidenschaftliche Plädoyers und trockene Analysen der taktischen und strategischen Situation. Nur geredet, ohne, daß auch nur ein Würfel gefallen wäre oder sich ein Daimo bewegt hätte.

    Es war ein Fest.

    Es war großartig.

    Es war wichtig, und relevant für den späteren Sieger, der erst Stunden später fest stand. (Es ist aber nicht wichtig, wer das dann war.)

    Mir macht sowas großen Spaß, aber ich verstehe jeden, der da sagt, allein in der Zeit der Diskussion hätte er eine schöne Partie #TerraMystica durchziehen können; das spiele ich gern. Ich verstehe auch jeden, der sagt, daß wir damals als Studenten an einem Feiertag eben auch nicht die vielen kleinen Alltagsaufgaben, die ein Familie auch an solchen Tagen mit sich bringen, zu bewältigen hatten.

    Was ich nicht verstehe, wenn mir jemand versucht an Hand objektiver Kriterien nachzuweisen, daß das doch eigentlich keinen Spaß gemacht haben könnte. :)

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  • Was ich nicht verstehe, wenn mir jemand versucht an Hand objektiver Kriterien nachzuweisen, daß das doch eigentlich keinen Spaß gemacht haben könnte.

    Zu allem davor kann ich voll und ganz zustimmen.

    Aber wenn die Quintessenz meiner Beiträge sein soll, dass ich etwas objektiv einordnen will, dann stimmt das nicht.

    Es ging immer um mein Spielgefühl. Darum auch die Fragestellungen, weil es mich eben interessiert warum den "Langspielern" das mehr Spaß macht. Ich habe ja nur erklären wollen, warum "relativ kurze Spielzeit" (bspw. im Verhältnis zu anderen ähnlichen Spielen) ein Qualitätsmerkmal sein kann. Das hattest du im anderen Thread nicht verstanden. Es ist nicht per se gut, aber bei manchen Spielen eben toll, da die Entscheidungsdichte hoch ist, was mir persönlich sehr gut gefällt. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich aussagen.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Es ging immer um mein Spielgefühl.

    Und Dein Spielgefühl hängt davon ab, dass wertige im Sinne von Siegpunkten messbarer Entscheidungen getroffen werden, richtig?

    Da treffen eben unterschiedliche Spielgefühle bei den längeren Spielen aus dem CoSim, Amitrash CDG & Co Bereich aufeinander. Man muss diese elend langen Dinger ja nicht mögen. Aber bei einer Bewertung dieser Spiele ist das Kriterium wertige Entscheidungen im Sinne von Euro-Spielen falsch. Und Spiellänge bis 4-5 Stunden ist auch kein Vergleichskriterium, denn Grande Hotel Austria, Arkwright oder Foodchain sind ja auch nicht in jeder Runde kurz runtergespielt.

  • Sind die Entscheidungen bei Battlestar Galactica wirklich alle immer super wichtig, oder nur einige bestimmte? Nach den Spielberichten eher nur einige wenige.

    Manche Entscheidungen mögen wenig wichtig zum Bestimmen des Siegers sein, können aber trotzdem wichtig für den Spielspaß sein.

    Zusätzlich finde ich

    Manche Entscheidungen können auch nur deshalb die Wichtigkeit und Tragweite für einen Spielsieg erlangen, weil einige kleinere Entscheidungen im Vorfeld im Fundament der Großen vermauert sind.

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