[RF] Faiyum; benachbart, verbunden, getrennt

  • Nach einer ersten Kennenlernpartie mit zwei simulierten Spielern, bin ich beim Siedlungsbau und dem Damm ein wenig ins Schleudern gekommen:


    Das Regelwerk verwendet die Begriffe benachbart, verbunden und getrennt.


    Benachbart sind zwei nebeneinanderliegende Felder. Der Kanal trennt die Felder.

    Ein Weg oder ein Damm verbindet zwei Felder. Bei einem Weg müssen die Felder benachbart sein.
    Ein Bauer muss immer benachbart zu einem Arbeiter eingesetzt werden (es sei denn, es ist der erste Arbeiter auf dem Feld).

    Richtig verstanden soweit?


    RF1: Sind die beiden Steinfelder links und rechts vom Damm zueinander benachbart? Kann ich also beim Einsatz eines neuen Bauers, den auf die andere Damm-Seite setzen, wenn die eine Damm-Seite schon durch einen Arbeiter besetzt ist?


    Zwischen zwei Siedlungen muss immer mindestens ein Feld Abstand sein. Soweit ok. Dann heisst es, dass der Kanal die Felder auf gegenüberliegenden Kanalseiten trennt und somit man da jeweils bauen kann, ohne ein Feld Abstand haben zu müssen. Richtig verstanden?


    RF2: Kann ich nun zwei Siedlungen auf den jeweils gegenüberliegenden Kanalseiten des Damms bauen, der diese beiden Felder verbindet? Eben, weil es bei Siedlungen egal sind, ob und was verbunden ist und es nur auf den Abstand oder eben gegenüberliegende Kanalseiten ankommt, egal ob und was über den Kanal gebaut wurde?


    Eine Brücke verbindet zwei Felder über den Kanal. Die sind aber weiterhin nicht benachbart. Richtig verstanden?


    RF3: Bei einem Bauer brauche ich einen benachbarten Arbeiter, um den Bauer einzusetzen. Ich kann also einen Bauer nicht auf die andere Brückenseite setzen, wenn die eine Brückenseite schon durch einen Arbeiter besetzt ist?

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    2 Mal editiert, zuletzt von ravn ()

  • Benachbart sind zwei nebeneinanderliegende Felder. Der Kanal trennt die Felder.

    Ein Weg oder ein Damm verbindet zwei Felder. Bei einem Weg müssen die Felder benachbart sein.
    Ein Bauer muss immer benachbart zu einem Arbeiter eingesetzt werden (es sei denn, es ist der erste Arbeiter auf dem Feld).

    Richtig verstanden soweit?

    Im Prinzip ja, aber...

    Auf dem Damm liegt ja von Anfang an ein Weg, d.h. das "oder ein Damm" im ersten Satz des zweiten Absatzes kannst du auch streichen. An dieser Stelle sollte dafür "oder eine Brücke" stehen, den die hat die Funktion, Felder über den Kanal hinweg zu verbinden. Felder, die nicht benachbart sind.

    Und bei deiner Klammerbemerkung würde ich "Feld" durch "Spielplan" ersetzen, sonst wird's doppeldeutig.


    RF1: Sind die beiden Steinfelder links und rechts vom Damm zueinander benachbart? Kann ich also beim Einsatz eines neuen Bauers, den auf die andere Damm-Seite setzen, wenn die eine Damm-Seite schon durch einen Arbeiter besetzt ist?

    Schwierige und sehr gute Frage. In der Anleitung heißt es zum Damm nur: "Der Kanal teilt Faiyum in zwei getrennte Halbinseln, die nur durch den Damm miteinander verbunden sind." Verbunden ist hier nicht fettgedruckt, also nicht als Keyword gekennzeichnet, aber weil "verbunden" später im Sinne eines Keywords benutzt wird, nämlich für das, was die Brücke mit sonst nicht benachbarten Feldern macht, muss man davon ausgehen, dass es hier genauso gemeint ist und sonst der Regelschreiber "benachbart" geschrieben hätte.

    Damit ist die Antwort auf deine Frage meinem Verständnis: nein, weil der Kanal dazwischen läuft und dieser die Nachbarschaft trennt. Damm mit Straße drauf ist dann effektiv das Gleiche wie eine Brücke: verbindet sonst nicht benachbarte Felder. Das wirft dann zwar direkt die Frage auf, warum die Macher sich das Konstrukt "Damm" nicht einfach komplett gespart und stattdessen beim Spielaufbau da schon eine Brücke hindefiniert haben, aber ich sehe in den Regeln nichts, was eine anderslautende Interpretation erlaubt. Es steht "verbunden" beim Damm, also muss man das auch so verstehen und nicht als "benachbart". Sonst wär's ein böser Schnitzer beim Regelschreiben.

    Bei größeren Verlagen wäre die Spielregel wohl "aufgeräumter". Aber es ist eben Friedemann Friese und 2F. Ich verbuche das einfach in der Kategorie, die der Ami "quirky" nennt. Originell und kreativ, aber eben nicht 100% sauber und klar in den Definitionen.

    (BTW: Bei der gegenteiligen Interpretation, nämlich dass der Damm eine Nachbarschaft erzeugt zwischen den Feldern, die er verbindet, könnte man umgekehrt dann auch fragen, warum die Macher die Felder nicht direkt verbunden auf den Plan gezeichnet haben. Der Damm liegt ja nicht in der Mitte, sondern verbindet die allerletzten Steinfelder neben dem Kanal. Den hätte man problemlos auch dort enden lassen können. So oder so hätte es den Damm nicht zwingend gebraucht. Ist halt alles ein bisschen "quirky".)


    Zwischen zwei Siedlungen muss immer mindestens ein Feld Abstand sein. Soweit ok. Dann heisst es, dass der Kanal die Felder auf gegenüberliegenden Kanalseiten trennt und somit man da jeweils bauen kann, ohne ein Feld Abstand haben zu müssen. Richtig verstanden?

    Ja. Steht ja auch explizit im Glossar zur Startkarte Siedlung so drin: "Siedlungen auf gegenüberliegenden Feldern am Kanal sind in Ordnung, da der Kanal die Felder voneinander trennt."


    RF2: Kann ich nun zwei Siedlungen auf den jeweils gegenüberliegenden Kanalseiten des Damms bauen, der diese beiden Felder verbindet? Eben, weil es bei Siedlungen egal sind, ob und was verbunden ist und es nur auf den Abstand oder eben gegenüberliegende Kanalseiten ankommt, egal ob und was über den Kanal gebaut wurde?

    Siehe oben: Etwas tricky. Mit der bzw. meiner Definition, dass der leider nur unzureichend definierte Damm keine Nachbarschaft erzeugt, sondern nur (ggf. zusammen mit dem dort direkt zum Start platzierten Weg) eine Verbindung analog zur Brücke, ist die Antwort JA. (Mit der alternativen Definition, dass der Damm sehr wohl eine Nachbarschaft erzeugt, wäre es NEIN.)


    Eine Brücke verbindet zwei Felder über den Kanal. Die sind aber weiterhin nicht benachbart. Richtig verstanden?

    RF3: Bei einem Bauer brauche ich einen benachbarten Arbeiter, um den Bauer einzusetzen. Ich kann also einen Bauer nicht auf die andere Brückenseite setzen, wenn die eine Brückenseite schon durch einen Arbeiter besetzt ist?

    2x Ja.

    Eine Brücke schafft eine Verbindung, aber keine Nachbarschaft.

  • Nachtrag zu RF3:

    RF3: Bei einem Bauer brauche ich einen benachbarten Arbeiter, um den Bauer einzusetzen. Ich kann also einen Bauer nicht auf die andere Brückenseite setzen, wenn die eine Brückenseite schon durch einen Arbeiter besetzt ist?

    Die Brücke erfüllt nicht die notwendige Bedingung des "benachbart einsetzen", aber da gibt's noch einen zweiten Hinderungsgrund: Bauern können nur auf unbebauten Feldern eingesetzt werden. Mit der Brücke sind aber beide dadurch verbundenen Felder bereits bebaut. Unbebaut heißt: entweder gar kein Spielstein auf dem Feld, nur ein Arbeiter oder nur ein Krokodil. Aber sonst nichts.


    Nachtrag zu der nur unscharfen, indirekten Definition des Damms. Englische Regel dazu:

    Zitat

    The channel divides Faiyum into two separate peninsulas connected only by the dam.

    "Connect" bzw. "connection oder "connected" sind auch hier wieder die Keywords zu dem, was Wege (bei benachbarten Feldern) und Brücken (über den Kanel zwischen nicht benachbarten Feldern) machen.

    Also auch hier: Der Damm mit Straße drauf ist regeltechnisch äquivalent zur Brücke. Heißt: Die beiden vom Damm verbundenen Felder sind nicht benachbart und demzufolge können dort auf beiden Seiten Siedlungen stehen. Und Einsatz von Arbeitern in der Funktion als Bauer geht sowieso nicht, weil beide Seiten durch die Straße bebaut sind.

  • Perfekt. Danke. Damit löst sich ein größes Verständnisproblem auf. Ist auch teilweise dadurch bei mir entstanden, dass nicht jeder Arbeiter auf dem Feld auch ein Bauer ist. Ich setze Arbeiter ja in unterschiedlichen Funktionen ein, als Bauer, als Weizenlieferant und und und. Je nach Tätigkeit, die durch die Aktionskarte bestimmt wird, gibt es da unterschiedliche Vorbedingungen. Einmal eingesetzt, ist der schlicht ein Arbeiter, egal wie der eingesetzt wurde. Dadurch können auch nachher scheinbare Regelbrüche entstehen, die aber keine sind, wenn plötzlich der Ex-Bauer (nach dem Einsatzen nur Arbeiter genannt) sich auf einem Feld wiederfindet, auf das ein Weg gebaut wird.


    Und Bauer können eben nur auf unbebauten Feldern stehen, die einen benachbarten Arbeiter haben. Damit ist also keine Ausbreitung über eine Brücke möglich - egal ob die nun Damm oder Brücke heisst, weil dieses Konstrukt die beiden dadurch belegten Felder "bebaut" hat. Da man aber Siedlungen relativ frei (Vorsicht Abstand!) neu bauen darf und dann einen Arbeiter in Funktion eines Weizenlieferanten dort einsetzen darf, kann man sich von da aus weiter mit Bauern ausbreiten.


    Habe mich durch Wege und Brücken irritieren lassen, weil ich da eine Ausbreitungsfunktion für Arbeiter hereingedichtet habe, wie man die aus anderen Spielen kennt, hier aber nicht zutreffen. Wege haben mit Ausbreitung von Arbeitern nix zu tun, sondern mit den Bau von Betrieben.


    Eigentlich braucht man nur wissen: Felder auf den gegenüberliegenden Seiten des Kanals sind immer voneinander getrennt (als Gegenteil von benachbart). Steht auch so etwas versteckt im Aufzählungspunkt 2 unter Spielplan.


    Tolles Sandbox-Spiel der vielen Möglichkeiten.

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  • Ich habe mich auch beim ersten Regelstudium direkt gefragt, warum sie nicht einfach die beiden Felder am Damm direkt irgendwie farblich als "bebaut" markiert haben...so muss man sich das so unintuitiv merken.


    Da das bei allen Brücken so ist, wäre es auch cool gewesen, wenn die Brücken einfach ein wenig mehr wie ein Knochen ausgesehen hätten und größer wären. Dann hätte man auf den verbundenen Feldern so eine Art Brückenkopf als Gebäude gehabt und eine optische Erinnerung, dass die Felder nun bebaut sind.


    Außerdem hätte ich persönlich auf der Spielhilfe-Karte die Reihenfolge der Symbole für den Tausch von 3 Geld gegen eine Ware anders herum angeordnet. So denke ich immer, es wäre umgekehrt und ich könnte Waren in Geld tauschen und es ist eine Sache mehr, die man extra erklären muss...ähnlich, wie ich mir eine Erinnerung an das Geld für Krokodile und an den Siegpunkt für angeschlossene Siedlungen / Bauplätze direkt auf den Karten gewünscht hätte.

    Ansonsten ist es aber ein wirklich schönes Spiel!

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • Geld für Krokodile:

    Auf allen Karten die diese Regel betreffen sind Krokodile abgebildet. Direkt unter dem Namen rechts und links am Rand.


    Bebaute Felder zu Spielbeginn:

    Grundsätzlich muss man sich das nicht merken denn die Bebaut-Regel besagt sinngemäß:


    Steht etwas anderes auf einem Feld als ein Arbeiter/ein Krokodil gilt das Feld als bebaut.


    Da man diese Regel immer beachten muss gilt sie von Anfang an. Einzig die Baustellen bilden die Ausnahme. Hier muss man sich diese Tatsache merken...

  • Das Problem mit den Brücken finde ich ja nur, dass sie eben nicht so wirklich AUF den Feldern stehen und zudem wie Wege aussehen, die ja das Feld NICHT als bebaut gelten lassen - ist für die Übersicht halt eher unintuitiv.

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  • Das Problem mit den Brücken finde ich ja nur, dass sie eben nicht so wirklich AUF den Feldern stehen und zudem wie Wege aussehen, die ja das Feld NICHT als bebaut gelten lassen

    Wieso sollten Felder mit Wegen nicht als bebaut gelten? Natürlich sind die bebaut. Erstens sind Wege etwas anderes als Krokodile oder Arbeiter (-> Definition bebaut) und zweitens steht auf Seite 1 vom Glossar bei der Startkarte "S - Zwei Wege" sogar explizit der Satz:

    Zitat

    Lege 2 Wege, so dass jede davon zwei benachbarte krokodilfreie Felder miteinander verbindet. Diese Felder sind nun bebaut.

  • Hm, okay - das war mir nicht klar - dann sollte ich wohl nochmal klären, was man auf bebauten Feldern nicht mehr darf...

    Vor allem keine Bauern mehr einsetzen, schätze ich...

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • Vor allem keine Bauern mehr einsetzen, schätze ich...

    Genau das. Wenn man das Land mit Wegen zupflastert, nimmt man den Mitspielern die Gelegenheit, dort Bauern einzusetzen. Wobei das nicht so extrem limitierend ist, weil man Bauern (plus alle ähnlich gelagerten Karten, z.B. Gärtnerin) sowieso lieber auf Krokodilfeldern einsetzt, um das Extra-Geld mitzunehmen. Gelegentlich kann's trotzdem wichtig werden, dass Bauern nicht auf Wege-Felder dürfen.

  • Wenn die vier höchsten Karten im zukünftigen Markt liegen, wird dadurch das Spielende eingeleitet. Durch Nehmen einer dieser Karten kann man dann aus dem Spiel aussteigen. Dafür gibt's einmalig noch ein paar Punkte. Wie viele für wen, das richtet sich nach der Spielerzahl.

    Beim 2er Spiel erhält der erste, der dann aussteigt, 6 Siegpunkte. Der letzte geht immer leer aus.

  • yzemaze

    Hat das Label erledigt hinzugefügt.