Wenn alle am Spieltisch dieses "schöner bauen" betreiben wollen, egal ob in Anno 1800 oder Terraforming Mars, um möglichst viel aufzubauen und effektiver zu werden, ohne dem eigentlichen Spielziel näher zu kommen, ist das doch vollkommen ok. Das meinte ich aber gar nicht.
Bei Anno 1800 gewinne ich, wenn ich zu dem Zeitpunkt, in dem das Spiel beendet ist, die meisten Siegpunkte habe. Nur wird das Spielende durch einen Spieler entschieden. Nicht plötzlich oder völlig überraschend, weil man eben durch Kartenabbau gezielt auf das Spielende hinspielen muss. Also Bedürfnisse der Handkarten zu erfüllen oder durch Personenaktionen andere Personenkarten abwerfen zu können. Wenn jemand also nur noch 6 Personenkarten hat, könnten dabei zwei sein, mit denen man jeweils zwei andere Personen loswerden kann. Nur muss man sich diese Möglichkeit erstmal schaffen, um diese gesteigerte Kontrolle über das Spielende zu bekommen.
Ansonsten muss ich schlicht jede Personenkarte erfüllen, die ich auf der Hand habe. Notfalls durch Durchtauschen, wenn die Erfüllung unmöglich oder in arg weiter Ferne oder mit viel Aufwand verbunden ist. Ich erkenne also anhand der Kartenanzahl meiner Mitspieler, ob die dem Spielende näher kommen oder es forcieren wollen.
Finde ich gut. Weil interessanter Spielmechanismus.
Nur wenn ich gefühlt hinten liege, sollte ich kein Interesse haben, das Spiel vorzeitig zu beenden, sondern erstmal den Rückstand aufholen. Wenn ich hingegen meine, vorne zu liegen, aber durch meine Personenkartenanzahl keine kurzfristige Möglichkeit habe, das Spiel zu beenden, dann bringt mir mein Vorsprung nichts. Und genau in solchen Situationen könnte Anno 1800 drohen, länger zu dauern, als dem Spannungsbogen gut tut. Eben wenn ich als Hinterliegender immer hinterherrenne, aber der Vorneliegender meint, es sich es gar nicht leisten kann, auf ein schnelles Spielende zu spielen, weil er dann seinen Vorsprung verlieren könnte.
Ist Euch das in Eurer Spielpraxis schon passiert? Oder ist das nur ein Konstrukt, das so nicht passiert?