So nun haben wir das Monster Dawn of Madness am Wochenende hart durchgesuchtet. Wir haben insgesamt 2 Partien gespielt.
Zuerst die Story vom Priester Lynas in 12 1/2 Stunden und dann die Story von Detektiv Claude in 10 Stunden. Wir wussten nicht wirklich wie das Spiel strukturell ablaufen würde, bevor es losgeht und ich kannte nur die Regeln, die ich zusätzlich zu der Spielzeit noch erklärt hatte.
Also zuerst kann ich schon mal sagen, dass uns das Spiel an sich sehr überzeugt hat. Trotz dem großen Fokus auf die Geschichte, sind die Mechaniken cool und spaßig.
Wer keine Lust auf Lesen/Vorlesen hat, ist hier aber vollkommen fehl am Platz. Wenn sich wer nicht darauf einlassen kann, ist das sicher für solche Leute sehr frustrierend, nach fast jeder Aktion erstmal wieder eine Seite Text zu lesen. Das ist das Textlastigste Spiel was ich je gespielt habe, auch ein Grund warum so ein Durchgang auch sehr lange dauert. Die beiden Geschichten waren aber vom Aufbau her toll gemacht, wie sich der Spannungsbogen immer weiter aufbaut, während man sich von Storyfetzen zu Storyfetzen hangelt. So vom Gefühl, haben wir nach einem durchlauf ein Viertel des jeweiligen Buches gelesen. Also da ist noch Luft nach oben. Es gibt auch zu jedem Charakter 4 verschiedene Enden mit jeweils anderem Finale. Man merkte auch schon bei jeweiligen Textanforderungen dass man hier deutlich andere Ziele erreichen kann. Die Freischaltungen am Ende der Partie, werden da sicher auch bei helfen. Beim ersten Durchlauf ist das aber definitiv nicht Möglich gezielt einen Strang zu verfolgen, da man einfach noch nicht das große ganze kennt. Trotzdem würde man bei einem zweiten durchlauf viele der Texte noch einmal lesen. Klar kann man das dann skippen, aber wir hatten uns dann trotzdem erstmal entschieden eine andere Geschichte zu wählen, da dieses fast forward lesen irgendwie auch die Stimmung killt.
Mechanisch ist das Game genau auf meiner Line. Die 5 Empfindungswerte stehen für verschiedene Aktionen. Alles ist gefühlt gleich wichtig und es ist einfach ein tolles Feeling mit seinen Steinchen zu taktieren und es kommt immer wieder zu high Five Momenten, wenn man doch noch wen bei seinem Wurf unterstützen konnte und das Kackvieh mit den starken debuffs auf die Gruppe zur Strecke bringt. Allgemein ist das Gruppengefühl stark da die Wanderer gut zusammenarbeiten müssen und man für eine Unterstützung auch nicht auf demselben Feld stehen muss. Auch sehr cool ist, dass der Wanderer um den es in der Story geht anderer Geschichten bekommt, als die Wanderer die nur mit dabei sind. Das baut alles aufeinander auf und man schaltet sich gegen seitig neue Orte zum Untersuchen frei. Einfach toll.
Die Gegnerprofile sind jetzt nicht Bahnbrechend, aber innerhalb einer Gegnerfamilie schon sehr stimmig gemacht. Es macht auch hier Spaß zu taktieren, wo man am besten steht, bevor der Gegner am Zug ist. Das Initiativesystem ist auch einfach wie effektiv. Eine Aktion kostet eine bestimmte Anzahl an Punkten, die man sich abzieht. Dann ist der nächste dran, der in diesem Moment noch die meisten Punkte hat. Die Gegner sind leider immer vor einem am Zug, wenn sie die gleiche Initiative haben.
Die deutsche Übersetzung gefiel uns gut und es ließ sich alles flüssig runterlesen. Hatte einen leicht falschen Satz im bisherigen Spielverlauf. War voll zu verschmerzen. Da hatte ich bei ISS Vanguard schon einen „schlimmeren“ Fehler. Ich vermute es ist den kurzen Story Fetzen geschuldet, aber viele Formulierungen wiederholen sich. Ich kenne jetzt nicht das englische Original, daher kann ich es nicht genau sagen.
Grooooßer Nachteil in dem Spiel: Die lange Spielzeit. Also ich hatte jetzt nicht das Gefühl, das wir extrem langsam waren. Klar das erste Spiel war noch etwas träger, da wir noch öfter Regeln nachschlagen mussten, aber 10 Stunden sind es sicher trotzdem pro Durchgang. Ich sehe jetzt keinen guten Weg das ganze Spiel zwischenzuspeichern. 10 Stunden durchzuziehen ist für uns jetzt kein Problem, aber kenne auch viele Leute die bei über 4 Stunden schon qualmen Und man muss ja auch erstmal die Zeit für haben. Mit vielen Fotos und zig Notizen ist ein zwischenspeichern ja machbar, aber macht ja auch keinen Spaß und man verliert bestimmt auch den Flow in der Geschichte.
Weiteres „Problem“ sind die Monster. Durch ihre sehr abstrakte und bizarre Optik lassen sich die Modelle und ihre Token echt nicht gut unterscheiden. Die Modelle sind großartig, hilft aber auch nicht so sehr. Hilfreich ist es wenn man nur Monster aus einer anderen Monster-Familie spawnen lässt, dann hat man zumindest bei dem Modell auf dem Feld einen deutlicheren Unterschied.
Fazit: Definitiv ein gutes Horrorspiel mit spaßiger Spielmechanik, das definitiv nur für Leute mit viel Sitzfleisch und Interesse an langen Story-Passagen etwas ist. Dann aber einen wilden Ritt durch die Horrorachterbahn der Psyche bietet. Wer im Horrorgenre zuhause ist, wird hier zwar eine gute Geschichte erzählt bekommen, aber sollte keine erzählerische Innovation erwarten. Selbst wenn man jede Geschichte nur 1x spielt, kommt man hier auf eine Spielzeit von 40 Stunden.
BTW – Eignet sich hervorragend für ein Trinkspiel: jedes Mal einen kippen, wenn wer in den Texten die Stirn runzelt. Kleiner Spoiler, ihr braucht mehrere Flaschen.