Übervolle Messehallen und zu viele Neuheiten, die auf zu wenig Anspielzeit- und möglichkeiten treffen. Teilweise schleicht sich bei mir der Eindruck ein, dass ich per BGG-Livestream eventuell sogar mehr von den Neuheiten mitbekommen hätte, weil wirklich anspielen konnte ich nur die Wenigsten davon. Und selbst da hätte ich gar nicht gewusst, welche Vorauswahl ich treffen sollte, um auf einen freien Spieletisch oder nur Mitspielplatz zu warten. Hat sich die SPIEL als internationale Spielemesse durch das eigene Wachstum selbst überhoben, wenn trotz aller Messe-Euphorie und vieler kleiner Messemomente, die man selbst nicht missen will, eine negative eventuell gar frustrierte Grundstimmung mitschwinkt? Eben weil die SPIEL dann doch nicht das einlösen konnte, was man sich selbst erhofft hat, aber was vor einigen Jahren noch prima funktionierte als der Markt von kleiner und wir eine Nische waren und jetzt in der Neuheiten- und Besucherflut längst nicht mehr?
Auf Grundlage der althergebrachten SPIEL, wie könnte ein für Euch tragbares Zunkunftskonzept aussehen, das die Spielemesse für Euch wieder perfekt machen könnte?
Ideal fände ich ein neu überdachtes Messekonzept, das den medialen und informativen Fortschritt miteinbezieht, aber zeitgleich nicht die Wurzeln des Brettspiels aufgibt. Also Verkaufs- und Präsentationsstände weiterhin und ebenso Anspielmöglichkeiten direkt am Stand nach dem Spontanprinzip, wer vor Ort ist und mitspielen will, der kann das Spiel vor dem potentiellen Kauf kennenlernen.
Zusätzlich und räumlich davon abgegrenzt, gäbe es einen kostenpflichtigen Spielbereich mit fest buchbaren Terminen samt Erklärung. Die diversen Konferenzräume im Ober- und Untergeschoss der Messe könnten sich dafür anbieten. Auch um den Lärmpegel zu reduzieren und damit den Stressfaktor für Besucher und Promotoren zu verringern. Informativ zusammengehalten wird das durch eine SPIEL-App, um das Angebot zu erfassen und personalisiert für sich zu planen. Dort könnten sich die Verlage mit ihrem Spieleangebot vorstellen und man selbst Termine buchen, seinen Terminkalender verwalten und Spielesssions bewerten mitsamt Kurzmeinungen und Sessionreports.
Auf der SPIEL in den Messehallen könnte es Infocounter geben, wo die SPIEL-App vorgestellt und erklärt wird oder man auch ohne eigenes Smartphone unter Anleitung seine Termine buchen kann.
So informiert man sich vorab oder auf der SPIEL direkt und wer mehr mag, aber nicht auf eine spontane Anspielmöglichkeit warten will, bucht einen kostenpflichtigen Anspielslot in einen der Konferenzräume. Nicht genutzte Plätze könnten verbilligt an Last-Minute-Spieler abgetreten werden, für die es einen Relax-Wartebereich vor Ort gibt, Wenn man die Spiele dann auch noch vom Komplexitätsgrad räumlich einteilt, so dass die Partyspiele, Familienspiele, Kennerspieler, Expertenspiele getrennt sind, hat man die pontentielle Zielgruppe direkt zusammen. Zudem könnte man sich auch so überraschen lassen, wer das mag.
Die Spiele selbst könnten auf den Spieletischen der diversen Anbieter präsentiert werden, so dass hier ein zusätzlicher Werbeeffekt entsteht. Weil wer einmal an einem solchen Tisch selbst gespielt hat, wird wohl einfacher vom Interessent zum Käufer als im Vorbeigehen in den Messehallen. Durch diese Kooperation spart man sich eigene und passende Tischausstattung und kann die Unkosten auf einen weiteren Partner umlegen.
Wenn man dann nach dem Spieletermin das Spiel kauft, wird ein Teil der Buchungskosten mit dem Kaufpreis verrechnet. Fühlt sich halt besser an und so hat man einen weiteren Anreiz, die gespielten Spiele auch selbst zu kaufen. Durch die Terminbuchung seines Spieltermins vorab, erwirbt man damit ein Vorkaufsrecht auf das Spiel. Es wird also potentiell ein Spiel pro Terminbucher zurückgehalten, die dann in den Last Sale gehen, wenn doch nicht gekauft. Diesen Last Sale könnte man ebenso per App abwickeln. Koppelt man das mit einem kostenpflichtigen zentralen Versandservice oder Ausliefer-Shuttle zum eigenen PKW, braucht man sich über die Schlepperei auch keine Gedanken mehr zu machen und kann weitere Dienstleister ins Boot holen, die über die Masse ihren eigenen Gewinn machen können.
Das alles angereichert durch ebenfalls kostenpflichtige oder gesponserte Podiumsdiskussionen und Themenveranstaltungen, die man ebenso über die SPIEL-App bucht.
Ich kenne die GenCon nicht und war da auch leider noch nie vor Ort, aber in Ansätzen gibt es das dort ja schon, oder? Warum nicht auch hier den Schritt weiterdenken und ein erweitertes Serviceangebot bieten für die, die es nutzen möchten und den persönlichen Mehrwert auch schätzen und deshalb auch bezahlen wollen. Ist nur fair für alle, weil aktuell werden alle Angebote in den Ticketpreis eingerechnet, ob die genutzt werden oder eben nicht. Oder aufgrund der Mehrkosten erst gar nicht angeboten werden können.
Klar würde ich gerne das alles umsonst haben. Aber realistisch wird das kaum ohne Aufpreis finanzierbar sein für einen Veranstalter, selbst wenn durch Werbung und Zweitvermarktung unterstützt und für Zusatzleistungen entsprechende Partnerfirmen gewonnen werden können, die sich in dem Rahmen dann ebenso präsentieren können. Klar wird so ein Konzept auch auf Ablehnung stossen, der Ruf nach einer Zwei-Klassen-SPIEL-Veranstaltung eventuell sogar laut. Aber wer Service will, muss auch bereit sein, dafür zu zahlen. Dass es diese Bereitschaft durchaus gibt, zeigt mir der boomende Markt der Deluxe-Versionen und Spiele-Aufwertungen per Holzinlay & Co. Kein Muss, aber ein Kann.
Soweit meine SPIEL-Utopie als Gedankenkonzept einer idealen Spielemesse, die sich weiterentwickelt. Welche Wünsche und Zukunftsideen habt Ihr?