Spiel des Jahres 2018: Azul

  • So schlecht finde ich den Vergleich nicht. Auch beim Oskar wählt eine Jury die "besten" Filme des Jahrgangs. Jetzt kann man sich herzlich darüber streiten, welcher der beste Film in der Kategorie XYZ war. Sehr anspruchsvolle Filme haben auch beim Oskar keine Chance. Auch der Oskar ist für die breite Masse ausgelegt und anspruchsvolle Filme werden (wenn überhaupt) in Nischenkategorien prämiert.

    Auch der Oskar ist extrem verkaufsfördernd. Zumindest glaube ich nicht, dass sich so viele Menschen für Shape of Water interessiert hätten, wenn der Film keinen Oskar gewonnen hätte.


    Ich persönlich sehe da sehr viele Analogien.

  • Der Oskar ist für mich gleichbedeutend mit "bester Film", "beste Regie", beste Irgendwas

    Das sehe ich zum Beispiel völlig anders; insbesondere da Filme, welche aus dem nicht-englischsprachigen Ausland kommen, kaum eine Rolle spielen...

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Doch einen Satz später wurde behauptet der Preis wäre der Oskar der Brettspielszene - und da kam mein Auge mit quietschenden Bremsen zu stehen.

    Der Oskar ist für mich gleichbedeutend mit "bester Film", "beste Regie", beste Irgendwas - und ganz zweifellos ist Azul ein tolles Spiel, aber es ist nicht das beste Spiel aus dem Jahrgang 2018!

    Ich weiß was du meinst - aber ehrlich gesagt sind somit die Parallelen zum Oskar doch gegeben ;)

    I wish I had a friend like me

  • Azul hätte meiner Meinung nach auch für das KSdJ nominiert werden können (und ich persönlich hätte es sogar eher dort erwartet).

    Entscheidend ist nach wie vor nicht, wie komplex ein Spiel ist, sondern wie einfach es zu lernen ist. Azul ist von den Regeln her einfach zu lernen, deshalb wurde es für den roten Pöppel nominiert, nicht für den grauen.

    Doch einen Satz später wurde behauptet der Preis wäre der Oskar der Brettspielszene - und da kam mein Auge mit quietschenden Bremsen zu stehen.

    Gemeint war dieser Vergleich vermutlich so, dass der Preis für die Brettspielszene eine ähnliche Bedeutung hat wie der Oskar für die Filmszene. Beides sind jeweils die populärsten Preise ihrer Branche.

  • Ich finde, das "Spiel des Jahres" ist in der Form, in der es jetzt existiert, ziemlich perfekt. Das normale "Spiel des Jahres" soll den Leuten eine Richtlinien geben, die nie oder nur selten spielen und entsprechend keine Erfahrung haben. Sie müssen das Spiel allein mithilfe der Spielregel erfassen und verstehen. Insofern muss die Einstiegshürde minimal sein.


    Ein Spiel alleine kann natürlich niemals für alle Adressaten gleichermaßen "perfekt" sein. Insofern finde ich, man muss die Auszeichnung eher in ihrer Gesamtheit über die letzten Jahre betrachten. Mit den Preisträgern der letzten Jahre (Azul, Kingdomino, Codenames, Colt Express, Camel Up, Hanabi, Kingdom Builder) wurde ein sehr schöner Querschnitt ausgezeichnet, in dem für alle etwas zu finden ist: Sammelspiel, Legespiel, Assoziationsspiel, Planungsspiel, Zockerspiel, kooperatives Spiel, Aufbauspiel).


    Natürlich sind solche Spiele für "uns" nur eingeschränkt interessant. Aber für die breite Masse sind diese Spiele optimal!


    Und wer sich mit dem Spiel des Jahres unterfordert fühlt, der hat mit dem "Kennerspiel des Jahres" den richtigen nächsten Schritt. Auch hier sind die Preisträger der letzten Jahre (Quacksalber, EXIT, Isle of Skye, Broom Service, Istanbul, Die Legenden von Andor, Village) ein guter Rundumschlag mit verschiedensten Spielsystemen: Zockerspiel, kooperatives Rätsel, Legespiele, Laufspiele, kooperatives Spiel, Strategiespiel). Wer alle diese Spiele probiert hat, dürfte für sich mindestens ein sehr gutes Spiel gefunden haben.


    Ich kann also nur sagen: Macht weiter so!


    Wir hier brauchen solche Preise natürlich nicht, wir haben den deutschen Spielepreis (um uns wichtig zu fühlen), sowie unsere Erfahrung und das hiesige Schwarmwissen (um schnell die Spiele herauszufiltern, die uns gefallen dürften).


    Ciao

    Stefan

  • Hallo,

    ich kann verstehen, dass der Journalist den erklärenden Vergleich der Oskar-Auszeichnung herangezogen hat. Fünf Jahre lang habe ich die Aiblinger Wahl zu SdJ durchgeführt - unter anderem an zwei Tagen in der Stadtbücherei. Das ganze Konzept der Wahl wurde auf vielen Kanälen veröffentlicht. Die letzten Jahre sogar innerhalb einer Woche mit fünf Artikeln (Aktion/Spielempfehlungen) in der Tageszeitung der Lokalpresse. Das mangelnde Interesse in der Bevölkerung an der Auszeichnung ist irgendwo sehr ernüchternd - insbesondere wenn man von diesem beeinflussenden, aufgeregten "Hühnerhaufen" ;) hier umgeben ist. Aber es ist oft auch gänzliche Unkenntnis zur Auszeichnung bei zufälligen "Passanten" festzustellen. So dass ich den Oskar-Vergleich als Basis-Erklärung nachvollziehen kann. Mich beschleicht das Gefühl, dass die Auszeichnung ihren größten Wert bei der Entscheidung eines "beliebigen" Geschenks hat - und vielleicht in der Funktion als Kulturförderer in manchen Kreisen überschätzt wird. Wenn der Fokus so sehr auf einen einzigen Titel im Jahr gelenkt wird, stellt sich die Frage, ob das nicht auch zum Schaden der ganzen Branche oder der angebotenen Vielfalt sein kann.

    Hatte die Pressemeldung "Auszeichnung SdJ" die letzten Jahre den Stellenwert einer "Welt"-Meldung in unserer Tageszeitung, so war sie dieses Jahr in den Wirtschaftsteil als "Kaufberatung" (zurück)- gerutscht.

    Liebe Grüße
    Nils

  • Hallo Klaus.

    Diese Einstieghürde, ein Spiel selbst zu erarbeiten, ist ganz signifiaknt. Die Anzahl der un- bzw. einmal gespielten Exemplare von El Grande

    Ich habe gerade vor kurzem meine auf den Flohmarkt erstandene Schachtel wieder in der Hand gehabt. Das Spiel hatte eine beiliegende Einstiegsanleitung mit einer gescripteten Beispiel-Runde ergänzend zum Regelwerk. Das scheint nicht funktioniert zu haben - ganz anders wie die Einstiegshilfe im Fall von Catan - oder?


    Liebe Grüße
    Nils