Watson & Holmes zu Essen 2017 auf deutsch?

  • Criminal Cabinet als Prototyp zu bezeichnen ist schon harsch.

    Es hatte gewisse RPG-Erwartungen an den Spieler - das stimmt schon. Also der moderne Euro-Gamer ist mit der gebotenen Anleitung sicher unglücklich (stellte ich rückschauend bei einigen gar nicht so schweren alten Brettspielen fest).


    Aber gerade das Zeugs rundum: Stadtplan, Zeitung, Adressbuch, Visitkarten, Speiseplan, Wettscheine usw - was da alles in der Queen's Park Affaire zu finden war, hat mir einen Heidenspass bereitet. Und ich bedauere sehr, dass da nicht mehr kam.

    Mit der Nase auf meinem smarten Device getippt.

    Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass das :?: entfernt werden muss

  • Criminal Cabinet war seiner Zeit um Jahre voraus. Das als Spiel des Jahres zu prämieren, war schon arg mutig und hat sicher zu irritierten Blicken unterm Tannenbaum gesorgt, wenn man nur Hase & Igel kannte. Gibt es Zeitzeugen hier?


    Heutzutage im EXIT-Trend wirkt das Spiel fast schon wieder frisch und veraltet zugleich. Rein spielmechanisch passiert da allerdings recht wenig, weil im Prinzip sichtet man nur Infoschnippsel und setzt die in Beziehung. Der scheinbare Freiraum wird dadurch wieder eingeengt, dass vielerlei Infos schlicht nebensächlich oder für den aktuellen Fall unbedeutend sind, man aber durchaus das Spielgefühl hat, in einer Masse an Infos zu wühlen. Mehr Erlebnis als Spiel, auch wenn es eine konfrontative Spielvariante gibt, bei der man auf Zeit gegeneinander um die Wette spielt. Wer das Deduktionsgenre mag, sollte sich aber mal Criminal Cabinet anschauen.

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  • Gibt es Zeitzeugen hier?

    Ich war als Kind dabei, als meine Eltern Criminal Cabinet mit Freunden gespielt haben. Ich glaube, deren Spielerlebnis war so ähnlich wie unsere erste TimeStories Erfahrung: "Wow, so was gibt es auch!". Ich erinnere mich aber nicht mehr an die Mechanik, sondern nur an das Telefonbuch, die Zeitung und die begeisterten Erwachsenen.

    :/ ich sollte mal nachforschen, was aus dem Exemplar geworden ist, würde vielleicht meiner Gruppe auch Spaß machen. Danke für die Erinnerung :thumbsup:

  • Ich hab das Criminal Cabinet damals natürlich ausprobiert, aber unsere Gruppe fühlte sich überfordert. Wenn ich mich richtig erinnere (ist mehr als 30 Jahre her ...), fehlt uns damals jeglicher Ansatz, was wir überhaupt tun sollen. Wir haben geschätzte 30 Minuten hin und her gerätselt und dann abgebrochen. Und irgendwie habe ich es danach nie wieder erneut ausprobiert, obwohl ich das selbst schade fand, weil ich das unbedingt mögen wollte ...

  • Ich habe es damals als Weihnachtsgeschenk bekommen und war auch überfordert mit meinen 12 Jahren. Leider hat meine kleinere Schwester das Spiel damals bemalt und dann weggeworfen. Heute, ein kleines bisschen älter, würde ich es sehr gerne spielen.

  • Ich habe das Spiel damals sehr gerne gespielt, für meinen damaligen Geschmack war das ein Spiel mit Sonderausstattung. Ich weiß gar nicht mehr, warum wir nie die Erweiterung bekamen?


    Allerdings kann ich mich noch deutlich erinnern, dass wir stets weit von der optimalen Lösung (à la Holmes) entfernt waren, auch wenn wir irgendwann alle Fälle gelöst hatten.


    #SherlockHolmesCriminalCabinet

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  • Criminal Cabinet als Prototyp zu bezeichnen ist schon harsch.

    Es hatte gewisse RPG-Erwartungen an den Spieler - das stimmt schon. Also der moderne Euro-Gamer ist mit der gebotenen Anleitung sicher unglücklich (stellte ich rückschauend bei einigen gar nicht so schweren alten Brettspielen fest).

    Das mit dem Prototyp-artigen bezieht sich nur auf die Ausarbeitung der einzelnen Fälle (nicht auf das Spielkonzept) Da sind einige mit derben Konstruktions-Schwächen drin. Ich erinnere mich an einen Fall, wo wir alle in der Fallbeschreibung genannten Orte und Personen abgegrasst hatten (und auch die Zeitung natürlich), sowie allen Hinweisen, die wird dort erhalten haben, nachgegangen sind, und den Fall nicht annähernd lösen konnten.

    Beim Nachschlagen der Lösung wurde uns dann ein Täter und eine Geschichte prädsentiert, von der wir bei all unseren Untersuchungen nicht das geringste erfahren hatten.

    Man hätte einen bestimmten Ort aufsuchen müssen, und zwar einen, bei dem der nach all unseren Informationen eigtl nichts darauf hindeutete, dass dort noch relevante Infos zu finden wären. Dort hätte man dann zufällig die Spur gefunden, die einen dann auf den eigentlichen Fall erst führt.


    Auch andere Fälle hatten Schwächen, zum Teil findet man gar keine wirklichen Beweise, muss den Tathergang etc einfach durch Vermutungen erraten, was man aber nicht weiß, und deshalb noch ewig weitersucht (selbst wenn man die "Lösung" schon gefunden hat) weil man noch keine wirklich klaren Hinweise gefunden hat.


    Oder die Auflösungen sind unglaubwürdig. Die Referenzlösung durch Holmes ist fast immer unglaubwürdig. Meist wird nicht plausibel erklärt, wieso Holmes die entsprechenden Orte aufsuchte bzw wusste, dass dort die entscheidenden Hinweise gefunden werden konnten.


    Wenn vom CC nochmal eine aktualisierte überarbeitete Auflage erscheinen würde mit so gut ausgebarbeiten Fällen und Hinweisen wie bei W&H, fände ich das großartig.

    Denn wie gesagt, für kleine Runden ist das CC-Konzept besser und schöner als das von Watson&Holmes.

  • ok - verstehe ich.


    Es ist mir zu lange her um mich gescheit zu erinnern. Ich/wir haben das auch nicht im Vergleich - eben wegen Sinnlosigkeit - zum Meister gespielt, sondern schlicht mit dem Ziel den Fall zu lösen. Was nicht immer gelang, aber wir waren gut unterhalten. Ich glaub, so nah wie beim Holmes:CC war ich mein Lebtag nie mehr an einem RPG-Erlebnis :)


    Jetzt kommt mein "Dilemma" - auch das Watson & Holmes werde ich eher als Erlebnis angelegt zu spielen versuchen. Ich hab die Beschreibung nicht ganz genau gelesen gehabt, denn so hätte ich das Detektivspiel nicht gewollt... hm, aber wohl trotzdem gekauft, in der Hoffnung es als gemeinsames Erlebnis spielen zu können.


    Konkurrierend zu ermitteln ist für mich thematisch wie die Faust aufs Auge.

    Mit der Nase auf meinem smarten Device getippt.

    Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass das :?: entfernt werden muss

  • Gestern in entspannter Vollbesetzung den allerletzten und damit 13. Fall gespielt. Grandios, wenn auch schwierig, aber absolut nachvollziehbar in den Motiven und Details. Auch wenn keiner von uns alle Ermittlerfragen diesmal richtig beantwortet hat, war es ein mehr als gelungenes Spielerlebnis. Mit am besten finde ich zudem die anschliessend gemeinsame Diskussion über die Einzelheiten des Falls und wie man selbst was gesehen hat. Löst gut die Anspannung, die sich während des Spiels aufbaut, weil man nie weiss, wie schnell die Mitspieler der Lösung entfernt sind.


    Für mich persönlich weiterhin eine glatte 10 bei BGG und eines der besten Spielerlebnisse meiner Vielspielerlaufbahn, In seinem Genre sowieso die Referenz. Habe das Spiel in den unterschiedlichsten Runden und Orten gespielt und kein einziger Mitspieler empfand es als schlecht. Die meisten wollten gerne weitere Fälle spielen. Bis auf den allerersten Fall, bei dem man sich aber auch erst einmal in das Setting der Zeit eingrooven musste, gab es auch keine Kritik an dem logischen Aufbau der Lösung. Etliche Fälle würde ich gerne verfilmt sehen und haben bei mir für Gänsehaut-Atmosphäre aufgrund der ganzen Storydichte erzeugt, wenn man sich die Szenarien als Kammerspiel bildlich gesehen vorstellt. Vom Erlebniswert absolut einmalig und deshalb bin ich auch froh, dass es sich spielmechanisch nicht in unnötig-komplexe Detailkonstrukte verliert, sondern eben den Fokus auf die wirkliche Ermittlungsarbeit legt, bei der man immer eine gedankliche Ebene höher die Zusammenhänge sehen muss.


    Schade nur, dass die eigentlich für Q4/2017 angekündigte Erweiterung immer noch auf sich warten lässt und es seit dem auch keine Neuigkeiten dazu gibt. Somit wandert das Grundspiel jetzt zum Marktplatz und kann somit neue Spielrunden erfreuen. Ist aber nix für lesefaule Eurogame-Optimierer, die sich dauernd mitteilen müssen. Nicht ohne Grund auf einem bekannten Spieletreffen als "Ach, Ihr spielt wieder Euer Schweigespiel" schmunzelnd kommentiert.

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