[Strategie] Marco Polo

  • Probleme mit der Startspielervergabe: Jein, soweit meine Erfahrung nach rund 50 Partien mit echten Mitspielern am Spielbrett, meist in Viererrunde. Es kann schon nervig sein, wenn der Mitspieler linker Hand immer bewusst als Letzter reist und man selbst ohne eigenes Zutun letzter Spieler in der Reihenfolge wird. Ebenso, wie damit ohne Zutun der Mitspieler links vom dem Letztreisenden der zweite Spieler in Reihenfolge wird. Ich kann das nur durchbrechen, wenn ich ganz gezielt selbst als Letzter reise, aber dann hat mein Mitspieler links von mir nicht viel verloren, er wird eben Zweiter in Reihenfolge anstatt Erster. Die Arschkarte hat dann der Mitspieler rechts von mir gezogen, der ist jetzt nicht mal Dritter in Reihenfolge, sondern eben Letzter.


    Aber auch solche Partien habe ich schon gewonnen. Somit ist Startspieler sein zwar gut, weil man eben als Erster freien Zugriff auf alle Aktionsfelder hat und eine grössere Chance, dass nach einer Aktionsrunde noch ein weiteren Wunschaktionsfeld frei geblieben ist und/oder man nichts zuzahlen muss, weil man sich draufzusetzen muss.


    Aber wenn man aus seinem Startspieler zu wenig macht, also eben nicht gezielt eine hohe Augenzahl in die Gunst des Kahns legt, wenn die Mitspieler da nicht mithalten können, oder eben nicht seinen Mitspielern ein umkämpftes Stadtfeld wegnimmt oder nicht Erstankunfboni abräumt, dann bringt auch Startspieler sein nicht viel bzw. macht es mir als Mitspieler nichts aus, hinten in der Reihenfolge zu sitzen.


    Je konfrontativer man spielt oder auch allgemein in der Runde gespielt wird, desto wertvoller wird der Startspieler. Bei dem eher weichgespültem Thema und den vielen Möglichkeiten, die einem das Spiel bietet, den Mitspielern aus dem Weg zu gehen, habe ich wirklich konfrontative Partien aber eher selten gesehen.


    These, die es zu überprüfen gilt: Hätte Marco Polo jetzt ein aggressiveres Thema und eine ebenso aggressivere Aufmachung und durch eine veränderte Siegpunktleiste, die den Abstand zu den Mitspielern betont und nicht die absolute Punktzahl, dann würde das in Summe die Stimmung am Spieltisch deutlich verändern und damit auch die Spielweise. So wie Marco Polo sich aber gibt, gefällt es mir. Das von mir am meisten bespielte Spiel meiner Sammlung spricht da für sich alleine. Eine Startspielervariante brauche ich da nicht.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Moin zusammen,


    da Marco Polo eines meiner Lieblingsspiele ist, wollte ich auch gern meinen Senf dazugeben.


    Die Diskussion über den Startspielermechanismus gab es auch schon auf spielen.de im Forum. Ich spiele hauptsächlich 2-Spieler, da stellt sich die Frage natürlich so nicht. Die variable Reihenfolge a la Terra Mystica halte ich zu viert für sinnvoll, habe ich aber noch nicht getestet.


    Dauerhaft und mit aller Gewalt auf Startspieler zu spielen und als letzter reisen, halte ich nicht für die beste Variante. Wie gesagt in Runde 1 ist man häufig besser dran als erster zu reisen und in Runde 5 ist es völlig egal. Wenn ich natürlich meine Aktionen so planen kann und das Reisefeld schon belegt ist, führe ich natürlich zuerst noch andere Aktionen aus und reise zuletzt. Startspieler zu sein ist auch häufig stark bei Marco. Als ersten Zug der neuen Runde Kamele nehmen, Aufträge wählen oder sofort wieder reisen ist natürlich stark. Auf Teufel komm raus sicher nicht zu empfehlen, aber trotzdem eine starke Strategie.


    Die beiden erwähnten Charaktere Raschid und Berkhe unterstützen diese Spielweise (Startspieler sein) auch am besten.
    Raschid ist sowieso stark mit schwarzen Würfeln, weil er immer das Optimum daraus ziehen kann. Er bekommt auch immer 6 Kamele am Markt und kann sich sofort einen schwarzen nehmen. Für ihn ist der Kamelmarkt generell stark, weil er selbst davon gut profitiert. Sinnvoll ist auch Gunst des Khan, da gibts auch Kamele, aber hier eher aus dem Motiv heraus, es den anderen mit ner 6 zu blockieren / zu teuer zu machen.Beim Reisen bezahlt Raschid nur so viel nach wie er wirklich braucht. Meist sind das 2 oder 3 Geld, da man diese Anzahl Schritte am häufigsten reist.
    Bei Berkhe sind die Motive etwas anders. Er belegt den Kamelmarkt, um ihn hauptsächlich für die anderen teuer zu machen. Würfelt er immer ne 3 oder höher mit dem schwarzen, kann er quasi kostenlos jede Runde einen schwarzen Würfel wegschnappen. Reisen kostet nix extra für ihn. Reisen für die anderen zu verteuern lohnt sich nur selten (ausser 1.e Runde oder gegen Wilhelm der gern weite Strecken auf einmal reist). Berkhes Charakterbonus zu nutzen, um als letzter zu reisen ist für ihn meist generell viel lohnenswerter.


    Eine Gegenstrategie läuft also meistens nur sinnvoll über schwarze Würfel, die man diesen beiden Charakteren nicht überlassen sollte.Nur weil man sich einen schwarzen Würfel nehmen kann, ist das leider nicht immer unbedingt der beste Move, wenn man sich selbst damit mehr schadet und die Kamele anderweitig bräuchte. Settings bei denen man in der Nähe von Venedig auf alternative Weise an Kamele kommt, erlauben es diesem "Startspieler dauerhaft" entgegenzuwirken. Leider nur sehr selten möglich.


    Beispiel noch von mir: Yucata zu viert. Ich spielte mit Raschid. Berkhe war nicht im Spiel. Runde 1 und 2 zum Vorbereiten. War Startspieler in Runde 3, 4 und 5. Nicht auf Krampf, aber weil es eben die Spielweise von Raschid unterstützt. In Runde 2 überlegte ich lange mit dem Goldmarkt einen Schritt nach Karakorum zu reisen, um eben dort als erster zu sein. Ich verwarf den Plan und spielte auf reisen zuletzt über das Reisefeld. Hat sich gelohnt. Runde 3 war mein Durchbruch. Mit Stadtboni, Auftrag und genügend Kamelen konnte ich 4 der 5 schwarzen Würfel abgreifen und so wieder als letzter reisen. Hat gereicht um mit gutem Vorsprung zu gewinnen


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    Cheers Viking

  • Dauerhaft und mit aller Gewalt auf Startspieler zu spielen und als letzter reisen, halte ich nicht für die beste Variante. Wie gesagt in Runde 1 ist man häufig besser dran als erster zu reisen und in Runde 5 ist es völlig egal. Wenn ich natürlich meine Aktionen so planen kann und das Reisefeld schon belegt ist, führe ich natürlich zuerst noch andere Aktionen aus und reise zuletzt. Startspieler zu sein ist auch häufig stark bei Marco. Als ersten Zug der neuen Runde Kamele nehmen, Aufträge wählen oder sofort wieder reisen ist natürlich stark. Auf Teufel komm raus sicher nicht zu empfehlen, aber trotzdem eine starke Strategie.


    Die beiden erwähnten Charaktere Raschid und Berkhe unterstützen diese Spielweise (Startspieler sein) auch am besten.
    Raschid ist sowieso stark mit schwarzen Würfeln, weil er immer das Optimum daraus ziehen kann. Er bekommt auch immer 6 Kamele am Markt und kann sich sofort einen schwarzen nehmen. Für ihn ist der Kamelmarkt generell stark, weil er selbst davon gut profitiert. Sinnvoll ist auch Gunst des Khan, da gibts auch Kamele, aber hier eher aus dem Motiv heraus, es den anderen mit ner 6 zu blockieren / zu teuer zu machen.Beim Reisen bezahlt Raschid nur so viel nach wie er wirklich braucht. Meist sind das 2 oder 3 Geld, da man diese Anzahl Schritte am häufigsten reist.

    Einer der Hauptgründe mit Rashid nicht auf "Immer Startspieler" zu spielen ist für mich das 5er-Goldfeld, mit dem er sehr effizient und einfach einen zweiten Reiseschritt bekommen kann - wenn man jedoch 5 Würfel in zwei Zügen legt, passt man selbst mit 7 Würfen kaum als letzter (kann man natürlich nicht immer machen, weil man für das Reisen noch Geld und Kamele auftreiben muss und das viele Gold gern noch in Aufträgen oder großen Städten versenken will).

  • Einer der Hauptgründe mit Rashid nicht auf "Immer Startspieler" zu spielen ist für mich das 5er-Goldfeld, mit dem er sehr effizient und einfach einen zweiten Reiseschritt bekommen kann

    Völlige Zustimmung. Dann am besten gleich noch einen Auftrag haben für den man 3 Gold braucht und einen weiteren Reiseschritt bekommt.


    Ich stimme ja überein. Wenn man keine Idee hat, ist auf "Startspieler sein" zu spielen stark, aber sicher nicht der Weisheit letzter Schluss.


    Bei meinem Beispiel oben war es vermutlich auch entscheidend, dass Berkhe nicht im Spiel war und ich so sehr leicht Startspieler sein konnte. Ich wählte Raschid aber vor allem wegen der Stadtkarten. In Lan Zhou lag die 2 x Augen des Würfels = Geld. 12 Geld für Raschid sicher. Ich war erst Dritter der den Char wählen konnte, also 2 vor mir haben ihn verschmäht und es waren keine Anfänger am "Tisch".

  • Heute habe ich die Erweiterung #DieGeheimwegedesMarcoPolo erhalten.


    Meine Frage, v. a. an Klaus_Knechtskern


    Zum Nutzen der Geheimwege heißt es:

    Willst du einen Geheimweg erkunden, legst du diesen vor dir aus. Ab sofort kannst nur du zwischen den beiden angezeigten Städten reisen, als wäre dort ein normaler Weg (ohne Zusatzkosten).


    D. h. doch, dass ich die per Reiseaktion (kostet 2 Würfel und Geld) oder per Zusatzaktion „1 Schritt“ ( z. B. bei drei Fünfern am Goldmarkt) reisen darf. Weitere Kosten fallen nicht an?!


    Oder sehe ich das falsch?

  • genauso ist es. Du hast ganz einfach eine "persönliche" Reiseroute. Wer will kann die ja auch währewnd des Spiels mit einem Whiteboardstift in Spielerfarbe eintragen und nacher wieder wegwischen ;)

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Danke. Dann sind die Geheimwege ja krass unterschiedlich wertvoll.

  • Dann sind die Geheimwege ja krass unterschiedlich wertvoll.

    Würde ich nicht unbedingt so sehen. Erstens sind die Verbindungen nicht von einer Ecke des Plan in eine andere, sondern nur zwischen benachbarten West-Ost-Routen. Zweitens lassen sich Geheimweg-Karten, die man nicht brauchen kann, für Geld oder Ressourcen verkaufen; da findet ein bisschen balancierender Ausgleich statt, sowohl durch die Alternativ-Verwendung als auch durch die unterschiedliche Höhe des Verkaufspreises. Und drittens ist die Erlangung der Karten immer an regelmäßiges Karteneinkommen gekoppelt, entweder über einen Charakter oder einen Kleinstadt-Bonus; auch das gleicht die Sache etwas aus.