Spiel des Lebens?

Das Streben nach Glück oder im Original The Pursuit of Happiness hat ziemlich Lange gebraucht, um als deutschsprachige Lokalisierung zu kommen und ist schließlich als Schmiedeprojekt gelaufen.


Im Endeffekt handelt es sich um ein klassisches Worker Placement-Spiel mit ungewöhnlichem Thema. Die Worker sind in diesem Fall nämlich die eigene Lebenszeit und diese kann man verschiedenste Aktionen verteilen. Es gibt ein paar Standardaktionen wie z.B. Nebenjobs, Lernen oder Beziehungen aufbauen (aka Ressourcen einsammeln), das eigentlich spannende sind jedoch die Karten. So kann man Projekte durchführen, Gegenstände kaufen, Aktivitäten durchführen, einen Vollzeit-Job anfangen und eine Partner (oder mehrere) fürs Leben finden. Dabe gilt es das Langzeitglück (die Siegpunkte) mit dem Stress und dem kurzzeitigen Glück überein zu bringen, denn wer zu viel Stress anhäuft stirb früher und hat somit evtl. weniger Runden zur Verfügung.


Klingt spannend und die Karten mit ihren liebevollen Illustrationen bringen das Thema auch hervorragend rüber. Hier kann theoretisch schöne kleine Geschichten finden, wenn man gleichzeitig einen Yoga-Kurs, einen Theater-Auftritt und das Konzert-Wochenende unter einen Hut bringen will während man auch noch mit Diana ausgehen will. Und ach ja, der Job als Biologe muss auch noch irgendwie reinpassen. Wenn man sich darauf einlässt, kann das Spiel schöne Geschichten erzählen.


Jetzt das große ABER: bei uns ist es dennoch auf die Nase gefallen. Zum einen muss man sich wirklich gezielt auf die Geschichten einlassen. Den dahinter steht ein klassisches Ressourcen gegen Siegpunkte tauschen, so dass das Thema schnell in den Hintergrund geraten kann, und man nur noch "3 Glühbirnen gegen 5 Siegpunkte" tauscht anstatt das Self-Publishing des ersten eigenen Buches zu betreiben.


Zu dem hatten wir ein paar Spannungsprobleme mit dem Upkeep-Mechanismus. Einige Karten benötigen Upkeep, also das Zahlen bestimmter Ressourcen zu Beginn jeder Runde damit sie im Spiel bleiben. Erstmal nix schlimmes. Einige Karten jedoch - insbesondere Berufe und Partner benötigen als Upkeep Zeit, also Worker. Teilweise bis zu 3 davon. Dafür schütten diese Karten dann automatisch Siegpunkte und Ressourcen aus. Dadurch hat man unter Umständen nur noch weniger Worker pro Runde zur Verfügung, wenn man diese Strategie spielt. Das kann strategietechnisch durchaus eine gute Wahl sein und ist auch siegträchtig. Zudem ist es auch noch furchtbar realistisch, dass man neben Partner und Job nur noch wenig Zeit für alte Hobbies hat. Im Spiel macht es aber eben weniger Spaß, nur noch 2 Aktionen pro Runde zu haben, während andere Spieler 6 oder sogar 7 haben.


Ein dritter Kritikpunkt ist dann noch, dass das Spiel ein wenig zu lang ist, für dass was es bietet.


Daher musste das Spiel bei uns wieder ausziehen. Ich würde es mitspielen, kann es aber maximal Runden empfehlen, die an den Geschichten, die das Spiel schreibt Spaß haben und diese auch zur Geltung kommen lassen.