Alle Bewertungen zum Eintrag „Flamecraft“

    Flamecraft ist ein recht simples Familienspiel.

    Man fliegt mit seinem Drachen von Laden zu Laden, um dort entweder Ressourcen zu sammeln oder den Laden zu Verzaubern (Tauschen von Ressourcen in Siegpunkte). Nebenbei läßt man in einem Laden, den man besucht hat, meistens einen Werkeldrachen da, um dessen Fähigkeit zu nutzen und eine kleine Belohnung zu kassieren. Der kleine Trick daran: Jede Verzauberung und jeder Werkeldrache sorgt dafür, dass der Laden ab jetzt mehr Ressourcen produziert. Und das ist es auch schon.


    Erstmal zur Optik: Das Spiel ist wunderschön mit einer Knuddeldrachen-Optik versehen, und auch die Namen der Drachen, Läden und Verzauberungen versprühen einen charmanten Witz. Dabei ist die Deluxe-Version meiner Meinung nach überproduziert und viel zu teuer. Das Material der Retail-Version ist großartig und völlig ausreichend, wenn man mit Papp-Ressourcen und -Münzen leben kann.


    Was taugt das Spiel nun? Wie bei vielen dieser Familienspiele ist es eine Frage, mit welcher Erwartungshaltung man dran geht. Man sollte keine schwierigen Entscheidungen erwarten oder Situationen, wo man in einer echten Entscheidungs-Klemme ist. Das Spiel spielt sich fluffig aus dem Bauch heraus, wie ich es bei so einem Spiel erwarte. Wenn man diese Erwartungshaltung hat, dann macht das Spiel meiner Meinung nach Spaß und hat einen Platz in der Familien-Sammlung verdient.


    In einer anderen Bewertung wurde dem Spiel vorgeworfen ein Blender zu sein. Diesen Vorwurf kann ich nicht verstehen. Das Spiel tut genau das, was einem die Optik andeutet und bietet bunten Familienspaß. Eine komplexen Strategiebrecher deutet meiner Meinung nach nichts in der Optik an. Es kann natürlich sein, dass das nicht das ist, was man gesucht hat. Aber das macht das Spiel nicht zu einem Blender.


    Insgesamt sind es 7 Punkte von mir - das es eben doch recht simpel ist. Ein Familienspiel eben. Bleiben darf es dennoch.

    In „Flamecraft“ mimen wir ganz liebe Drachen, die durch das Dorf laufen und verschieden Läden aufsuchen. Im Standardfall geben uns die Läden und anwesenden Drachen Ressourcen und ich kann dort Drachenkarten ablegen und Effekte von ausliegenden Drachen und des Ladens selbst nutzen. Alternativ dazu kann ich einen Laden aufwerten und eine Verzauberung anlegen, damit der Laden mehr Ressourcen produziert. Daneben gibt es noch Auftragskarten über Schmuckdrachen, die ich während des Spiels oder nach Spielende werten kann, wenn ich bestimmte Bedingungen erfüllt habe. Dazu gesellt sich noch ein netter Solomodus, bei dem ich versuche, eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen. Gespielt wird so lange, bis entweder der Stapel der Drachenkarten und/oder der Verzauberungen aufgebraucht ist.


    „Flamecraft“ punktet definitiv über die Aufmachung und die liebevollen Illustrationen von Sandara Tang. Die Ladenkarten sind sehr groß und wunderschön und mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. Dazu kommen noch witzige Namen wie „Smaugs Kleinode“ mit vielen popkulturellen Referenzen. Die Drachenkarten sind ebenso schön illustriert. Auch wenn jeder Drachentyp die gleiche Fähigkeit hat, wurde jedem Drachen ein Name und ein eigenes Bild gegeben. Das trägt enorm zum Eintauchen in das Thema ein. Aber, wenn ich ehrlich bin: Das Thema ist beliebig und austauschbar. Das Spiel hätte genauso mit Menschen in einem mittelalterlichen Dorf, mit holzverarbeitenden Elfen im Wald oder lustigen Aliens auf einem fremden Planeten und ganz anderen Ressourcen funktioniert. Aber: Das Setting mit Drachen ist zum einen nicht total verbraucht und wie gesagt wirkt es zum anderen grafisch einfach sehr hübsch. Aber auch hier habe ich gemerkt, dass bei Wenigspielerinnen die durch das Thema verdeckte Abstraktheit das Erlernen des Spiels eher erschwert. Wieso die anwesenden Drachen in einer Bäckerei mir plötzlich ein Stück Fleisch oder eine Pflanze in die Hand drücken, erschließt sich thematisch leider nicht.


    Die Symbolik ist in meinen Augen sehr gut und eindeutig gelungen. Einzig über die Unterscheidung zwischen Drachenfigur und Drachenkarte sind Wenigspielerinnen anfangs gestolpert. Wichtig: Das Spiel selbst ist nicht sprachneutral. Von den Bezeichnungen der Läden und Drachen abgesehen, enthalten die Auftragskarten und auch einige Läden erklärenden Text, der für Nicht-Sprachbeherrschende nicht verstanden werden würde. Das ist auch der Grund, wieso ich eine Version in deutscher Sprache geholt habe. Ein Nachteil: Als ich Fragen zu bestimmten Läden hatte, half mir die Suche auf Boardgamegeek nicht weiter, da dort logischerweise die englischen Shop-Bezeichnungen benutzt werden.


    Da ich die Standard-Edition von „Flamecraft“ besitze, sind die Drachenmeeple aus bedrucktem Holz statt Plastikminiaturen, die Ressourcen sind Pappmarker statt bedrucktem Holz und die Münzen ebenfalls aus Pappe anstatt aus Metall wie in der Deluxe-Edition. Mir selbst reicht die Standard-Variante vollkommen aus, da sich am Spielgefühl nichts wirklich ändert. Das Material ist sehr wertig, vor allem die Karten fühlen sich gut in der Hand an. Mein einziger Kritikpunkt ist die Stadtmatte aus Neopren. Die ist zwar hübsch und hat für alles einen Platz, aber mit 107 cm passt sie gerade so auf meinen Tisch. Den Spielaufbau wie in der Anleitung (mit den Ressourcen an einem Ende und den Ladenkarten am anderen Ende) kann ich nicht umsetzen. Ich bin auch unsicher, ob ich das Spiel zu fünft auf meinem Tisch aufbauen kann. Zumindest wird es dann sehr kuschelig.


    Komplex ist „Flamecraft“ sicherlich nicht, aber ich gebe zu, dass ich in der ersten Partie nicht wirklich wusste, was ich sinnvoll tun soll. Anfangs hatte ich nur ganz viele Ressourcen, wusste aber nichts damit anzufangen. Während der Partie lernte ich dann, dass die Ressourcen für Verzauberungen oder bessere Läden (wenn diese denn einmal ins Spiel kommen) genutzt werden können. Es gibt also eine kleine Einstiegshürde aufgrund der Fülle an Optionen zu Spielbeginn, aber die Zusammenhänge sind relativ schnell erlernt. Die Anleitung lässt dabei auch kaum Fragen offen – im Gegensatz zu den Läden und Schmuckdrachen (die in der Anleitung aber näher erläutert). Hier ist die Wortwahl oft so, dass ich es verschieden interpretieren kann, was in Erstpartien nicht hilft. Interessanterweise stolperten Wenigspielerinnen auch über die kleinsten Abläufe oder Sätze. Konkret ist der erste Satz auf der Hilfekarte „Erhalte Waren, Geldmünze und Drachen“ missverständlich, weil die Spielerin dann ihre Waren, eine Goldmünze und eine Drachenkarte nehmen wollte, weil das exakt so da steht. Dass es Läden gibt, die Münzen oder Drachenkarten geben, konnte die Person ja noch nicht wissen.


    Bei mir hat die Regellektüre ungefähr 45 Minute inklusive Aufbau in Anspruch genommen. Während des Spiels halfen mir die Rundenübersicht, die ich – vor allem fürs Solospiel – auch jeden Zug benötigte, um nichts zu vergessen. Nach der dritten Partie musste ich aber nicht mehr auf die Hilfekarte schauen. Auch wenn es die Aufbauzeit erhöht, finde ich schön, dass pro Ressource nur einer von drei Läden ins Spiel kommt. Auf die Art gibt es eine ausreichende Variation an ausliegenden Läden und wie ich was in Ressourcen oder Siegpunkte umwandeln kann. Ich habe aber festgestellt, dass ich einige Läden (die mit Münzwurf) nicht mag, da mir das zu viel Zufall ist.


    Mechanisch erfindet „Flamecraft“ das Aktionswahl-Genre nicht neu. Das Bezahlen der Mitspielerinnen am gleichen Ort und auch das Nutzen von Aktionen ist altbekannt. Auch die Zielkarten oder Ladenverbesserungen sind nicht neu. Ich würde die Mechanismen daher als solide, aber nicht innovativ beschreiben. Was sie auf alle Fälle sind, ist belohnend. Im späteren Verlauf des Spiels erhalte ich mit einer Ladenaktion bis zu sieben Ressourcen, kann dann noch eine Drachenfähigkeit und zusätzlich die Ladenfähigkeit nutzen. Gefallen hat mir auch die Abwägung zwischen Ladenaktion und Ladenverbesserung: Möchte ich Ressourcen erhalten plus die zwei Aktionen oder erhalte ich lieber den Bonus der Ladenverbesserung (meist Siegpunkte) und darf zusätzlich die Aktionen der bis zu drei ausliegenden Drachen nutzen. Diese Abwägung hat mir bis zum Ende Spaß gemacht. Durch die Ladenaktionen gibt es auch ein paar kleinere Kettenzüge, die sich noch belohnender anfühlen. Dennoch ist die Spannungskurve eher flach. Die Läden werden zwar immer besser mit der Zeit und werfen mehr Ressourcen oder Aktionen ab, aber ab der Mitte des Spiels gibt es kaum noch eine Steigerung. Es kommen zwar immer neue Läden hinzu, aber diese mit Drachen zu füllen und zu nutzen, fühlt sich im ersten Zug genauso wie im letzten an.


    Gestartet bin ich mit dem Solospiel, bei der es sich um eine reine Highscore-Jagd handelt. Die Soloaktionen sind dabei sehr clever und zugleich simpel gelöst, sodass es keinerlei Fragen oder Hänger während der Partie gab. Nach meinem Zug wird eine Drachenkarte aufgedeckt, die dann an den ersten Laden passend angelegt wird, die farblich passende Drachenfigur bewegt sich dorthin und liegt eine passende Verzauberung aus, wird auch diese an den Laden angelegt. Sehr schön dabei ist, dass alle fünf anderen Drachenfiguren auf Läden gesetzt werden und mich so ein bisschen behindern. Dazu werden Drachenkarten und Verbesserungen so gut vom Solomechanismus verbraucht, dass eine Solopartie in schnellen 30-45 Minuten beendet ist. Einziger Kritikpunkt: Das reguläre Solospiel hat einen aufwändigeren Aufbau, bei der zu Beginn bestimmte Läden und Schmuckdrachen für Ziele herausgesucht werden müssen. Dies war mir anfangs zu aufwändig gegenüber dem normalen Aufbau, sodass ich mit dem Standardaufbau und allen Schmuckdrachenkarten gespielt habe. Dadurch ergeben zwar nicht alle Ladenaktionen und Ziele einen Sinn, weil die Mitspielerinnen fehlen, aber ich konnte schneller starten. In Summe gefällt mir die Soloversion sehr gut, wobei ich sie vermutlich nach drei Partien nicht mehr spielen werde. Eine Solovariante gegen einen echten Gegner hätte ich herausfordernder gefunden.


    Zu dritt konnte ich eine Partie spielen, bei der auch Wenigspielerinnen vertreten waren. Oben hatte ich bereits auf die Probleme bezüglich Regelverständnis aufgrund unthematischer Zusammenhänge und Wortwahl hingewiesen. Zusätzlich zeigte sich auch, dass die Optionsfülle für Einsteiger und für Analyse-Paralyse-anfällige Spielerinnen erschlagend ist. Das alles zusammen hat zu einer Spielzeit von zwei Stunden geführt – also doppelt so lange wie offiziell angegeben. Ich war auch eher von 60 Minuten ausgegangen, da ich die Solopartie recht schnell herunterspielen kann, wobei der Soloautomatismus mir aber auch jede Runde eine Drachenkarte und eine Verzauberung gibt, was das Spielende beschleunigt. Auf alle Fälle ist die Spielzeit im Mehrpersonenspiel dynamisch, da nicht gesagt ist, wie schnell Drachenkarten oder Verzauberungen aufgefüllt werden. Durch die Optionsfülle dauert die Auswahl einer Aktion und dann die Ausführung einige Zeit, vor allem bei einer Verzauberung, wenn drei Drachen ausliegen (beispielsweise wenn drei Diamantdrachen ausliegen und überlegt wird, welche neun Ressourcen für die ausliegenden Verzauberungen sinnvoll sind). Wenn alle im Spiel firm sind, gehen die Züge aber sicherlich etwas schneller. Aber jemand, der die Züge optimieren will, wird länger über seine Aktionen nachdenken als jemand, der aus dem Bauch heraus spielt.


    Die Interaktion hat mir sehr gut gefallen. Zumindest meine Pläne für Verbesserungen oder Läden, die ich besuchen wollte, wurden sehr oft behindert. Und umgekehrt habe ich auch geschaut, ob jemand die vier Sets für acht Siegpunkte vorrätig hat und habe diese Verbesserung vorher weggenommen, wenn dies möglich war. Einzig bei den Geschenken bin ich nicht sicher, was ich davon halten soll. Einerseits ist es ein sehr positiver Mechanismus, der zwar wie eine Bestrafung wirkt, der Empfängerin aber Freude bereitet. Anderseits kann es zum Königsmacher-Effekt kommen, weil einer Person Ressourcen geschenkt

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    Optisch ist es der totale Hingucker. Das Artwork ist fantasievoll und einfach superschön. Die Werkeldrachen sind putzig und gesamte Spielausstattung ist einfach phänomenal! Zum Glück weiß aber auch die Spielmechanik zu gefallen. Man sollte schon überlegen, ob man seinem Mitspieler die Gelegenheit bieten möchte, einen neuen Laden zu erkunden. Nicht selten prasseln da massig Siegpunkte herunter, so dass man vielleicht manche Aufwertung lieber später durchführt.

    Alles in allem ist Flamecraft ein tolles, leicht zugängliches Familienspiel, in das sich meine Frau schockverliebt hat! Aber auch ich bin jederzeit für eine Partie zu haben.