
Weiter geht es mit Kapitel 2, nach der kleinen Einführung und Vorstellung der Charaktere kann die Geschichte jetzt endlich Fahrt aufnehmen.
Kapitel 2- Das Schwarzgrab
Ein feiner Dunstschleier lag am nächsten Morgen über Gloomhaven und kündete von dem baldigen Ende des Sommers. Das Rufen der Marktschreier, die ihre Waren unweit der Taverne "Zum Schlafenden Löwen" feil boten, schallte durch das kleine Dachfenster in den Raum, in dem sich die vier Söldner schweigend daran machten, ihre Habseligkeiten zusammenzupacken. Katz'eeky kämmte sich mit ihren Pfoten durch das Fell und kratzte sich gähnend ausgiebig, was ihr einen schiefen Blick des Felsenherzes einbrachte, der etwas mit "Flöhen" murmelte. Kratz, der Quatryl, ölte mit Tropfen aus einer kleinen Messingkanne die Gelenke seiner Rüstung nach, die durch den Regen der letzten Tage etwas quietschten. Nor'Markh ließ die letzten Münzen aus der Geldkatze in seine Hand fallen."Wird Zeit, dass wir wieder Arbeit finden...", murmelte er gedankenverloren. Mit einem Ruck schulterte er sein Hab und Gut, griff nach der Streitaxt und gab so das Zeichen zum Aufbruch.
Unten im Gastraum, der bei Tageslicht noch schäbiger und dreckiger aussah als am Vorabend, stand der Wirt hinter seinem Tresen und polierte mit einem speckigen Tuch ein paar Krüge. Er schien penibel darauf zu achten den Blickkontakt mit der rothäutigen Valrath zu vermeiden, die ihm gegenüber saß. Hinter ihr, an einem Tisch, spielten zwei riesige, schwer gerüstete Inox Karten, sie schauten kurz auf, als die vier Söldner die schmale hölzerne Stiege herunterkamen und den Raum betraten.
"Aaah, das sind also die Gäste, von denen du gesprochen hast." Die Valrath schob dem Wirt mit einem Lächeln eine Silbermünze zu, ihr Schwanz zuckte aufreizend von links nach rechts. "Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Jekserah. Ich habe nach euch gesucht."
Nor'Markh nickte kaum merklich mit dem Kopf, und bedeutete ihr mit einer kurzen Handgeste fortzufahren.
"Nun, euer Ruf eilt euch voraus und ich könnte eure Dienste gebrauchen. Vor Kurzem hat mir ein Dieb wichtige Dokumente von großem, persönlichen Wert gestohlen und ich hätte sie gerne zurück. Was ihr dabei mit dem Dieb und seiner Bande anstellt, kümmert mich allerdings nicht." Jekserah lächelte erneut und entblößte dabei eine Reihe spitzer Zähne. "Wenn mich nicht alles täuscht findet ihr seine Bande im Totenhain nördlich dieser Stadt, laut meiner Informationen verstecken sie sich im Schwarzgrab."
"Und was springt für uns dabei raus?" fragte Nor'Markh, während er die Valrath musterte. Das enge Lederkorsett setzte ihren Körper gekonnt in Szene und ihre schwarzen, langen Haare und die dunklen Augen bildeten einen angenehmen Kontrast zu der rötlichen Haut. Unter ihrem Umhang mit der wertvollen Schließe blitzten zahlreiche goldene Ketten hervor, an jedem ihrer Finger trug sie einen Ring und auch die feinen Lederstiefel, die bis zu ihren Knien reichten, kündeten von ihrem offen zur Schau gestellten Reichtum.
Jekserah erhob sich von ihrem Hocker. Ein Zeichen für die beiden Inox, vermutlich ihre Leibwächter, es ihr gleich zu tun. "Nun, was haltet ihr von zehn Goldstücken? Wäre das eine angemessene Bezahlung?"
Katz'eeky sog hörbar Luft durch die Zähne ein. Zehn Goldstücke waren eine durchaus fürstliche Belohnung für das Ausschalten einer kleinen Diebesbande. Nor'Markh, ihr Anführer legte den Kopf schief und wog das Angebot der Valrath ab. "Fünf im Voraus, den Rest, wenn wir den Auftrag erfolgreich erfüllt haben."
"So soll es sein." Jekserah klimperte in ihrem Geldbeutel, trat an die Söldnergruppe heran und übergab dem Inox die Münzen sowie eine kleine Karte, die den Standort des Schwarzgrabes innerhalb des Totenhains verzeichnete. Sofort stach Katz'eeky das schwere Parfum der Frau in die Nase. "Nun, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als euch viel Erfolg zu wünschen", sprach sie. Während sie Nor'Markh einen letzten verführerischen Blick zuwarf, zog sich die Kapuze ihres Umhangs über und verließ die Taverne mit ihren beiden Leibwachen im Schlepptau.
Mit einem Teil der Münzen bezahlten sie den Tavernenwirt für die Übernachtung, mit dem restlichen Teil des Geldes kauften sie sich ein altes Pony auf dem Viehmarkt, dass ihr Gepäck bis zum Totenhain tragen sollte. Die Sonne hatte inzwischen die dünnen Nebelschleier am Himmel vertrieben und es versprach einer der letzten warmen Spätsommertage zu werden. Durch das Neumarkt-Tor verließen die Vier Gloomhaven und machten sich auf den Weg zum Totenhain, einem alten Friedhof, der schon lange vor der Stadt angelegt worden war. Ein schmaler Pfad führte zwischen Hügelgräbern durch einen alten Wald. Vor langer Zeit musste hier einmal ein großes Feuer gewütet haben, davon zeugten die zahlreichen, geschwärzten Baumgerippe. Nach kurzer Suche fanden sie den Eingang des Schwarzgrabes. Eine steile Steintreppe führte zwischen Efeuranken hinab in die Dunkelheit. Beromar band das Pony unweit der Krypta an einem Baum fest, entzündete eine Fackel und nacheinander stiegen sie die Stufen hinab...