Auspacken, Regeln lernen - Pikmin

Tadaaa! Es ist soweit! Das Spiel, von ich seit dem ersten flüchtigen Erwähnen irgendwo wusste, dass es eines Tages Mein sein wird, ist da. Gebraucht, aber sehr guter Zustand. Und schön der Klopper, den ich erwartet hatte. Die Auspöppelei wurde mir abgenommen, aber das macht fast nichts.


Materialsichtung


Zuerst fallen mir die Kärtchen der verschiedenen Kolonien in die Hände. Einiges klingt sinnvoll und nach Standard, Händler, Industrielle, Lohnarbeiter – aber über die „Kolonie der Altruisten“ muss ich doch kichern. Da würde ich natürlich gern wohnen! Mal sehen, ob die auch spielerisch was können.


Weiter geht’s, aha, aha, Holzfigürchen, etwas blass in der Farbe aber sonst nett, außerdem eine Meepleform, die ich noch nicht kenne, herzlich willkommen. Dann gibt es viele viele „Gebäude“??plättchen, oder was sollen eine „Mulde“ oder ein „Jagdrevier“ sein? Bei „Theater“ (sehr cool, dass es das gibt) und „Kneipe“ oder „Gutshof“ ist es schon eindeutiger, aber vom Style her unterscheiden die sich nicht von der „Mulde“. XD Naja, das wird sich ja noch klären. Alles etwas kleinteilig, das wird bestimmt eine Freude im Spiel sein :S Am größten sind noch die Hexagonplättchen aber auch die machen mir Sorgen (größentechnisch).


Ich wühle mich durch Plättchen um Plättchen um Plättchen, es nimmt kein Ende, juchz! Genauso mag ich das. Auch das Bestehen des Spieleautors auf das Epische seines Titels ist mir sehr sympathisch. Dass sich das im Material (wenn nicht in der Größe, dann doch wenigstens in der Menge) niederschlägt, ist mir mehr als recht, so hab ich's gern, die Imperial Settlers sind mir genauso wie Agricola, Caverna usw. immer zu schnell zu Ende.


Weiter im Text, ok, es gibt Botschaften, ach wie süß, Bäcker – ich muss dazu sagen, dass ich Aufbauvideospiele wie "Die Siedler" oder die "Anno"-Reihe liebe und hoffe, "Die Kolonisten" werden beim Spielen eine ähnlich wuselige, gemütliche und niedliche Atmosphäre versprühen, wie ich das bei Videospielen dieser Art mag.

Die etwas altbackene Grafik eignet sich dafür schon mal. Ich hab ja mit kaum einem Grafikstil ein Problem, nur gut gemacht muss er sein. Kalt und sci-fi-mäßig ist mir genauso recht wie biedere Mittelalterromantik, überdrehte Fantasy oder hübsche Märchenbilder, solange es nur nicht den Anschein erweckt, unpassend oder, na wie soll ich's sagen, „billig“ zu sein.

Ganz fantastisch finde ich z. B. die meisten der Grafiken bei „Nations“, das hat so richtig was biedermeiersprödes aber ist dabei total genial und wertig! Da kann ich über den Kartengrafiken sogar das hässliche Blau und Gelb der Umrandungen vergessen.


Die Kolonisten lässt sich grafisch bis jetzt auch gut an. Altbacken, aber niedlich, so hab ich's gern. Leider gibt es, soweit ich das bis jetzt gesehen habe, bei Gebäudegrafiken nur eine Draufsicht vom Eingang und Dach – eines der schönsten Erlebnisse bei Caverna ist für mich, die Einrichtung und die Details der einzelnen Gebäudekarten zu betrachten und auszuwählen (bei mir haben noch nie zwei Zwerge in zwei gleichartig designten Zimmern gewohnt, Abwechslung muss sein!) und das ist hier so leider nicht wirklich möglich. Zwei gleiche Gebäude sehen immer auch genau gleich aus und noch dazu kann man nicht reinsehen. Kleiner Minuspunkt für die Immersion, aber kein Beinbruch.


~~einige Sekunden später, die mit intensivem Starren verbracht wurden~~

Ich muss mich korrigieren! Das, was sich auf den Kärtchen VOR den Gebäuden abspielt ist durchaus mal verschieden. Die drei Schafe und das schwarze Schwein, die um diverse Höfe herumstreunern, stehen mal hier und mal da. Ebenso torkeln die Trunkenbolde vor den verschiedenen Kneipen nicht alle in dieselbe Richtung – also ich nehme an, das zieht sich dann durch alle Karten und ein wenig Abwechslung wird doch gegeben sein. Na bitte! Germany, one point!


Die Rohstoffe sind nicht in Holzform vorhanden sondern wiederum einfach kleine, quadratische Plättchen. Das find ich komischerweise nicht so schlimm, wie Gebäude, in die man nicht reingucken kann :D


Nachdem ich Beutel um Beutel um Beutel aus dem Karton ziehe seh ich langsam Grund – das scheinen die Spielpläne zu sein. Vier an der Zahl, dafür sind Vorder- und Rückseite unterschiedlich. Da es für bis zu vier Personen spielbar ist, ist vielleicht die eine Seite fürs vereinfachte Spiel, die andere für Fortgeschrittene? Wir werden sehen. Dann gibt es noch ein paar Kartenstapel mit normalen Karten in normaler Handkartengröße, die scheinbar Ereignisse providen? Das ist ja nett, teilweise werde ich sogar direkt angesprochen, sehr cool! Ich schau nicht zu lange, um nicht gespoilert zu werden. ;-D


So nun bade ich erstmal in den Beutelchen, werfe sie in die Luft und lass sie mir auf den Kopf prasseln!

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Das hier ist so eine zu karge Grafik, die mich ein wenig grummelig werden lässt.


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Oder das:






Das wirkt irgendwie... ich will nicht sagen „billig“, aber … zu sparsam. Mangelig. Und grade auf einem Markt will man es doch wimmeln sehen! Da bin ich dann immer ein wenig enttäuscht, wenn kein betriebsames, eifriges Treiben imaginiert werden kann, weil die optischen Anreize einfach zu mager sind.


Ebenfalls, wenn die schöne Hintergrundgrafik von riesigen Symbolen überdeckt wird – ja, ja, diese Symbole sind spielrelevanter als der Hintergrund, der könnte auch völlig weiß sein und der Mechanik würde es keinen Abbruch tun, es geht hier schließlich um plus ein Gold und plus ein Holz (und einen durchzustreichenden Taschenrechner??) aber MICH stört sowas.


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Hingegen versöhnen mich Grafiken wie solche dann wieder; diese Uhr <3


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Total süß und hübsch! Und ich komm mir ein bisschen wie in einem barocken Herrenhaus vor. Unn hinnerum isse sogar annersrum!


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Auch das Geld, obwohl „nur“ Pappmarker, ist sehr schön gemacht. In dieser Beziehung, keine Klagen von mir.


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Unterm Strich finde ich den Grafikstil toll, er hätte nur liebevoller zelebriert werden müssen! Andererseits ist das bei so vielen Plättchen vielleicht auch zu viel verlangt. Vermutlich eine Kostenfrage. Oder vielleicht regt sich auch niemand über einen Mangel an Details und Abwechslung auf, außer mir, wer weiß! Und der Grafiker musste wahrscheinlich eh schon Überstunden machen.


Zu den Spielplänen kann ich nur sagen, sie sehen mir zweckmäßig aus und durch den umliegenden Wald und die eingezeichneten Grundstückmauern ist auch ein bisschen was fürs Einfühlen getan. Auch süß, die zwei Arbeiter, die Spuren hinterlassend herumziehen. Auch hier hätte es mehr Detailverliebtheit sein können, für mein Empfinden, aber es ist genug vorhanden, dass meine Vorfreude wächst und nicht etwa verkümmert oder gedämpft wird.


Auf zur Anleitung!




Regelverständnis


Ok, der erste Satz, mit dem ich konfrontiert werde, nervt mich. „Wenn ihr das Spiel zum ersten Mal spielt, lest euch bitte zuerst die Einführungsregel durch!“

Ja gerne, aber es ist nirgends eine Einführungsregel zu finden! Meint ihr vielleicht „Das Einführungsspiel“? Also im privaten Rahmen ist meine etwas autistische Art von Textverständnis oftmals hinderlich, bei meiner Zeit als Game Tester / Lektorin / Korrektorin bei Nintendo war es sehr hilfreich, da dort CONSISTENCY ganz groß geschrieben wurde und ich auch Spielanleitungen zu korrigieren hatte. Da gab es das nicht, dass dieselbe Sache zwei unterschiedliche Bezeichnungen hat, und ja, auch dann nicht, wenn es um etwas scheinbar so vernachlässigbares geht. Dort hätte eine uneinheitliche Bezeichnung, so minimal sie sein mag, noch in der Endphase dazu geführt, dass sie als „bug“ aufgenommen und geändert worden wäre. Man möge mir meine vielleicht übertrieben wirkende Ennervierung verzeihen, aber so eine Verwirrung zu stiften ist einfach – unnötig.

Nach Sichtung aller Heftchen (es sind drei) und nach Durchblätterung derselben muss ich per Ausschlussverfahren darauf schließen, dass mit „Einführungsregel“ tatsächlich das „Einführungsspiel“ gemeint ist. Ist es so schwer, einheitliche Begriffe zu verwenden? Noch dazu, wenn der Satz ganz oben, noch ÜBER DER ERSTEN ÜBERSCHRIFT vorkommt?


Die Übeltäter:







Außerdem: Laut dem ersten Satz der normalen Regel soll man sich die „Einführungsregel“ „durchlesen“. Wenn ich das „Einführungsspiel“ aber beginne zu lesen, werde ich dort aufgefordert, die Partie gleich nachzuspielen. Was mach ich'n jetzt? Tatsächlich das Einführungsspiel nachspielen? Vielleicht doch erstmal die normale Regel … ich weiß, erstmal nen Tee.



(deutlich später)


Ich hab mich für die ganz wilde Machart entschieden und werde einfach kreuz und quer Regeln lesen und das Einführungsspiel spielen, nimm das, uneinheitliche Regel!


Noch deutlich späterer, mit merklich abgeklungenem Gegrummel und geglätteten Zornesfalten auf der Stirn:

Ich muss mich zügeln. Minimale Unklarheit hin oder her – die Regel ist Bombe. Ich konnte gar nicht aufhören zu lesen, so logisch und spannend griff alles ineinander und so sehr wollte ich wissen, wie es weitergeht! Ich bin mit allem versöhnt. Entsprechend habe ich auch das Einführungsspiel doch nicht begonnen, sondern einfach immer weiter die normale Regel gelesen! Natürlich hab ich jetzt noch nicht alles drauf, klar. Aber auch bei einmaligem Lesen und ohne mir gleich das Gelesene durch Griff zum Spielmaterial und dem Nachstellen des Erklärten zu vergegenwärtigen habe ich, glaube ich, einen ziemlich guten Überblick darüber, wie die Spielabläufe sein werden. Das ist alles andere als selbstverständlich, so manche Regel hinterlässt mich mit einem allumfassenden Fragezeichen im Gesicht und irgendwelche Let's Plays müssen es dann richten, wenn ich nicht vollends kapituliere, wie bei Thunderstone Advance Numenera.


Während ich mich mit wachsender Begeisterung durch die Regel wühle wandern meine Gedanken zu meiner Co-Berichterstatterin; muss sie nicht bereits völligstens angekotzt sein? So viel Euro in einem Game! Ich hoffe, sie bereut das Projekt nicht bereits vor der ersten Runde...


Etwas verwirrend erscheint mir Lager, Zwischenspeicher und Speicher. Aber auch das muss ich glaube ich nur einmal anwenden, damit es sitzt.


Auf einmal trifft mich völlig unvorbereitet DER Geistesblitz! Bietet das Spielmaterial mir zwar nicht die optische Detailtiefe, die ich so gerne mag und leider, in Maßen, hier sehr vermisse, so weiß ich nun wenigstens, wie ich mich in das Spiel einzufühlen habe.

Nicht als tatsächlicher Kolonistenherrscher, nicht als barocker Herr von hohem Rang, nein – ich spiele es wie ein barocker Herr von hohem Rang der am Reißbrett seine Kolonie und ihren Werdegang durch die Jahre PLANT und dazu das vorhandene Material als Verdeutlichung der Organisation benutzt. Wie die Feldherren, die in Fantasyfilmen vor epischen Schlachten Protoschachfiguren über ein Feld schieben – ich halte das ja immer für ein Augenzwinkern an die sicherlich zu hohem Maße tabletopliebenden Fans – um die angestrebten Taktiken zu visualisieren werde ich, edle Dame Pikmin of Tarth, meine Kolonie einfach komplett durchplanen. Mit etwas ausführlicherem Material allerdings, als z. B. die Versammlung auf Dragonstone zur Verfügung hatte. =D So, jetzt macht's Sinn, auch mit dem gebotenen! Unter diesen Voraussetzungen ist es sogar ziemlich überbordend, anstatt dass es zu wünschen übrig ließe. Smirk


Gut weiter im Text. Die Aktionen und „was zählt als Aktion“ sind wiederum etwas verwirrend. Normalerweise sind die Beispiele in der Anleitung ziemlich klar, aber das mit dem Institut auf Seite 12 … naaajaaa. Nach Beendigung der Regel kann ich sagen, ich freu mich SEHR auf das Spiel und all die Möglichkeiten, die es bietet. Vieles ist noch unklar aber im normalen Umfang. Bin sehr dankbar, dass es so ein Aufbausimulationsspiel auch in analoger Form gibt und kann es kaum erwarten, Waren zu produzieren und zu tauschen und Gebäude zu planen – was man als Kolonistenherrin halt so tut!